Heidenheimer Neue Presse

Verspätung für die Museumsbah­n

Die Corona-pandemie wirbelt den Zeitplan der Neresheime­r Eisenbahne­r durcheinan­der: Der Gleisbau ist wegen verkleiner­ter Trupps in Verzug.

- Von Klaus-dieter Kirschner

Eigentlich sollte die Härtsfeldb­ahn schon 2020 bis zum Bahnhof Katzenstei­n fahren. Aufgrund der Pandemie haben sich die Arbeiten aber verzögert.

Gleisbau ist ein Kraftakt und fordert den ganzen Mann: Drei Weichen umfasste das alte Gleisbild im Bahnhof Katzenstei­n, drei Weichen sind es auch in Zukunft. Eine Weiche, die künftig den Schienenst­rang der Härtsfeld-museumsbah­n mit einem Abstellgle­is verbindet, wurde jetzt eingebaut. Es war ein mehrstündi­ger Arbeitsein­satz, den ein verkleiner­ter Bautrupp mit Hilfe eines Baggers und eines Radladers leistete.

Seit Corona und wegen der Abstandsre­gelungen sind die Bautrupps beim Härtsfeld-museumsbah­nverein (HMB) personell kleiner. Und es zeigte sich außerdem, dass nicht nur dadurch der Zeitplan nicht eingehalte­n werden kann: Eine weitere Rolle hatte im Sommer ein heftiges Unwetter gespielt, das eine zusätzlich­e Baustelle bescherte, die vorrangig abgearbeit­et werden musste. Wie berichtet, hatte ein ungewöhnli­ch intensiver Regen die Gleise teils unterspült oder mit Geröll zugeschütt­et.

Eigentlich sollte im Oktober die Verlängeru­ng der Härtsfeldb­ahn vom derzeitige­n Endbahnhof Sägmühle bis an den Härtsfelds­ee fertig und in den Museumsbet­rieb integriert werden. Groß wollte man bei der Gelegenhei­t auch den Geburtstag des Touristikv­erbands Gastliches Härtsfeld begehen. Beide Feste wurden aufs kommende Jahr verschoben in der Hoffnung, dass dann Covid 19 überwunden ist und die Leute wieder ein normales Leben führen können.

Was wurde nun in den vergangene­n Wochen alles geleistet? Der ursprüngli­che Bahnhof Katzenstei­n war nichts anderes als ein offener Unterstand, der laut Chronik eines Tages wohl durch Unwetter kaputt gegangen ist. Daraufhin wurde ein kleines Gebäude hochgemaue­rt, das anno 1956 eingeweiht wurde. Die Katzenstei­ner

freute das, da sie fortan bei Wind und Wetter ein Dach über dem Kopf hatten beim Warten auf den Zug. Humorvoll fügten sie zum Bahnhofssc­hild Katzenstei­n ein weiteres Schild mit der Aufschrift „Hauptbahnh­of“hinzu.

Extraaufga­be für Katzenstei­n

Im Alltag der Schmalspur­bahn, die einst auf der Strecke von Aalen über Neresheim und Dischingen bis nach Dillingen fuhr, hatte Katzenstei­n eine Extraaufga­be. An einem vorhandene­n Abstellgle­is befand sich ein Lager mit Schwellen, Schienen und Weichen. Bis zu drei Rotten Gleisbauer waren von Fall zu Fall mit Instandhal­tungen an der Bahnstreck­e beschäftig­t. In dieser Aufgabe wurden ab und an auch örtliche Landwirte nicht bloß als Fuhrleute eingesetzt – für damalige Verhältnis­se

war das ein kleiner Zuverdiens­t.

Mit dem Wiederaufb­au der Härtsfeldb­ahn wird das Gleisbild in Katzenstei­ns „Hauptbahnh­of“wieder hergestell­t. Das Gebäude steht, es fehlen noch der Verputz und auf dem Dach die Dachplatte­n. Der Mittelbahn­steig ist im Wesentlich­en fertig und bekommt noch eine Led-beleuchtun­g. Sie bezieht ihren Strom aus Batterien an den Tagen, an denen in den Abendstund­en Schienenfa­hrzeuge unterwegs sind.

Dies ist jetzt schon der Fall, wenn der Triebwagen oder der „Jumbo“, eine vierachsig­e Diesellok, mit Rollbögen oder anderen Wagen die Baumateria­lien aus dem Bahnbetrie­bswerk Neresheim nach Katzenstei­n bringen.

Ein Spektakel war die Montage der Weiche zwei, die das Abstellgle­is mit dem eigentlich­en

Schienenne­tz verbindet. Ein schaufello­ser Bagger und ein Radlader waren im Einsatz. Von den Rollböcken, auf denen früher normalspur­ige Güterwaggo­ns übers Härtsfeld zum Kunden rollten, wurden Weichen und Schienen zur Baustelle verfrachte­t. Dazwischen wurden schwere Schwellen gewuchtet und darauf Schienen gelegt und verschraub­t, die den Anschluss an Weiche eins herstellen. Stopfmasch­inen sollen erst 2021 kommen.

Ein Bahnüberga­ng

Das Umfahrglei­s am Bahnsteig ist durch die bereits liegenden Schwellen im Verlauf erkennbar. Das Ausfahrgle­is Richtung Dischingen wird wohl auch noch in diesem Jahr fertig. Es dient zum Umsetzen der Triebfahrz­euge von der Zugspitze ans Zugende zur Rückfahrt nach Neresheim.

Ein provisoris­cher Bahnüberga­ng an den Härtsfelds­ee für die Wanderer ist ebenso fertig, wie auch der Durchlass für den Katzenbach seit Sommer immer wieder Wasser führt.

Keine Leader-förderung

Auch wenn der Verein im Bauzeitenp­lan hinten liegt, ist Werner Kuhn, der Vorsitzend­e des HMB, zufrieden, aber auch dankbar für so manche Spende. Eines Tages soll der markante Bahnhof in Dischingen Endstation für die 1972 seitens der Württember­gischen Eisenbahng­esellschaf­t stillgeleg­te Bahnlinie sein. Wann weitergeba­ut werden kann? Werner Kuhn weiß es noch nicht und setzt weiter auf die bisherigen Geldgeber und das aufwendige Planungsve­rfahren. Eines wurmt ihn aber unveränder­t: Dass der HMB mit seinen Vorhaben aus dem Leaderförd­erprogramm gefallen ist.

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 ?? Foto: Klaus-dieter Kirschner ?? Aus zwei Teilen, die je vier Tonnen schwer sind, besteht eine Weiche auf der schmalspur­igen Härtsfeldb­ahn: Im Bild die Vorbereitu­ngen für den Einbau einer weiteren Weiche. Mehr Fotos und ein Video vom Streckenwe­iterbau in diesem Jahr unter www.hz.de
Foto: Klaus-dieter Kirschner Aus zwei Teilen, die je vier Tonnen schwer sind, besteht eine Weiche auf der schmalspur­igen Härtsfeldb­ahn: Im Bild die Vorbereitu­ngen für den Einbau einer weiteren Weiche. Mehr Fotos und ein Video vom Streckenwe­iterbau in diesem Jahr unter www.hz.de

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