So soll im Rathaus weniger Energie verbraucht werden
Die Stadtverwaltung produziert fast 40 Prozent des Strombedarfs ihrer öffentlichen Gebäude selber. Eine Photovoltaikanlage auf der Verwaltungszentrale könnte diese Bilanz noch verbessern.
Im Rathaus könnten 46 Prozent der Heizenergie gespart werden, wenn Fenster, Fassade und Dach auf den heutigen Stand der Technik gebracht würden.
Vor nahezu einem halben Jahrhundert, im November 1972, wurde das neue Heidenheimer Rathaus eingeweiht. Aus damaliger Warte großzügig und modern. Aus heutiger Sicht in vielerlei Hinsicht wenig praktikabel und alles andere als ein Energiesparmodell.
So sorgen rund 15 000 Kubikmeter Beton zwar immer noch für uneingeschränkte Standfestigkeit. Allerdings musste für diese Bauweise eine Energiemenge aufgewendet werden, die dem siebeneinhalbfachen Strombedarf entspricht, der aktuell pro Jahr in dem Gebäude anfällt.
Und die fehlende Dämmung der Fassade macht sich in doppelter Hinsicht negativ bemerkbar: Im Winter muss viel Energie aufgewendet werden, um die Büros warm zu bekommen, im Sommer hätte wohl so mancher Bedienstete nichts dagegen, in Shorts und Badeschlappen zur Arbeit erscheinen zu dürfen.
Denn, so hat eine Erhebung ergeben, die Raumtemperatur steigt auf der Südseite an 300 Stunden jährlich auf mehr als 30 Grad. Für größere Zufriedenheit als das dann gratis ausgegebene Trinkwasser sorgte zweifelsohne ein individuell steuerbarer Sonnenschutz samt Nachtauskühlung.
Erste umfangreiche Sanierung
Beide Maßnahmen bezeichnet Ralf Eberhardt von der Hochbauverwaltung als geeignet, im Rahmen der anstehenden Sanierung des Rathauses, der ersten grundlegenden seit 1972, für verbesserte Arbeitsbedingungen zu sorgen. Die Zahl der Freibadwetter-stunden ließe sich so vermutlich auf nur noch neun verringern.
Auch hinsichtlich des anderen großen Ziels, nämlich die Energieeffizienz zu steigern, hat eine Untersuchung bemerkenswerte Ergebnisse erbracht: Es könnten etwa 46 Prozent Heizenergie eingespart werden, wenn zuvor Fenster, Fassade und Dach auf den heutigen Stand der Technik gebracht würden.
Der Gesamtbilanz käme auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach im achten Stock zupass. Eberhardt zufolge steht dort eine Fläche von 500 Quadratmetern zur Verfügung, wohingegen sich die Fassade als ungeeignet erwiesen habe. Darüber hinaus soll der Strombedarf von derzeit 450 000 Kilowattstunden (kwh) im Jahr um 126 000 kwh reduziert werden, und zwar durch Anpassungen bei der Beleuchtung, bei Klima- und Lüftungsgeräten sowie im Rechenzentrum.
Eberhardt stellte das Rathaus in den Mittelpunkt des städtischen Energieberichts für das Jahr 2019. Dieser nennt auch die Schnaitheimer Turn- und Festhalle als Beispiel für eine nachhaltige Sanierung: Gegenüber 2017 sank der Wärmebedarf um ein Drittel, die verbrauchte Strommenge um 13 Prozent.
Neue Gebäude berücksichtigt
In die Bilanz der städtischen Immobilien für das vergangene Jahr flossen erstmals der Anbau der Mensa der Hirscheckschule, das neue Kinderhaus am Brenzpark sowie das Dock 33 ein. Für die Erzeugung von Wärme wurden 22 491 Megawattstunden (MWH) aufgewendet. Das war ein Prozent mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt ist dabei das Gas, mit dem die städtischen Kraft-wärme-kopplungsanlagen (KWK) betrieben wurden. Sie erzeugten 1303 MWH Strom.
Der gesamte Stromverbrauch ging von 3608 auf 3586 MWH zurück. Rechnet man den Strom zusammen, der von den Kwk-anlagen und von 13 Photovoltaikanlagen produziert wurde, so ließen sich damit 39 Prozent des Bedarfs in den öffentlichen Gebäuden der Stadt decken. Beide Bereiche sollen weiter ausgebaut werden.
Der Wasserverbrauch sank binnen eines Jahres um zwei Prozent auf 46 695 Kubikmeter. Davon entfielen 21 538 Kubikmeter auf die Bäder. Einen weiteren Rückgang erwartet Eberhardt nicht, da mit Blick auf Corona und die damit verbundenen Hygieneanforderungen mehr Spülungen nötig seien.
Oberbürgermeister Bernhard Ilg darauf hin, Energieeinsparung sei „nicht nur ein Aushängeschild, mit dem wir kokettieren“, sondern ein Dauerthema, das die Stadtverwaltung ernsthaft und fachlich qualifiziert bearbeite. „Wir sind positiv beeindruckt“, lobte Hans Kurowski(grüne) den umfangreichen Tätigkeitsbericht. Ähnlich äußerte sich Sabine Skwara (CDU). Ralf Willuth (Freie Wähler) zeigte sich voller Vorfreude auf eine Photovoltaikanlage auf dem Rathaus und bezeichnete die Sanierung der Fassade als uneingeschränkt sinnvoll.