„Von mir bekommt keiner ein Attest“
Der Lungenfacharzt Martin Männlein betreut viele Covid-patienten mit Spätfolgen und rät dringend zum Maskentragen.
Wer Corona „überstanden“hat, kommt zu ihm: Dr. Martin Männlein ist der einzige niedergelassene Lungenfacharzt im Kreis Schwäbisch Hall. Er warnt vor Spätfolgen der Krankheit – und erteilt Maskengegnern und Mythen eine Absage.
Kommen derzeit mehr lungenkranke Menschen zu Ihnen in die Praxis?
Wir haben inzwischen mehr als 100 Patienten nachbetreut, die an Covid-19 erkrankt waren. Akutfälle sehen wir nicht, die werden vom Hausarzt beziehungsweise im Krankenhaus versorgt. Unsere Patienten haben die Erkrankung mehrere Tage, teilweise mehrere Monate hinter sich und leiden noch an Beschwerden. Drei meiner Patienten sind verstorben, circa zehn sind nach Monaten noch schwer krank, teilweise ohne Aussicht auf nachhaltige Besserung.
Was sind das für Beschwerden, unter denen Ihre Patienten leiden?
Viele, die als „gesundet“gelten, haben noch die verschiedensten Probleme, etwa Geschmacksstörungen, Haarausfall, Alpträume, und, und und. Die meisten aber klagen über anhaltenden Husten, Brennen im Brustkorb, Atemnot und Schlappheit. Typische Aussagen sind: „Ich kann nicht einmal mehr eine Gießkanne tragen“, „Mir sitzt ein Elefant auf der Brust“, „Ich wache nachts auf und meine, erwürgt zu werden“.
Denken Sie, dass die Menschen wieder ganz gesund werden?
Das weiß niemand. Man hofft es.
Wie hoch ist die Nachfrage, von der Maskenpflicht befreit zu werden?
Wir stellen keine Befreiungsatteste aus. Man muss zwei Dinge unterscheiden. Erstens: Die Maske schützt den Maskenträger. Bei allem Respekt vor Missempfindungen und subjektivem Engegefühl rund um den Mund – gerade die
Asthmatiker und Bronchitiker sind die ersten, die der böse Virus schwerst attackiert. Diese Personengruppe muss, ich betone, muss Masken tragen. Alles andere ist fahrlässige Selbstgefährdung. Zweitens: Die Maske schützt mein Gegenüber. Es ist eine Frage des Verantwortungsbewusstseins und der Solidarität anderen gegenüber, sie nicht in Gefahr zu bringen. Denken Sie an Alte, Kranke, Patienten mit oder nach Chemotherapie. Es ist leider ein Merkmal unserer Ellenbogengesellschaft, dass der Egoismus wichtiger zu sein scheint als ein minimaler Akt von christlicher Nächstenliebe.
Manche glauben, mit Maske weniger Sauerstoff zu kriegen, stimmt das?
Nein, das trifft nicht zu. Das kann man sogar nachmessen, und das ist bereits erfolgt.
Andere behaupten, Masken würden Pilzinfektionen im Mund-nasenraum fördern sowie auf der Haut.
Davon ist mir nichts bekannt. Ich halte das auch für übertrieben. Man muss ja den Mund-nasenschutz nicht 24 Stunden am Tag tragen. Fragen Sie mal unsere Chirurgen, ob sie mit Mundpilz und Akne zu kämpfen haben nach einem langen OP-TAG.
Was empfehlen Sie Menschen, die ihre Lunge stärken möchten?
Die Lunge kann man nicht trainieren, höchstens die Atemmuskulatur. Aber die Funktion der Lunge muss man der Natur überlassen. Man kann die Lunge natürlich aber schädigen. Unsere lieben Raucher tun dies nonstop.