Kochbuch top, Reiseführer eher flop
Corona hat den Alltag stark verändert – das spiegelt sich sogar beim Kauf von Lesestoff wider.
Im Trend sind Radeln, Wandern, Kochen, Kinderbücher. Die Corona-epidemie hat spürbaren Einfluss auf die Buchkäufe in Deutschland, wie Buchgroß- und -einzelhändler berichten. Im Bereich Belletristik ist laut Amazon-charts nach wie vor Harry Potter der Verkaufsschlager: Unter den zehn verkaufsstärksten Romanen der vergangenen Woche waren sechs Harry-potter-bände, wie aus den Verkaufsranglisten der Amazon-tochter in München hervorgeht.
„Tatsächlich gab es durch die Corona-pandemie auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten bei Büchern“, berichtet ein Sprecher des Großhändlers Libri in Hamburg. Auffällig ist vor allem das sprunghaft gestiegene Interesse an inländischen Rad- und Wanderführern.
Die Einschränkungen des Alltagslebens lassen sich quasi spiegelverkehrt im Buchmarkt ablesen, so die zeitweiligen Schulschließungen und das stark beschränkte Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche.
„Im Gesamtbuchmarkt sind Kinderund Jugendbücher auch in 2020 die einzige Warengruppe, die einen Umsatzzuwachs gegenüber 2019 verzeichnet“, sagt der Libri-sprecher, mit einem Plus von 6,2 Prozent bis September.
Garten und Backen laufen gut
Auch Erwachsene beschäftigen sich in Zeiten stark eingeschränkten Soziallebens mehr mit sich selbst oder den eigenen vier Wänden: „Wenn „Cocooning“auf der Tagesordnung steht, liegt vielen Menschen am Herzen, ihr Zuhause schöner zu gestalten und Hobbys wiederzuentdecken“, heißt das Resümee beim Großhändler Zeitfracht in Berlin. „So haben sich bereits existierende Trendthemen wie Do it yourself und Kreativität, Hobby, Freizeit, Garten sowie Kochen und Backen, insbesondere Brotbacken, weiter verstärkt.“Das bestätigt die Münchner Buchhandelskette Hugendubel: In einzelnen Segmenten gebe es mehr Nachfrage. „Dazu gehören Kochbücher, Wanderund Radfahrführer sowie politische Literatur.“Mangels Urlaubsmöglichkeiten jenseits der Grenzen bleiben Auslandsreiseführer dagegen liegen.
Nicht zuletzt registriert die Branche ein Bedürfnis nach Unterhaltung und Ablenkung: „Viele Top-titel des Jahres 2020 sind dem Unterhaltungsbereich zuzuordnen“, meint der Zeitfracht-sprecher.
Libri hat ein weiteres Phänomen festgestellt: Offensichtlich wird mehr geschrieben. Bei der Self-publishing-plattform BOD wurden vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr deutlich mehr Bücher veröffentlicht – so im April im Jahresvergleich ein Plus von 40 Prozent.