Liebe Naherholung,
es ist die richtige Jahreszeit, um mal in spätherbstlicher Ruhe über Dich nachzudenken.
Ein Shutdown-sommer liegt hinter uns, in dem die Menschen die Naherholung in großem Stile wiederentdeckt haben. Brenztal statt Ballermann, Härtsfeld statt Hellas, Itzelberg statt Ibiza. Und tatsächlich kamen gerade wir im Kreis Heidenheim uns bisweilen vor, als seien wir leidgeprüfte Mallorquiner. Von weiß der Teufel woher kamen sie angefahren, um im Eselsburger Tal Boot zu fahren! Im Wental war oft kein Abstandhalten möglich und auch sonst schoben sich die unglücklichen Bewohner hässlicherer Landstriche durch unsere Heimat, als gäbe es kein Morgen mehr.
Doch nun ist der Sommer vorbei, ziemlich deutlich sogar. Und während man in manchem Rathaus (zu Recht) darüber sinniert, dass es so nicht wirklich weitergehen kann, sollten wir uns grundsätzlich erst einmal an die eigene Nase fassen: Wir selbst brauchen nämlich auch Naherholung, und auch wir selbst finden sie bisweilen nur, wenn wir unseren Kreis verlassen.
Jetzt zum Beispiel, um diese Jahreszeit. Da versteckt sich der komplette Landkreis gerne unter dichten, grauen Nebelschichten, das Firmament gleicht von morgens bis abends einer einzigen betonierten Depression, es ist nicht zum Aushalten für viele.
Aber kaum verlässt man die Grenzen unseres Kreises, reißt der Himmel auf, die Sonne scheint, und nur am Horizont duckt sich die Nebelwand wie ein Gebirge. Im Bild sieht man das graue Grauen, wie es aus östlicher Richtung in Bartholomä anklopft.
Und egal in welcher Richtung man unsere Suppenschüssel dann verlässt, ob man nach Donzdorf reist oder nach Heubach: Auf jedem Wanderparkplatz finden sich Autos mit „Hdh“-kennzeichen, gefahren von Menschen, die es unter der grauen Glocke nicht mehr aushielten und etwas Naherholung unter blauem Himmel suchten.
Vergessen wir das nicht. Es möge uns gnädig stimmen, wenn es um Naherholung bei uns geht. Aber Du liest das ja eh nicht.