Heidenheimer Neue Presse

Aber bitte nicht schreien!

Bei den German Masters, dem ersten Wettbewerb seit Monaten, gingen mit Stephan Rein, Anna Jonas und Jakob Blum drei Hsbler an den Start. Zuvor mussten alle zum Corona-schnelltes­t.

- Von Edgar Deibert

Junge, wie die Zeit vergeht: Ende März traten die Fechter zum letzten Mal in Wettbewerb­en aufeinande­r. Seitdem wurde aufgrund der Coronaviru­s-pandemie nur noch trainiert. Bis zum vergangene­n Wochenende. Um eine Alternativ­e anbieten zu können, rief der Deutsche Fechterbun­d die „German Masters“ins Leben – ein abgespeckt­es Turnier. In Leipzig war die Teilnehmer­zahl stark beschränkt, nämlich auf die Sportler, die dem jeweiligen Bundeskade­r angehören. Bei den Herren traten von 17 möglichen Starten letztlich 15 an. Bei den Damen waren es neun Athletinne­n. Immerhin.

Bei Stephan Rein habe die Freude darüber überwogen, dass er endlich wieder etwas machen konnte. Und: „Uns Fechtern war es aber wichtig, dass wir im Vorfeld in die Planung eingebunde­n wurden“, verrät der Heidenheim­er Degenspezi­alist. So ging es um das Hygienekon­zept und auch darum – das ist nicht nur den Profifußba­llern überlassen –, dass alle Beteiligte­n im Vorfeld des Wettbewerb­s auf das Coronaviru­s getestet wurden. „So etwas gab’s noch nie“, betont Rein. Er selbst unterzog sich bereits am Freitag vor der Abfahrt nach Leipzig einem Schnelltes­t. Zum zweiten Mal wurde er vom Verband vor Ort in Leipzig getestet.

Und dann? Dann kam die Neugier darüber, wie denn der aktuelle Leistungss­tand ist. „Es war auch ungewohnt, dass die Halle relativ leer war“, sagt Rein. Insgesamt sei er nur schwer ins Turnier reingekomm­en. Vor allem gegen jüngere Fechter habe er Probleme gehabt, gegen Gleichaltr­ige sei es besser gelaufen.

Wo war der Rhythmus?

Nach fünf Siegen und zwei Niederlage­n zog der Hsbler auf Platz drei gesetzt in die K.-o.-runde ein. Doch hier habe er seinen Rhythmus verloren. Nach einer Niederlage gegen einen U-20-fechter durfte Rein sich aber im Hoffnungsl­auf noch einmal präsentier­en. Gegen Fabian Herzog, den er in der Vorrunde noch klar 5:0 geschlagen hatte, lag der Heidenheim­er aber schnell 0:5 zurück. Nach einem zwischenze­itlichen 12:12 unterlag Rein dem Leverkusen­er letztlich 12:15 und belegte den 13. von 15 Rängen.

„Das war nicht mein Tag“, so der 32-Jährige. „Aber es ist gut zu wissen, woran ich im Training arbeiten muss.“So will er sich vornehmen, seinen eigenen Rhythmus zu gehen und nicht auf den seiner Gegner einzugehen. „Deswegen

war ich oft zu spät dran“, so Rein. „Jakob hat gesagt, von außen sah es so aus, als ob ich einen Blackout gehabt hätte“, sagt Rein zur Analyse seines Vereinskam­eraden.

Jakob Blum analysiert knallhart

Der 19-jährige Jakob Blum analysiert­e somit knallhart den Auftritt seines erfahrenen Mannschaft­skameraden. „Es war schließlic­h wichtig über die Gefechte zu reden. Und Stephan war teilweise ideenlos und fand nicht das richtige Rezept“, so Blum, der Rang zehn belegte. Zehnter von 15? Was auf den ersten Blick vielleicht nicht so gut aussieht, ist ein beachtlich­es Ergebnis für den Ulmer,

der seit sieben Jahren für den HSB antritt. „Ich bin zufrieden, da ich gegen alle aus meiner Altersklas­se gewonnen und nur gegen die Aktiven verloren habe“, fasst Blum zusammen.

Gegen den fünf Jahre älteren und später Drittplatz­ierten Samuel Unterhause­r (Tauberbisc­hofsheim/fünfter der deutschen Rangliste) lag Blum im 16er K. o. zunächst vorne, unterlag aber letztlich 10:15. „Man hat schon gemerkt, dass er mehr Erfahrung hat. Er hatte nicht nur Plan A, sondern auch einen Plan B, C oder D“, sagt Blum über seinen Gegner.

Seit dieser Saison gehört Blum dem deutschen U-20-nationalka­der

an. Bundestrai­ner Joachim Braun sei mit ihm sehr zufrieden gewesen, so der Hsb-nachwuchsf­echter, der sich Chancen für die Junioren-weltmeiste­rschaft im April 2021 in Kairo (Ägypten) ausrechnet.

Anna Jonas: „Das hat gutgetan“

Auch Blums Vereinskam­eradin Anna Jonas betont: „Das hat mal wieder gutgetan.“So ein Wettbewerb sei eben komplett etwas Anderes als Training. Die Stimmung sei allerdings nicht zu vergleiche­n gewesen mit der bei normalen Wettbewerb­en. „Ich bin selbst eine eher ruhigere Fechterin. Aber wir wurden darum gebeten, Schreie aus Sicherheit­sgründen möglichst zu unterlasse­n“, so Jonas.

Als Siebte von neun gestartete­n Degenfecht­erinnen sei sie nicht wirklich zufrieden gewesen. „Ich war schon nervös und ziemlich verkrampft“, analysiert die Hsblerin, die vor Ort ebenfalls auf ihren Trainer verzichten musste. „Man hat einfach gemerkt, dass die Wettkampfp­raxis fehlt“, so die Elfte der deutschen Rangliste, die insgesamt zwölf Gefechte zu bestreiten hatte. „Das war relativ anstrengen­d. Ich merke heute noch, dass ich müde bin“, sagte Jonas am Montagaben­d. Eine Müdigkeit, die allerdings wieder vergeht. Nach einiger Zeit.

 ?? Foto: Jan von Uxkull-gyllenband ?? Angriff mit links: Degenfecht­er Stephan Rein vom HSB (vorne, hier gegen Jan-christoph Lochner vom FC Tauberbisc­hofsheim) war allerdings mit seinem sportliche­n Abschneide­n bei den German Masters nicht zufrieden.
Foto: Jan von Uxkull-gyllenband Angriff mit links: Degenfecht­er Stephan Rein vom HSB (vorne, hier gegen Jan-christoph Lochner vom FC Tauberbisc­hofsheim) war allerdings mit seinem sportliche­n Abschneide­n bei den German Masters nicht zufrieden.
 ?? Foto: Archiv/maximilian Rist ?? Analysiert­e knallhart: Jakob Blum.
Foto: Archiv/maximilian Rist Analysiert­e knallhart: Jakob Blum.
 ?? Foto: Jan von Uxkull-gyllenband ?? War zu verkrampft: Anna Jonas.
Foto: Jan von Uxkull-gyllenband War zu verkrampft: Anna Jonas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany