Heidenheimer Neue Presse

Tophit 2020: „Blinding Lights“

Die Single-charts 2020 dominiert The Weeknd mit einem Lied, das so klingt, als würde man es schon lange kennen. Und bei den Alben triumphier­en die Altrocker AC/DC.

- Ac/dc-sänger

Als beste Schauspiel­erin sind unter anderem die deutschen Miminnen Nina Hoss („Schwesterl­ein“) und Paula Beer („Undine“) nominiert. Beer hat für ihre Darstellun­g als etwas unwirklich erscheinen­de Historiker­in Undine bereits den Silbernen Bären der Berlinale gewonnen.

Das Corona-jahr 2020 bleibt weltweit mit dem elektronis­chen Sound eines kanadische­n Musikers verbunden: Der Synthie-popsong „Blinding Lights“ist der Hit des Jahres. In den Jahreschar­ts der Offizielle­n Deutschen Charts kommt der Song von The Weeknd auf Platz eins, wie GFK Entertainm­ent in Baden-baden mitteilte. Bei den Alben dominiert erneut Hardrock – mit „Power Up“von den australisc­hen Altrockern AC/DC.

Wie der Musikstrea­ming-marktführe­r Spotify schon Anfang voriger Woche verkündete, liefert „Blinding Lights“nicht nur große nostalgisc­he Gefühle. Das Stück ist auch internatio­nal der erfolgreic­hste Song im Corona-jahr – mit allein bei Spotify mehr als 1,6 Milliarden Streams. Die Kompositio­n, die Ende November 2019 heraus- und obendrein in einem Auto-werbespot vorkam, war in Dutzenden Ländern Nummer eins.

Der Song im 80er-jahre-stil hat gut 170 Beats pro Minute und klingt so, als würde man ihn schon lange kennen. The Weeknds hohe R&b-stimme erinnert an Michael Jacksons Part im Ohrwurm „Somebody’s Watching Me“von Rockwell aus dem Jahr 1984. Das Lied hat zudem Anklänge an Jacksons „Beat It“(1982), Rod Stewarts „Young Turks“(1981) sowie den Stil von Bands wie Depeche Mode oder The Human League.

Musik und Text stammen vom schwedisch­en Produzente­n und Komponiste­n Max Martin („Oops!... I Did It Again“) sowie Oscar Holter, Ahmad Balshe, Jason Quennevill­e und The Weeknd selbst. Der 30-jährige Musiker heißt eigentlich Abel Makkonen Tesfaye, hat äthiopisch­e Wurzeln und kommt aus Toronto. Interviews

lehnte er lange Zeit grundsätzl­ich ab. Der unnahbare Popstar arbeitete aber schon mit anderen Stars wie Drake, Beyoncé, Ed Sheeran oder Daft Punk zusammen.

Wie er einmal bekannte, hatte er als Schulabbre­cher Drogenprob­leme. Seinen Vater kenne er kaum, sagte er vor fünf Jahren dem „Rolling Stone“: „Er hat mich nicht misshandel­t, er war kein Alkoholike­r, er war kein Arschloch. Er war nur einfach nicht da.“

Vergangene Woche wurde The Weeknd richtig emotional, weil er bei den Grammy-nominierun­gen diesmal gänzlich leer ausgegange­n war. „Die Grammys bleiben korrupt. Ihr schuldet mir, meinen

Fans und der Industrie Transparen­z ...“, twitterte er. Harvey Mason Jr. von der zuständige­n Recording Academy antwortete, es gebe „jedes Jahr weniger Nominierun­gen als Künstler, die es verdient hätten“.

Auf Platz zwei in den deutschen Single-jahreschar­ts 2020 schaffte es erneut das Lied „Dance Monkey“der australisc­hen Singer-songwriter­in Tones And I, das schon im Mai 2019 veröffentl­icht worden ist. Zweimal Position zwei in den Jahreschar­ts – das gelang bislang keinem anderen Lied. Rang drei eroberte der Song „Roller“des Ludwigshaf­ener Rappers Apache 207, der im August 2019 erschienen ist.

Bei den Alben legten die Altrocker von AC/DC einen Durchmarsc­h hin – und das kurz vor dem Ende der Jahreschar­ts-auswertung, die seit 2018 schon Ende November erfolgt und nicht erst im Januar.

Das am 13. November erschienen­e „Power Up“ist das erste Album seit dem Tod des Gitarriste­n Malcolm Young 2017 – und nun die sechste Nummer-eins-platte der Band. Sie markiert auch die Rückkehr des unverkennb­aren Sängers Brian Johnson (73), der zwischendu­rch mal von Axl Rose (58) ersetzt worden war.

Johnson hatte die Band 2016 wegen schwerer Gehörprobl­eme verlassen. „Wenn einem gesagt wird, dass man aufhören muss, fühlt sich das an, als ob man keine Beine hätte, es ist schrecklic­h“, sagte der heute 73-Jährige in einem Interview. „Glückliche­rweise habe ich mich nur mit einer Flasche Whiskey zugeschütt­et. Ich hab keine Drogen genommen, ich brauchte keinen Psychiater. Ich habe mir gesagt, ich muss jetzt stark sein.“Das unerwartet­e Comeback wurde möglich, weil ein Spezialist ein Hörgerät für Johnson entwickelt­e.

„Power Up“, das 2018/19 aufgenomme­n wurde, legte die erfolgreic­hste Startwoche eines internatio­nalen Acts seit Metallica („Hardwired...to Self-destruct“) vor vier Jahren hin. Laut Daten von GFK Entertainm­ent verkaufte sich das Album in den ersten sieben Tagen etwa 160 000 Mal in Deutschlan­d. Zum Vergleich: Rammstein als Gewinner 2019 hatten sogar 260 000 verkaufte Einheiten in der ersten Woche.

Erstmals seit der Britin Adele 2011 („21“) stammt das Album des Jahres wieder von ausländisc­hen Künstlern. Voriges Jahr war es Rammstein, davor hatten sich Helene Fischer (2018, 2017, 2015, 2014, 2013), Udo Lindenberg (2016) und Die Toten Hosen (2012) durchgeset­zt.

Hinter den englischsp­rachigen Hardrocker­n wird es in den Top 10 der erfolgreic­hsten Alben auch 2020 wieder recht deutsch: Auf Platz zwei landete die Band Böhse Onkelz („Böhse Onkelz“), auf der Drei Sarah Connor („Herz Kraft Werke“), auf der Vier Die Ärzte („Hell“).

Ich habe keine Drogen genommen. Ich habe mir gesagt, ich muss jetzt stark sein.

Brian Johnson

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Foto: Jens Kalaene/dpa Hat mit „Blinding Lights“den Abräumer des Jahres gelandet: der kanadische R&b-musiker The Weeknd.
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Das Liebesdram­a „Undine“mit Paula Beer ist für den Europäisch­en Filmpreis im Rennen.

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