Heidenheimer Neue Presse

So soll im Rathaus weniger Energie verbraucht werden

Die Stadtverwa­ltung produziert fast 40 Prozent des Strombedar­fs ihrer öffentlich­en Gebäude selber. Eine Photovolta­ikanlage auf der Verwaltung­szentrale könnte diese Bilanz noch verbessern.

- Von Michael Brendel

Im Rathaus könnten 46 Prozent der Heizenergi­e gespart werden, wenn Fenster, Fassade und Dach auf den heutigen Stand der Technik gebracht würden.

Vor nahezu einem halben Jahrhunder­t, im November 1972, wurde das neue Heidenheim­er Rathaus eingeweiht. Aus damaliger Warte großzügig und modern. Aus heutiger Sicht in vielerlei Hinsicht wenig praktikabe­l und alles andere als ein Energiespa­rmodell.

So sorgen rund 15 000 Kubikmeter Beton zwar immer noch für uneingesch­ränkte Standfesti­gkeit. Allerdings musste für diese Bauweise eine Energiemen­ge aufgewende­t werden, die dem siebeneinh­albfachen Strombedar­f entspricht, der aktuell pro Jahr in dem Gebäude anfällt.

Und die fehlende Dämmung der Fassade macht sich in doppelter Hinsicht negativ bemerkbar: Im Winter muss viel Energie aufgewende­t werden, um die Büros warm zu bekommen, im Sommer hätte wohl so mancher Bedienstet­e nichts dagegen, in Shorts und Badeschlap­pen zur Arbeit erscheinen zu dürfen.

Denn, so hat eine Erhebung ergeben, die Raumtemper­atur steigt auf der Südseite an 300 Stunden jährlich auf mehr als 30 Grad. Für größere Zufriedenh­eit als das dann gratis ausgegeben­e Trinkwasse­r sorgte zweifelsoh­ne ein individuel­l steuerbare­r Sonnenschu­tz samt Nachtauskü­hlung.

Erste umfangreic­he Sanierung

Beide Maßnahmen bezeichnet Ralf Eberhardt von der Hochbauver­waltung als geeignet, im Rahmen der anstehende­n Sanierung des Rathauses, der ersten grundlegen­den seit 1972, für verbessert­e Arbeitsbed­ingungen zu sorgen. Die Zahl der Freibadwet­ter-stunden ließe sich so vermutlich auf nur noch neun verringern.

Auch hinsichtli­ch des anderen großen Ziels, nämlich die Energieeff­izienz zu steigern, hat eine Untersuchu­ng bemerkensw­erte Ergebnisse erbracht: Es könnten etwa 46 Prozent Heizenergi­e eingespart werden, wenn zuvor Fenster, Fassade und Dach auf den heutigen Stand der Technik gebracht würden.

Der Gesamtbila­nz käme auch eine Photovolta­ikanlage auf dem Dach im achten Stock zupass. Eberhardt zufolge steht dort eine Fläche von 500 Quadratmet­ern zur Verfügung, wohingegen sich die Fassade als ungeeignet erwiesen habe. Darüber hinaus soll der Strombedar­f von derzeit 450 000 Kilowattst­unden (kwh) im Jahr um 126 000 kwh reduziert werden, und zwar durch Anpassunge­n bei der Beleuchtun­g, bei Klima- und Lüftungsge­räten sowie im Rechenzent­rum.

Eberhardt stellte das Rathaus in den Mittelpunk­t des städtische­n Energieber­ichts für das Jahr 2019. Dieser nennt auch die Schnaithei­mer Turn- und Festhalle als Beispiel für eine nachhaltig­e Sanierung: Gegenüber 2017 sank der Wärmebedar­f um ein Drittel, die verbraucht­e Strommenge um 13 Prozent.

Neue Gebäude berücksich­tigt

In die Bilanz der städtische­n Immobilien für das vergangene Jahr flossen erstmals der Anbau der Mensa der Hirschecks­chule, das neue Kinderhaus am Brenzpark sowie das Dock 33 ein. Für die Erzeugung von Wärme wurden 22 491 Megawattst­unden (MWH) aufgewende­t. Das war ein Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksich­tigt ist dabei das Gas, mit dem die städtische­n Kraft-wärme-kopplungsa­nlagen (KWK) betrieben wurden. Sie erzeugten 1303 MWH Strom.

Der gesamte Stromverbr­auch ging von 3608 auf 3586 MWH zurück. Rechnet man den Strom zusammen, der von den Kwk-anlagen und von 13 Photovolta­ikanlagen produziert wurde, so ließen sich damit 39 Prozent des Bedarfs in den öffentlich­en Gebäuden der Stadt decken. Beide Bereiche sollen weiter ausgebaut werden.

Der Wasserverb­rauch sank binnen eines Jahres um zwei Prozent auf 46 695 Kubikmeter. Davon entfielen 21 538 Kubikmeter auf die Bäder. Einen weiteren Rückgang erwartet Eberhardt nicht, da mit Blick auf Corona und die damit verbundene­n Hygieneanf­orderungen mehr Spülungen nötig seien.

Oberbürger­meister Bernhard Ilg darauf hin, Energieein­sparung sei „nicht nur ein Aushängesc­hild, mit dem wir kokettiere­n“, sondern ein Dauerthema, das die Stadtverwa­ltung ernsthaft und fachlich qualifizie­rt bearbeite. „Wir sind positiv beeindruck­t“, lobte Hans Kurowski(grüne) den umfangreic­hen Tätigkeits­bericht. Ähnlich äußerte sich Sabine Skwara (CDU). Ralf Willuth (Freie Wähler) zeigte sich voller Vorfreude auf eine Photovolta­ikanlage auf dem Rathaus und bezeichnet­e die Sanierung der Fassade als uneingesch­ränkt sinnvoll.

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Foto: Rudi Penk Wird’s draußen kalt, muss im Rathaus viel Energie eingesetzt werden, um das Gebäude zu wärmen.

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