Spahn rechnet spätestens im Sommer mit Massenimpfungen
Der Gesundheitsminister ist optimistisch. Im Herbst 2021 könnte Deutschland mit dem Gröbsten durch sein. Die FDP spricht sich dagegen aus, Ärzte und Pfleger zuerst zu impfen.
Ist der Kampf gegen das Coronavirus im kommenden Jahr gewonnen? Die Bundesregierung nährt Hoffnungen, dass dem so sein könnte. „Stand heute bin ich sehr optimistisch, dass es spätestens im Sommer Massenimpfungen geben wird“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dem Nachrichtenportal „t-online. de“. Er gehe davon aus, dass „wir im Sommer auch flächendeckend in den Arztpraxen impfen können“. Schon im Frühjahr könnten bereits Millionen Menschen geimpft sein. Auf die Frage, ob Deutschland damit im kommenden Herbst mit dem Gröbsten durch sei, antwortete Spahn: „Wenn möglichst viele das Impfangebot wahrnehmen: ja“.
So hoffnungsvoll sind allerdings längst nicht alle Experten. Wasser in den Wein schüttet die Deutsche Stiftung Patientenschutz. „Die Seren helfen, die Erkrankung Covid-19 zu mildern. Ob Impfungen die Infektion verhindern können, ist jedoch unsicher“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Deshalb sei es „gefährlich, den Eindruck zu erwecken, dass Impfungen vor dem Virus umfassend schützen“. Die Regierung sollte sich „hüten, solche einfachen Bilder zu nutzen, um die Impfbereitschaft zu steigern“, sagte Brysch. Dies würde die Menschen in die Fänge von Corona-leugnern treiben und die dringend notwendige Impfbereitschaft negativ beeinflussen.
Spahns Sorge scheint indes eine andere zu sein. Er glaubt, dass die Nachfrage nach Impfstoffen so groß sein wird, dass Verteilungskämpfe drohen. So werde es im Januar in Deutschland für eine zweistellige Millionenzahl Impfwilliger nur drei Millionen Impfdosen geben, weswegen eine „sehr harte Priorisierung“nötig sei. „Es wird ja nicht umsonst an Konzepten gearbeitet, bis hin zu polizeilichem Schutz der Impfzentren.“Wie von der Impfkommission empfohlen, sollen Risikogruppen, Beschäftigte im Gesundheitsdienst und in zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge zuerst geimpft werden.
Grüne unterstützen Reihenfolge
In der Opposition ist man davon nicht in Gänze überzeugt. „Ich bin skeptisch, ob man wirklich zuerst das Personal im Gesundheitswesen impfen sollte“, sagt Fdp-gesundheitsexperte Andrew Ullmann dieser Zeitung. Ärzte und Pfleger könnten sich wie bisher an Hygieneregeln halten. „Wir müssen dringend über eine Priorisierung der vulnerablen Gruppen debattieren“, sagt der Professor für Infektiologie.
Die Grünen sind mit der Reihenfolge hingegen einverstanden. Kordula Schulz-asche, Sprecherin für Infektionsschutz, mahnte den Gesundheitsminister jedoch, alle Vorbereitungen rechtzeitig abzuschließen, „um sofort nach der Zulassung der Impfstoffe mit dem Impfen beginnen zu können“.