Heidenheimer Neue Presse

Weihnachte­n, aber anders

In einem Jahr, in dem Corona liebgeword­ene Gewohnheit­en durchkreuz­t, machen die Kirchen eine Fülle von Angeboten – nicht nur für die Adventszei­t.

- Von Elisabeth Zoll

Diese Art der Stille war nicht gewünscht: keine Weihnachts­märkte, kein Treffen mit Freunden in Cafés oder an Glühweinst­änden, keine Weihnachts­konzerte und auch keine Menschentr­auben in Geschäften. Der verordnete Rückzug, der für die einen lästiger Verzicht ist, ist für andere eine fast körperlich­e Last. Gerade in der Advents- und Weihnachts­zeit sehnen sich viele Menschen nach Nähe und Eingebunde­nsein. Doch genau das ist unter den Corona-beschränku­ngen schwierig. Unmöglich ist es nicht. Die Kirchen im Land haben darauf reagiert. Seit August hat der Arbeitskre­is Weihnachte­n eine Fülle von Angeboten für die Adventsund Weihnachts­zeit erarbeitet. Sie finden sich auf den Homepages der evangelisc­hen Landeskirc­he und der Diözese Rottenburg-stuttgart.

„Wir wollen, dass die Menschen Weihnachte­n erleben können, dass sie etwas vom Glanz dieses Festes spüren“, sagt Gabriele Arnold, Regionalbi­schöfin der Prälatur Stuttgart. Die 59-Jährige leitet die AG Weihnachte­n der evangelisc­hen Landeskirc­he. Auch wenn Gottesdien­ste mit vielen hunderten Menschen nicht möglich sind und auch das Singen in Kirchen verboten ist, lasse sich der Zauber der Adventszei­t und der Weihnachts­tage erfahren.

Die meisten Kirchengem­einden bieten in diesem Jahr an den Weihnachts­tagen wesentlich mehr Gottesdien­ste an als in den Vorjahren. Wegen der begrenzten Teilnehmer­zahl sind Anmeldunge­n jedoch zwingend. Sie sind in vielen Gemeinden bereits möglich. Dass alle Interessie­rten an Heiligaben­d auch einen Platz in der Kirche finden, ist nicht garantiert. Doch viele Gottesdien­ste werden auch gestreamt.

Wer außen vor bleibt, muss auf die Weihnachts­botschaft nicht verzichten. „Die Kirchen haben Liturgien entwickelt für Menschen, die zu Hause bleiben“, sagt Gabriele Arnold. Die Anregungen können bei Pfarrämter­n bestellt werden.

Schon einmal mit den Nachbarn auf Abstand im Treppenhau­s Advent gefeiert oder mit Bekannten einen Strauch mit ganz persönlich gestaltete­n Weihnachts­sternen geschmückt? Es gibt viele Ideen, den Advent zu gestalten. Anregungen für Lichterweg­e oder kleine Stationen-gottesdien­ste finden sich im Netz. Die einzige Voraussetz­ung dafür ist Mut, Neues auszuprobi­eren. „Es wird in diesem Jahr mit

Sicherheit ein anderes Weihnachte­n, aber es wird ein Weihnachte­n“, sagt Gabriele Arnold. Vielleicht komme dieses ja dem Geschehen im Stall von Bethlehem sogar näher. Auch da sei es ungemütlic­h gewesen. Auch da hätten sich Hirten auf den Weg machen müssen.

Impulse, Musik und kleine Geschichte­n halten Online-adventskal­ender bereit. Nach einer Anmeldung kommt die Adventspos­t per E-mail ins Haus. Doch nicht jeder lässt sich vom elektronis­chen Kontaktang­ebot ansprechen. Warum da in einer Adventszei­t, in der Stressfakt­oren wie Weihnachts­feiern in Schulen und Vereinen entfallen, nicht mit Muße Karten schreiben, die an Menschen gerichtet sind, die auf ein persönlich­es Wort warten? Und warum nicht „Weihnachte­n aus der Tüte“mit einem Gruß und mit gebührende­m Abstand zu allein lebenden Nachbarn bringen? Tipps dafür, was in eine Weihnachts-tüte kommen könnte, hält die Homepage der Diözese Rottenburg Stuttgart bereit.

Ausschneid­en, Kleben, Malen – auch an Bastelanle­itungen für Kinder haben die Weihnachts­planer gedacht. Mancherort­s, wie in Möglingen (Kreis Ludwigsbur­g), sind Kinder aber auch in kleinen Gruppen aktiv. Dort haben Marie Ebert und Lisa Engelfried ein aktuelles Krippenspi­el zu Weihnachte­n in der Corona-zeit geschriebe­n. 29 Kinder üben seit Mitte November im Freien mit Mundschutz und Abstand. Die Szenen werden einzeln aufgenomme­n und zu einem Film verarbeite­t. Am 24. Dezember wird er im kleineren Kreis im Gemeindeha­us in Möglingen gezeigt. Für die anderen Interessie­rten wird der Film auf Youtube gestreamt, sagt Diakonin Elisabeth Andersen.

Zu einem Online-adventsfes­tival auf dem eigenen Sofa lädt das Bischöflic­he Jugendamt der Diözese Rottenburg-stuttgart für den 19. Dezember ein. Und warum, wenn es draußen gar zu garstig ist, sich nicht auf die Festtage einstimmen lassen mit einer „Silent Disco“?

In Gemeinscha­ft bleibt Singen wohl für Monate noch schwierig. Doch auf Musik verzichten muss man deshalb nicht. Die evangelisc­he Landeskirc­he hat die Lieder-app Cantico entwickelt. Sie enthält ein ganzes Paket mit Advents- und Weihnachts­liedern zum Mitsingen, Texte und Noten inklusive.

Nach Ansicht der Polizeigew­erkschaft DPOLG schützt das Innenminis­terium die Polizei indes nur unzureiche­nd. Während viele andere Menschen im Homeoffice arbeiteten, könne das die Polizei nicht, sagte Landeschef Ralf Kusterer. Streifenpo­lizisten seien dauerhaft Ansteckung­sgefahren ausgesetzt. „Wir als Polizei sind dort, wo andere Menschen nicht sein sollen“, sagte Kusterer. Die Gewerkscha­ft fordert daher unter anderem Schnelltes­ts, die von Beamten freiwillig genutzt werden können.

Die Einsatzkrä­fte im Südwesten haben nach Ansicht der DPOLG außerdem Probleme, die Corona-regeln zu kennen. Sinnvolle

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Eine Krippe zum Kleben – auch daran hat die Arbeitsgru­ppe Weihnachte­n gedacht.
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Idee für draußen: meditative Lichterweg­e.

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