Weihnachten, aber anders
In einem Jahr, in dem Corona liebgewordene Gewohnheiten durchkreuzt, machen die Kirchen eine Fülle von Angeboten – nicht nur für die Adventszeit.
Diese Art der Stille war nicht gewünscht: keine Weihnachtsmärkte, kein Treffen mit Freunden in Cafés oder an Glühweinständen, keine Weihnachtskonzerte und auch keine Menschentrauben in Geschäften. Der verordnete Rückzug, der für die einen lästiger Verzicht ist, ist für andere eine fast körperliche Last. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit sehnen sich viele Menschen nach Nähe und Eingebundensein. Doch genau das ist unter den Corona-beschränkungen schwierig. Unmöglich ist es nicht. Die Kirchen im Land haben darauf reagiert. Seit August hat der Arbeitskreis Weihnachten eine Fülle von Angeboten für die Adventsund Weihnachtszeit erarbeitet. Sie finden sich auf den Homepages der evangelischen Landeskirche und der Diözese Rottenburg-stuttgart.
„Wir wollen, dass die Menschen Weihnachten erleben können, dass sie etwas vom Glanz dieses Festes spüren“, sagt Gabriele Arnold, Regionalbischöfin der Prälatur Stuttgart. Die 59-Jährige leitet die AG Weihnachten der evangelischen Landeskirche. Auch wenn Gottesdienste mit vielen hunderten Menschen nicht möglich sind und auch das Singen in Kirchen verboten ist, lasse sich der Zauber der Adventszeit und der Weihnachtstage erfahren.
Die meisten Kirchengemeinden bieten in diesem Jahr an den Weihnachtstagen wesentlich mehr Gottesdienste an als in den Vorjahren. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl sind Anmeldungen jedoch zwingend. Sie sind in vielen Gemeinden bereits möglich. Dass alle Interessierten an Heiligabend auch einen Platz in der Kirche finden, ist nicht garantiert. Doch viele Gottesdienste werden auch gestreamt.
Wer außen vor bleibt, muss auf die Weihnachtsbotschaft nicht verzichten. „Die Kirchen haben Liturgien entwickelt für Menschen, die zu Hause bleiben“, sagt Gabriele Arnold. Die Anregungen können bei Pfarrämtern bestellt werden.
Schon einmal mit den Nachbarn auf Abstand im Treppenhaus Advent gefeiert oder mit Bekannten einen Strauch mit ganz persönlich gestalteten Weihnachtssternen geschmückt? Es gibt viele Ideen, den Advent zu gestalten. Anregungen für Lichterwege oder kleine Stationen-gottesdienste finden sich im Netz. Die einzige Voraussetzung dafür ist Mut, Neues auszuprobieren. „Es wird in diesem Jahr mit
Sicherheit ein anderes Weihnachten, aber es wird ein Weihnachten“, sagt Gabriele Arnold. Vielleicht komme dieses ja dem Geschehen im Stall von Bethlehem sogar näher. Auch da sei es ungemütlich gewesen. Auch da hätten sich Hirten auf den Weg machen müssen.
Impulse, Musik und kleine Geschichten halten Online-adventskalender bereit. Nach einer Anmeldung kommt die Adventspost per E-mail ins Haus. Doch nicht jeder lässt sich vom elektronischen Kontaktangebot ansprechen. Warum da in einer Adventszeit, in der Stressfaktoren wie Weihnachtsfeiern in Schulen und Vereinen entfallen, nicht mit Muße Karten schreiben, die an Menschen gerichtet sind, die auf ein persönliches Wort warten? Und warum nicht „Weihnachten aus der Tüte“mit einem Gruß und mit gebührendem Abstand zu allein lebenden Nachbarn bringen? Tipps dafür, was in eine Weihnachts-tüte kommen könnte, hält die Homepage der Diözese Rottenburg Stuttgart bereit.
Ausschneiden, Kleben, Malen – auch an Bastelanleitungen für Kinder haben die Weihnachtsplaner gedacht. Mancherorts, wie in Möglingen (Kreis Ludwigsburg), sind Kinder aber auch in kleinen Gruppen aktiv. Dort haben Marie Ebert und Lisa Engelfried ein aktuelles Krippenspiel zu Weihnachten in der Corona-zeit geschrieben. 29 Kinder üben seit Mitte November im Freien mit Mundschutz und Abstand. Die Szenen werden einzeln aufgenommen und zu einem Film verarbeitet. Am 24. Dezember wird er im kleineren Kreis im Gemeindehaus in Möglingen gezeigt. Für die anderen Interessierten wird der Film auf Youtube gestreamt, sagt Diakonin Elisabeth Andersen.
Zu einem Online-adventsfestival auf dem eigenen Sofa lädt das Bischöfliche Jugendamt der Diözese Rottenburg-stuttgart für den 19. Dezember ein. Und warum, wenn es draußen gar zu garstig ist, sich nicht auf die Festtage einstimmen lassen mit einer „Silent Disco“?
In Gemeinschaft bleibt Singen wohl für Monate noch schwierig. Doch auf Musik verzichten muss man deshalb nicht. Die evangelische Landeskirche hat die Lieder-app Cantico entwickelt. Sie enthält ein ganzes Paket mit Advents- und Weihnachtsliedern zum Mitsingen, Texte und Noten inklusive.
Nach Ansicht der Polizeigewerkschaft DPOLG schützt das Innenministerium die Polizei indes nur unzureichend. Während viele andere Menschen im Homeoffice arbeiteten, könne das die Polizei nicht, sagte Landeschef Ralf Kusterer. Streifenpolizisten seien dauerhaft Ansteckungsgefahren ausgesetzt. „Wir als Polizei sind dort, wo andere Menschen nicht sein sollen“, sagte Kusterer. Die Gewerkschaft fordert daher unter anderem Schnelltests, die von Beamten freiwillig genutzt werden können.
Die Einsatzkräfte im Südwesten haben nach Ansicht der DPOLG außerdem Probleme, die Corona-regeln zu kennen. Sinnvolle