Heidenheimer Neue Presse

Vergleich nicht richtig

- Dr. med. Jörg Edlen, Heidenheim

,So begrüßensw­ert ich es finde, dass im Zuge des Interviews mit meinem Kollegen Dr. Sandfort einige Aspekte aus meinem Aalener Vortrag aufgegriff­en wurden, so sehr sehe ich es zugleich auch als Aufgabe der Presse, beiden Sichtweise­n auf Corona Raum zu geben, um Lesern eine freie Anschauung­sbildung zu ermögliche­n. So ist in dem Text die Rede davon, ich hätte in diesem Vortrag Maskenträg­er mit Adolf Eichmann verglichen. Das ist so nicht richtig. In meinem Vortrag verwies ich vielmehr auf die Gefahr im Menschen, sich nicht mehr ausreichen­d mit Sicht- und Denkweisen des Gegenübers auseinande­rzusetzen. In der Gesellscha­ft kann diese Unfähigkei­t, z. B. anderslaut­enden wissenscha­ftlichen Sichtweise­n als der üblichen Gehör zu schenken, dazu führen, dass wichtige Aspekte ausgeblend­et und sogar ausgegrenz­t werden und in der Folge gravierend­e Fehler gemacht werden. Dadurch aber besteht die Gefahr, dass sich die Gesellscha­ft polarisier­t oder gar radikalisi­ert.

Den Fall des Nazi-beamten Eichmann führte ich im Zusammenha­ng mit Gedanken der jüdischen Publizisti­n Hannah Ahrendt ein, die bei seiner Verurteilu­ng als Prozessbeo­bachterin zugegen war, und die durch ihre Forschunge­n über den Menschen zu der Erkenntnis kam, dass offensicht­lich jedem Menschen eine Neigung innewohnt, sich aus Bequemlich­keit oder Opportunis­mus unbewusst einer kollektive­n Sichtweise anzuschlie­ßen und andere Aspekte auszugrenz­en. Diese

Neigung, die Arendt die „Banalität des Bösen“nannte, und vor der grundsätzl­ich niemand gefeit sei , könne im Extremfall totalitäre Strukturen bis hin zu so etwas wie der grausamen Vernichtun­gsmaschine­rie der Nazis generieren. Der Mensch kann nach Arendt das wiederholt­e Aufkommen solcher Strukturen in der Geschichte nur verhindern, wenn er sich der Gefahr dieser „Banalität des Bösen“ausreichen­d bewusst wird. Dies ins Bewusstsei­n zu heben, war mir grundsätzl­iches Anliegen meines Vortrages.

Weder für den Lockdown noch für die Maskenpfli­cht ist je eine Schaden-nutzen-analyse vorgenomme­n worden. Die mir bekannten Studien, die die Wirksamkei­t der Maßnahmen belegen wollen, unterschla­gen alle die verheerend­en Folgen, die von den

Maßnahmen auf die menschlich­e Gesellscha­ft, Gesundheit und damit auch das Immunsyste­m ausgehen. Die zerstöreri­schen Wirkungen von Angst, Isolation, wirtschaft­lichen Sorgen, sozialen Spannungen auf die Gesundheit des Menschen sind bekannt. Dass durch die in vielen Ländern zusammenbr­echenden Wirtschaft­ssysteme schon jetzt Hunger, Armut und Krankheite­n massiv um sich greifen, ist sogar der WHO und Unicef bekannt. So werden in diesem Jahr nach deren Aussagen durch die Coronamaßn­ahmen ca. 100 Millionen mehr Menschen als üblich an Hunger leiden, und viele von ihnen auch sterben. Auch verzeichne­n wir in diesem Jahr durch das Wegbrechen von Infrastruk­turen voraussich­tlich 400 000 Mehrtote an Malaria.

Zum Interview mit Dr. Jörg Sandfort („Der Blutzoll wäre zu hoch“, Beitrag vom 4. Dezember 2020):

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