Grüne: Lieber mit SPD regieren
Drei Monate vor der Landtagswahl im Südwesten haben sich die Grünen vom Koalitionspartner CDU distanziert. In der Klimapolitik sei die CDU für die Grünen jahrelang „ein Klotz am Bein“gewesen, sagte Grünen-landeschef Oliver Hildenbrand. Das hinterlasse Spuren. Co-chefin Sandra Detzer machte deutlich, dass die Grünen am liebsten mit der SPD regieren würden.
Nun haben auch die Grünen den Wahlkampf eröffnet, an den Ministerpräsident Winfried Kretschmann angeblich noch keinen Gedanken verschwendet. Der Zeitpunkt für den Ruf der Parteivorsitzenden Sandra Detzer und Oliver Hildenbrand nach einem Wechsel des Koalitionspartners ist wohl gewählt: Wenige Tage vor dem Landesparteitag und wenige Wochen vor Beginn des Wahljahres 2021 soll er die eigene Basis motivieren, der am jetzigen Juniorpartner CDU vor allem das Wort Junior gefällt. Die Abgrenzung tut strategisch schon Not, um der Gefahr zu begegnen, nicht mehr als die Ökopartei schlechthin angesehen zu werden. Die Konkurrenz durch die neue Klimaliste sorgt für Nervosität.
Den Wunsch, wieder mit der SPD zu regieren, teilen immerhin die umschmeichelten Genossen. Allein: Umfragen geben eine grün-rote Neuauflage
bislang nicht her. Bleibt die FDP. Die wäre, anders als 2016, diesmal wohl zu einem Bündnis mit Grünen und SPD bereit. Aber ob die Grünen in einer Dreier-koalition ihre Handschrift deutlicher machen könnten?
Der Wahlkampf wird daher zu einem Balanceakt, für Grüne wie CDU. Die beiden großen Parteien im Land müssen sich zur Profilierung voneinander absetzen. Aber sie müssen dabei Maß halten. Die Bürger erwarten zu Recht, dass sie die derzeitige Koalition noch gut durch diesen Corona-winter führt. Die fortgesetzten Streitereien um Details der Pandemie-bekämpfung nutzen niemandem. Und die führenden Köpfe beider Seiten sollten sich auch nach der Wahl noch in die Augen schauen können. Dass die Bürger Grüne und CDU zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit verdonnern, ist so unwahrscheinlich nicht.