Besorgt um Sportwelt in Deutschland
Olympischer Sportbund befürchtet Mitgliederschwund in Vereinen. Förderung wird an Prävention geknüpft.
Die Corona-pandemie hat auch die erste digitale Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) bestimmt. 2020 sei „schwierig“gewesen, sagte Präsident Alfons Hörmann, „und wir stellen uns darauf ein, dass 2021 noch schwieriger wird.“Die „wirtschaftliche und emotionale Kraft“gehe im zweiten Lockdown verloren, meinte er. „Es besteht die reale Gefahr, dass wir Sportdeutschland in seiner Struktur nach der Krise deutlich geschwächt vorfinden“, sagte Hörmann. Der DOSB prognostiziert einen Mitgliederschwund von acht bis zehn Prozent in den fast 90 000 Vereinen.
Daran werden wohl weder der von Staatssekretär Stephan Mayer für 2021 ausgerufene „Rekord-sporthaushalt“von 291 Millionen Euro noch die Millionenhilfen für den Profisport etwas ändern. Mit den versprochenen Millionenzahlungen will sich Präsident Hörmann nicht zufriedengeben. Die Sanierung der Sportstätten sei ein Milliardenvorhaben, sagte er. Diese werde den deutschen Sport noch über Jahre hinaus beschäftigen.
Auch der DOSB müsse „den Gürtel enger schnallen“, sagte Finanzvorstand Thomas Arnold. Schon für den Haushalt 2019 musste der Dachverband auf Rücklagen zurückgreifen. Vieles hängt von den Olympischen Spielen in Tokio ab und den Zuwendungen des Internationalen Olympischen Komitees. Doch Tokio ist weit weg, vor der Tür liegen die Sorge um Mitglieder, Ehrenamtliche und Finanzen. Das Infektionsgeschehen lässt lautstarke Forderungen nach Lockerungen für den Breitensport nicht mehr zu, der DOSB muss abwarten. „Absolute Aussagen kann es nicht geben“, sagte Hörmann, der auf regionale Regelungen setzt. Die drängenden Fragen zur Pandemie überlagerten die weiteren Aufgaben.
Schutz vor sexualisierter Gewalt
Dennoch seien 2020 „mittel- und langfristige Themen vorangetrieben“worden, sagte Hörmann. Der wichtigste Beschluss: Ab 2022 werden öffentliche Fördermittel für Sportvereine und -Verbände an die Umsetzung eines Stufenmodells zur Prävention und zum Schutz vor sexualisierter Gewalt geknüpft. Hörmann sprach von einem „Meilenstein“. Er rief den deutschen Sport dazu auf, sich „aktiv dieser zentralen Aufgabe“zuzuwenden.
Zuletzt hatten Anschuldigungen der früheren Turnweltmeisterin Pauline Schäfer und weiterer Turnerinnen gegen ihre einstige Trainerin Schlagzeilen verursacht. Der DOSB versprach, die vom Deutschen Turner-bund am Bundesstützpunkt in Chemnitz eingeleitete Untersuchung auf den Olympiastützpunkt auszuweiten.