Heidenheimer Neue Presse

Leipzig lässt Bayern wanken

Thomas Müller bewahrt die Münchener im Spitzenspi­el gegen RB vor einer Niederlage. Der mitreißend­e Schlagabta­usch endet mit einem 3:3-Unentschie­den.

-

Bayern-retter Thomas Müller präsentier­te sich nach seinen zwei schönen Tor-grüßen an Joachim Löw beim 3:3-Spektakel gegen bärenstark­e Leipziger als cleverer Selbstverm­arkter. Der ausgemuste­rte Ex-weltmeiste­r ließ mal wieder große Taten für ein Dfb-comeback sprechen, biederte sich beim Bundestrai­ner aber nicht an, sondern warb sogar für diesen. Alle Deutschen müssten alles dafür tun, „dass wir wieder Schwung reinbringe­n in die Bude“, sagte Müller zur Fußballnat­ionalmanns­chaft und beendete den Satz mit den Worten: „Mit Joachim Löw bringen wir auch wieder Schwung rein!“

Torhüter Neuer patzt

Wie man als Champion und Anführer Schwung in ein zum Ende des Triple-jahres körperlich und auch mental ausgelaugt­es Münchner Starensemb­le bringt, demonstrie­rte Müller in einem „wilden Spiel“, wie Hansi Flick den mitreißend­en Schlagabta­usch einordnete. Müller trieb pausenlos verbal an, wie beim lautstarke­n Abschluss-befehl an Youngster Jamal Musial beim 1:1. Er riss seine Kollegen mit und bewahrte wankende Bayern gerade mit seinem zweiten Tor zum Endstand vor dem Sturz von Platz eins.

„Ich versuche, in der Mannschaft, in der ich auf dem Platz stehe, zu helfen. Das klappt ganz gut“, bemerkte Müller zum Thema Nationalel­f, das für ihn in der aktuellen Saisonphas­e „ganz weit weg“sei. Listig fügte der 100-malige Nationalsp­ieler hinzu: „Ich bleibe dran, den Rest schauen wir mal...“Flick lobte seinen Leader, aber er blieb bei der Causa Müller der loyale Löw-helfer aus gemeinsame­n Dfb-zeiten. „Der Jogi weiß schon, was er macht“, sagte der einstige Assistent.

Flick hat ja gerade auch seine eigenen Sorgen als Vereinscoa­ch. Sein Ensemble zeigt sich verwundbar, vor allem in der Abwehr. Sie lud den Gegner – nun sogar inklusive des beim 0:1 patzenden Torhüters Manuel Neuer – zu den überhaupt ersten Leipziger Toren in München durch Christophe­r Nkunku, Justin Kluivert und Emil Forsberg förmlich ein. Von Schläfrigk­eit in der Abwehrarbe­it sprach Kapitän Neuer. Diesmal musste Abwehrchef

David Alaba links aushelfen. Offensiv trumpften ausnahmswe­ise ebenfalls nur drei Spieler auf, neben Müller der dreifache Torvorbere­iter Kingsley Coman sowie der 17-jährige Musiala. „Jamal spielt befreit auf“, schwärmte

Flick.

Beeindruck­end war, wie der ehrgeizige Herausford­erer aus Leipzig in der zuschauerl­osen Münchner Arena trotz seines gewaltigen Wochenpens­ums mit zweimal Champions League und Bundesliga auftrat. „Das sind Maschinen“, rühmte Julian Nagelsmann seine Profis. Der Rb-coach trieb diese 90 Minuten an, lauter noch als „Radio Müller“auf dem Rasen. „Bayern ist die Mannschaft, die in der Bundesliga strahlt. Da ist es gut, mithalten zu können“, sagte Nagelsmann. Leipzig hielt nicht nur mit, die Bullen hätten das Remis sogar als Punktverlu­st einordnen dürfen. Die Spieler grämten sich aber nicht groß über die verpasste Tabellenfü­hrung. „Es war geil, auf dem Platz zu stehen. Für solche Spiele lebt man“, jauchzte Forsberg. Es war das vierte Unentschie­den nacheinand­er zwischen den beiden neuen Rivalen. „Man muss sagen: Das ist – neben Dortmund – eine Topmannsch­aft“, äußerte Neuer.

Neben Doppeltors­chütze Müller rettete die Bayern womöglich auch, dass Nagelsmann immer das noch „wichtigere Spiel“um das Weiterkomm­en in der Champions League gegen Manchester United am Dienstag „im Auge haben musste“, wie er anmerkte. Hätte er sonst den bärenstark­en Forsberg nach einer Stunde ausgewechs­elt? „Das Achtelfina­le ist noch nicht eingetütet“, erläuterte Nagelsmann, der freudig nach vorne blickte: „Es gibt einem Team immer ein gutes Gefühl, wenn man gegen eine europäisch­e Top-mannschaft so einen starken Auftritt hinlegt.“

Bayern ist die Mannschaft, die in der Bundesliga strahlt. Da ist es gut, mithalten zu können. Julian Nagelsmann

Trainer RB Leipzig

Newspapers in German

Newspapers from Germany