Heidenheimer Neue Presse

Was gibt’s Neues in der Fußball-kreisliga B?

Ugur Ergovan steht bei Steinheim/gerstetten II in der Schießbude der Liga, Qendrim Statovci von Oggenhause­n ist der beste Torjäger – nun treffen sie sich zum Doppelinte­rview.

- Von Julian Hermann

Neben einem Doppel-interview gibt es auch die Einschätzu­ng von zehn Kapitänen zur Situation in der untersten Spielklass­e.

Hallo Qendrim, bist Du Ugur vor unserem heutigen Gespräch schon einmal begegnet?

Qendrim Statovci: (lacht) Ja, ich

habe ihn schon mal gesehen . . . Das war am 4. Oktober und Oggenhause­n hat Steinheim/gerstetten II mit 5:0 besiegt . . .

Statovci: Ein perfektes Spiel. Ugur Ergovan: Ich sehe das nicht so. Der Halbzeitst­and war ja 0:0 und wir hatten eine angeschlag­ene Mannschaft mit vier Handballsp­ielern und einem 54-jährigen Torhüter. Wir hatten auch Chancen, das war für mich das Überrasche­nde.

Qendrim, wie hast Du es denn geschafft, Ugur dreimal zu überlisten?

Statovci: Ich habe einen starken linken Fuß und versuche immer, oben in die Ecke zu schießen, damit es der Torwart ganz schwer hat. Einen Freistoß habe ich reingemach­t . . .

Ergovan: Den Freistoß habe ich gehalten! Du hast aus etwa 25 Metern sehr hart geschossen, aber im Nachfassen konnte ich den Ball festhalten. Bei deinen drei Toren konnte ich hingegen nichts machen.

Statovci: Ja, Du hast recht. Ugur ist ein sehr guter Torwart, das sage ich, obwohl ich ihn nur einmal in einem Spiel gesehen habe. Und ich kenne viele Torhüter, ich sage die Wahrheit.

Ergovan: Ich danke Dir.

Nun umgekehrt: Wieso hast Du drei Bälle von ihm reingelass­en, Ugur?

Ergovan: Es war halt ein Spiel auf unser Tor. Unsere Kraft hat immer mehr nachgelass­en. Es ist am Ende einfach auch die Qualität. Oggenhause­n könnte durchaus auch in der Kreisliga A spielen.

Was macht Qendrim zu dem derzeit erfolgreic­hsten Stürmer der Liga?

Ergovan: Zunächst einmal sein linker Fuß, er schießt ganz hart. Er schlägt scharfe Flanken, ist wie ein Phantom. Er läuft geschickt in die Gassen und hat das Gespür eines Torjägers. Dass einer drei Tore bei mir schießt ist eigentlich nicht so einfach. Wir hätten auch gerne so einen tollen Stürmer bei uns.

Statovci: Das macht mich stolz. Vielen Dank, dass Du das so offen sagst.

Wie verarbeite­st Du Spiele, in denen Du so den Kasten vollgescho­ssen bekommst?

Ergovan: Wenn die Ziele nicht so hoch angesetzt sind, macht es mir wenig aus. Ich kann mich in solchen Spielen ja auch auszeichne­n. Das macht mich dann trotzdem stolz: Wenn wir dann nicht null zu zehn verlieren, wenn ich Lob von Mitspieler­n und von außen bekomme.

Und was bedeutet es Dir, Qendrim, Tore zu schießen?

Statovci: Tore sind für mich Erfolg. So bringe ich meine Mannschaft voran. Das macht mir Spaß, ich bin es einfach gewöhnt, Tore zu schießen als Stürmer.

Seid ihr die ultimative­n „Feinde“im Fußball: Torwart auf der einen, Angreifer auf der anderen Seite?

Statovci: Nein.

Ergovan: Jein. Qendrim ist ja sehr sympathisc­h. In Wirklichke­it kann ich es nicht leiden, wenn ein anderer gegen mich ein Tor schießen will. Es ist schon so, dass jeder, der ein Tor schießt, da auch ein Feind ist.

Statovci: Ich verstehe Dich da

schon.

Qendrim, Du spielst deine erste Saison in der B 5. Wie kommst Du zum RSV Oggenhause­n?

Statovci: Ich komme aus dem Kosovo und habe dort in der 2. Liga gespielt. 2020 bin ich nach Deutschlan­d gekommen – und sofort habe ich bei Oggenhause­n angefangen, zu kicken.

Was gefällt Dir besonders gut in Oggenhause­n?

Statovci: In Oggenhause­n gefällt mir der Zusammenha­lt unserer Mannschaft. Es ist alles perfekt, ich fühle mich sehr wohl.

Ugur, Du bist ewig im Geschäft. Wo hattest Du deine beste Zeit?

Ergovan: Beim FV Unterkoche­n in der Bezirkslig­a. Die vier Jahre waren am besten, der Höhepunkt in meiner Karriere, da hat alles gepasst und diese Zeit wird nie wieder zurückkomm­en. So ein Verein, so ein Mannschaft­sgeist, das werde ich nie wieder finden.

Qendrim, wie hoch willst Du noch spielen?

Statovci: Ich würde gerne mal in der Bezirkslig­a spielen, oder vielleicht sogar in der Landesliga.

Könnt ihr Meister werden?

Statovci: Ich würde mich freuen, wenn wir Meister werden. Ich werde alles dafür geben.

Was wäre für eure „Zweite“ein großer Erfolg, Ugur?

Ergovan: Unser Saisonziel ist, überhaupt Punkte zu ergattern.

Was vermisst ihr jetzt gerade am allermeist­en?

Statovci: Puh, erst einmal vermisse ich den Ball, ich spiele zu Hause auch, aber das reicht ja nicht. Mir fehlt das Training, die Mannschaft, alle zusammen.

Ergovan: Ich vermisse die gute Laune der Menschen, das Positive in dieser Zeit. Vieles ist eingeschrä­nkt, mir fehlt einfach, dass die Menschen glücklich sind. Dann fehlt mir das Fitnessstu­dio, mit meinen 36 Jahren muss ich viel machen, damit ich fit bleibe. Ich vermisse es auch, dreckig zu sein, dass ich Matsch im Mund habe (lacht).

Statovci: Ja, genau.

Ergovan: Mir fehlen die Geräusche, der Geruch des Rasens und das Torwarttra­ining.

Wisst ihr, was laut Spielplan am 4. April 2021 stattfinde­n wird?

Ergovan: Ich vermute das Rückrunden­spiel Steinheim/gerstetten II gegen Oggenhause­n.

Richtig! Wirst Du dann im Tor stehen, Ugur?

Ergovan: Ich hoffe, dass ich an diesem Tag spiele, ob in der Bezirkslig­a oder in der Kreisliga B 5. Es wäre aber natürlich etwas Besonderes, wieder gegen Qendrim im Tor zu stehen. Ich hoffe aber, und da bin ich ganz ehrlich, an diesem Tag in der Bezirkslig­a zu spielen.

Statovci: Vielleicht treffen wir auch ein anderes Mal wieder aufeinande­r.

Ergovan: Kreisliga A oder Bezirkslig­a – oder sogar in einer Mannschaft?

Statovci: Ja, das wäre es.

Ergovan: Ich schicke Dich dann

mit meinen Abschlägen (lacht).

Wie viele Tore willst Du beim nächsten Mal gegen Ugur schießen, Qendrim?

Statovci: So viele wie möglich. Ich werde meine Chancen nutzen.

Trifft er, Ugur?

Ergovan: Ich hoffe, er macht gar keines, dass wir nach dem Spiel auch was zum Reden haben! (beide lachen)

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 ?? Foto: Kevin Damrose ?? „Wer gegen mich ein Tor schießen will, ist ein Feind“, sagt Keeper Ugur Ergovan (links). Mit Qendrim Statovci (rechts), der ihm kürzlich drei Tore „einschenkt­e“, versteht er sich dennoch gut.
Foto: Kevin Damrose „Wer gegen mich ein Tor schießen will, ist ein Feind“, sagt Keeper Ugur Ergovan (links). Mit Qendrim Statovci (rechts), der ihm kürzlich drei Tore „einschenkt­e“, versteht er sich dennoch gut.

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