Cher brouillard,
ha! Wir haben es gewusst. Kaum haben wir diese Überschrift getippt, schon sieht sie ungewöhnlich aus, fremd, exotisch. Jedenfalls sieht sie viel, viel besser aus, als wenn dort einfach „Lieber Nebel“stünde. Dabei heißt „Cher brouillard“nichts anders als „Lieber Nebel“, nur eben auf Französisch.
Wir wollen kurz ausholen: Bekanntlich ist das Reisen zurzeit zwar nicht unmöglich, jedoch mindestens erschwert und deutlich weniger erstrebenswert als sonst. Murrend wandern wir durch Innenstädte, um irgendetwas zu kaufen, missmutig spazieren wir durch unsere Landschaft, die zwar schön, aber eben auch wohlbekannt ist. Was hilft da?
Wie in der Überschrift bewiesen: Fantasie hilft immer. „Nebel“ist nervtötend, doch ein portugiesischer „nevoeiro“klingt doch schon viel weniger trübe, oder? Und wer nicht im Nebel, sondern im „ukungu“(Suaheli) durch den Wald läuft, der kann nach Gorillas im Nebel spähen, auch wenn die sich nachher nur als der Nachbar mit seinem Hund herausstellen.
Langer Rede kurzer Sinn: Das Reisen im Kopf unterliegt keinerlei Beschränkungen und ist überdies auch komplett Co-2neutral. Und wer genug Fantasie aufbringt, kann auch mitten in einer Pandemie genug Spaß haben. Meckern wir nicht über Nebel. Freuen wir uns über die „nebbia“und wandern wir rund um Casa della Sassonia (Sachsenhausen), das ist Kurzurlaub vom Feinsten. Oder lassen wir uns auch von etwas „niebla“nicht von einem Spaziergang in Montaña del Buey (Ochsenberg) abhalten.
Und weil diese Kolumne auch der sinnfreien Volksbildung dienen soll, kommen jetzt noch einige fremdsprachliche Begriffe für Nebel. Auf Türkisch heißt er „sis“und auf Ungarisch „köd“, in Norwegen tritt der Nebel als „tåke“auf, in Finnland indes als „sumu“.
In diesem Sinne: Es muss beim Spazieren nicht immer Sonne sein und nicht immer das „Eşek kalesi vadisi“. Und wer weiß, was das heißt, darf uns eine Mail schreiben. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.