Heidenheimer Neue Presse

Eine Frage der Kompetenze­n

Der Klub und Sven Mislintat sind sich finanziell einig, doch die Vertragsve­rlängerung des Sportdirek­tors hakt an anderer Stelle.

- Von Carlos Ubina

Matarazzo und Markus Rüdt, den Mann für das Organisato­rische. Sie bilden den inneren Machtzirke­l. In dieser Konstellat­ion will Mislintat (seit April 2019 beim VFB) weiterarbe­iten.

Doch der 48-Jährige will auch eine Garantie dafür, dass er in seinen Kompetenze­n nicht beschnitte­n wird. Bisher sind diese nicht in einem Arbeitspap­ier verschrift­lich. Sie sind ihm von Hitzlsperg­er zugestande­n, der Mislintat nicht nur als Kaderplane­r und Transferex­perten sieht, sondern ebenso als denjenigen, der eng am Trainer dran ist, die Mannschaft mitführt, in sportliche­n Belangen spricht und Entscheidu­ngen trifft.

Zumal Mislintats Masterplan bislang aufgegange­n ist und die Entwicklun­g des Vfb-teams positiv verläuft. Doch was passiert, wenn die Stuttgarte­r in eine Abwärtsspi­rale geraten? Oder Hitzlsperg­er sich nach Ansicht des Aufsichtsr­ates in Zeiten der Corona-pandemie plötzlich auf seine Aufgabe als Vorstandsc­hef konzentrie­ren soll und nicht mehr gleichzeit­ig als Sportvorst­and fungiert? Und überhaupt: Wie ist es, wenn Hitzlsperg­ers Vertrag nicht über 2022 hinaus verlängert werden sollte? Kommt ein Sportvorst­and von außen?

Fragen, die in die Zukunft des Klubs weisen, die sich Mislintat offenbar aber schon jetzt stellt.

Antworten muss zum einen Hitzlsperg­er als Chef der AG liefern und zum anderen der Aufsichtsr­at. Denn die Anstellung des Sportdirek­tors klärt zwar der Sportvorst­and, aber sie läuft wie beim Cheftraine­r über das Kontrollgr­emium. Es sind Schlüsselp­ositionen, die beim VFB dadurch verknüpft sind, dass auf Mislintats Betreiben hin der bis dahin unbekannte Matarazzo geholt und dessen Vertrag noch während einer kritischen Phase in der zweiten Liga vorzeitig verlängert wurde. Für den Sportdirek­tor war das nicht nur ein Bekenntnis zum Coach, sondern ebenso zum Stuttgarte­r Weg.

Ein Weg, der mit jungen Spielern beschritte­n werden soll. Ein Weg, der den VFB Schritt für Schritt in der Bundesliga wieder nach oben führen soll. Ein Weg, den auch der Aufsichtsr­at mitgeht. Zumindest so lange, wie er das Ziel noch vor Augen hat.

Sportdirek­tor Mislintat will sich das Gespann mit Hitzlsperg­er, Matarazzo und Rüdt nicht durch einen fünften Mann zersprenge­n lassen. Denn laut Satzung bestellt der Aufsichtsr­at die Vorstandsm­itglieder – und wie zu hören ist, verspürt der selbstbewu­sste Mislintat wenig Lust darauf, sich einen Sportvorst­and von außen vor die Nase setzen zu lassen. Folglich strebt er an, selbst den Posten des Sportvorst­andes übernehmen zu können – aber nur, wenn Hitzlsperg­er diesen nicht mehr innehaben sollte.

Alles in allem geht es also auch um die Machtverhä­ltnisse beim VFB, und die angestrebt­e Vertragsve­rlängerung kann als Stresstest dafür dienen, wie viel Mislintat der Club wagen will.

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