„Eine Querfinanzierung ist nicht feststellbar“
Oberbürgermeister Bernhard Ilg zu den Übernahmen von zwei Hotels durch den Energieversorger.
Der Hotelmarkt in Heidenheim ist im Umbruch. Die Stadtwerke werden nach der Übernahme von Schlosshotel und Ecome zum größten Hotelier in Heidenheim. Das war nicht nur eine Überraschung, sondern hat bei Hz-lesern zu einigen Fragen geführt, die Oberbürgermeister Bernhard Ilg als Vertreter der Stadt und damit des Eigentümers des Energieversorgers beantwortet.
Warum wurden die Hotels übernommen? Eine kommunale Aufgabe dürfte sich vermutlich nicht dahinter verbergen.
Die Stadtwerke haben sich schon länger bei Weiterentwicklung des Areals des heutigen Brenzpark Centers engagiert. Dabei entstand auch das Ecome-hotel. Als sich der jetzige Betreiber zurückziehen wollte, haben die Stadtwerke als Vermieter das Hotel übernommen. Aber es stimmt, streng genommen verbirgt sich dahinter keine kommunale Aufgabe. Beim Schlosshotel fiel die Entscheidung für die Übernahme, weil die Stadtwerke bereits Anteile an der Schlossberg-entwicklungsgesellschaft besaßen. Schon vor dem Insolvenzantrag war ich an die Stadtwerke herangetreten und hatte sie darum gebeten zu prüfen, ob sie in diesem Bereich aktiv werden könnten. Ich bin der Ansicht, dass die Stadt im Augenblick sicher andere Schwerpunkte hat, als ein Hotel zu führen. Nach einer Analyse sind die Stadtwerke dann zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Übernahme von Anteilen am Schlosshotel lohnt. Im nächsten Jahr wäre das Unternehmen damit Eigner von 51 Prozent der Anteile an dem Hotel gewesen.
Doch dann kam die Insolvenz.
Das hat die Prioritäten verschoben. Nun ging es darum, den Hotelbetrieb sicherzustellen und die 65 Arbeitsplätze zu retten. Es wäre eine Katastrophe für die Stadt gewesen, wenn wir nach der Corona-krise das Hotel nicht wieder hätten eröffnen können. Deshalb gab es auch Gespräche mit dem Insolvenzverwalter, die dann in der Übernahme durch die Stadtwerke mündeten.
Haben die Stadtwerke überhaupt genügend Erfahrungen, um Hotels zu betreiben?
Beide Hotels werden nicht von den Stadtwerken direkt betrieben, sondern von einer Geschäftsführung, die dafür eingesetzt wird. In den Händen von Schlosshotel-direktor Mile Zovko und seinem Team sind beide Häuser gut aufgehoben. Er muss die geschäftliche Entwicklung künftig dann nicht mehr an mich oder die Brendal-gruppe, sondern an die
Stadtwerke berichten. Zudem besitzt das Unternehmen über seine Immobilien-tochter die Hellenstein-gastronomie in der Aquarena, die es im Unterschied zu den Pächtern davor erfolgreich betreibt. Eine gewisse Erfahrung ist also schon vorhanden.
Wird der Hotelkauf über die Stromund Gaspreise finanziert?
Die Stadtwerke sind ein sehr erfolgreiches Unternehmen. Die jährlichen Gewinne werden in den unterschiedlichen Sparten generiert, beispielsweise als Großenergiehändler an der Börse, im Bereich erneuerbare Energien, aber auch in der Immobilienwirtschaft. Eine Querfinanzierung ist deswegen nicht feststellbar. Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass der Strom- und Wasserpreis im kommenden Jahr unverändert bleibt. Ähnliches gilt für die Eintrittspreise für die
Aquarena und die Gebühren in den Parkhäusern der Stadtwerke. Nur der Gaspreis wurde wegen der Kohlendioxid-steuer erhöht.
Wird der Heidenheimer Energiekunde für die Defizite aus dem Hotelbetrieb aufkommen müssen?
Das Schlosshotel hat in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet und wenigstens seine Mindestpachterlöse erwirtschaftet. Es war kein Verlustbringer. Nun haben die Stadtwerke die Chance, durch einen gemeinsamen Betrieb mit dem Ecome Synergien herzustellen und damit sogar noch profitabler zu werden. Aber selbst wenn die Corona-krise zu einem längeren Einbruch in der Hotelbranche führen sollte, können diese Verluste problemlos durch die profitable Immobiliensparte getragen werden. Auf den Energiekunden wird das keine Auswirkungen haben.