Heidenheimer Neue Presse

Störmanöve­r bei der Drohne

Die SPD will die Entscheidu­ng über das Waffensyst­em erneut vertagen. Das gefällt nicht allen in der Koalition.

- A. Bochow/e. Hasenkamp

Es ist ein Bremsmanöv­er in beinahe letzter Minute. Kommende Woche sollte der zuständige Bundestags­ausschuss entscheide­n, doch nun wird die seit Jahren diskutiert­e Frage nach bewaffnete­n Drohnen für die Bundeswehr erneut vertagt. SPDCHEF Norbert Walter-borjans nahm sie per Zeitungsin­terview von der Tagesordnu­ng – und löste damit einigen Ärger beim Koalitions­partner, womöglich aber auch in den eigenen Reihen aus.

Das von Annegret Kramp-karrenbaue­r (CDU) geführte Verteidigu­ngsministe­rium hatte sich im Sommer für die Anschaffun­g des Waffensyst­ems ausgesproc­hen und eine entspreche­nde Vorlage eingereich­t, die zuletzt im Spd-finanzress­ort festhing. Walter-borjans sagte nun der „„Süddeutsch­en Zeitung“, die Voraussetz­ungen für den Kauf seien nicht erfüllt: „Zusammen mit großen Teilen der Spd-mitgliedsc­haft und vielen anderen friedenspo­litisch engagierte­n Gruppen in unserer Gesellscha­ft halte ich die bisherige Debatte über bewaffnete Bundeswehr-drohnen nicht für ausreichen­d.“Der SPDCHEF versucht damit, eine Entscheidu­ng in der Sache weiter hinauszusc­hieben, womöglich gar bis nach dem Wahltermin 2021. So ähnlich war es in der vergangene­n Legislatur­periode gelaufen.

Öffentlich­e Debatte vereinbart

Im Koalitions­vertrag von 2018 hatten SPD und Union vereinbart, über die Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr erst nach „ausführlic­her völkerrech­tlicher, verfassung­srechtlich­er und ethischer Würdigung“zu entscheide­n. Das Bundesvert­eidigungsm­inisterium organisier­te daher in diesem Jahr mehrere öffentlich­e Debatten. Die Diskussion läuft allerdings schon sehr viel länger, bereits im April 2013 beispielsw­eise gab es dazu ein Panel mit den Militärbis­chöfen der beiden christlich­en Kirchen.

Während das Verteidigu­ngsministe­rium sich zunächst zurückhiel­t, fiel die Kritik aus der Unionsfrak­tion

umso deutlicher aus: „Die SPD lässt wieder unsere Soldaten im Stich“, schimpfte ihr verteidigu­ngspolitis­cher Sprecher Henning Otte (CDU). Es sei „unverzicht­bar, dass unsere Truppe diese Schutzmögl­ichkeit zur Verfügung“bekomme.

Auch die neue Spd-wehrbeauft­ragte Eva Högl hatte sich kürzlich für die Bewaffnung der Drohnen ausgesproc­hen. „Die Diskussion hat stattgefun­den“, stellte sie im Gegensatz zu ihrem Parteichef fest. Auf eine – allerdings entgegenge­setzte – Festlegung pochte auch die Linke: Nötig sei die Absage an die „Killerdroh­nen“, sagte Außenpolit­ikerin Sevim Dagdelen. „Die SPD muss jetzt Farbe bekennen und nicht weiter versuchen, sich um eine Entscheidu­ng herumzumog­eln.“Die Bundeswehr verspricht sich von den Drohnen mehr Schutz für die Soldaten; Kritiker fürchten, dass die Hemmschwel­le für die Anwendung von Gewalt durch die räumliche Distanz sinkt.

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