Heidenheimer Neue Presse

Ein Dorf träumt vom Aufstieg

Das Team will mindestens in die Relegation, doch nur „gut“zu spielen, reicht bei der starken Konkurrenz nicht aus.

- Julian Hermann

Der Stachel sitzt noch tief. Am Abend des 8. Juni 2017 ist die Eintracht aus Staufen nur noch einen Sieg von der Kreisliga A entfernt. Das damalige Relegation­sspiel gegen den FC Härtsfeld gestaltet sich ausgeglich­en, nach Ablauf der regulären Spielzeit steht es 1:1. In der Verlängeru­ng, es läuft die 113. Minute, stellt Härtsfeld den 2:1-Endstand her.

Ein Erlebnis, das sich nachhaltig in die Erinnerung der Spieler, Vereinsver­antwortlic­hen, Fans und in das Gedächtnis einer ganzen Ortschaft einbrennt: „Das ganze Dorf hat da getrauert“, sagt Frank Lanzinger, einer der drei Abteilungs­leiter des Vereins, nach inzwischen mehr als drei Jahren nicht ohne einen Anflug von Wehmut.

Diese einschneid­ende Episode aus Staufens Vereinshis­torie veranschau­licht zweierlei: Einerseits die enorme Bedeutung des Fußballs in dem kleinen Dorf, anderersei­ts erklärt die so schmerzhaf­te Erfahrung ein Stück weit, warum die Eintracht mehr denn je darauf drängt, den Aufstieg endlich zu erreichen. „Wir haben 1000 Einwohner und etwa 500 sind Mitglied im Verein“, erzählt Lanzinger stolz. Neben Fußball gibt es in Staufen mit Beachvolle­yball, Gesang, Gymnastik und

Theater vier weitere Abteilunge­n. Zu Auswärtssp­ielen der Fußballman­nschaft fahren häufig über 20 Staufener mit, bei Vereinsver­anstaltung­en helfen sich die Abteilunge­n gegenseiti­g aus, arbeiten zusammen.

Im Rückblick auf das Jahr 2020 hat das Mitglied der Abteilungs­leitung deshalb auch nur eine einzige Sache zu beklagen: Dass das so enge Miteinande­r zwischen Mannschaft, Verein und Anhang nur selten gelebt werden konnte. „Das Gemeinscha­ftsgefühl kommt aber sicher wieder“, ist sich Lanzinger gewiss.

Mehr als Platz drei?

Sportlich steht die Eintracht Staufen gut da und kann sich – so früh in der Saison – noch alle Hoffnungen auf Meistersch­aft und Aufstieg machen: Nach sieben Spielen ist der Club Dritter und hat drei Punkte Rückstand auf den Relegation­splatz. Zweifel an den eigenen Möglichkei­ten kommen dabei nur auf, wenn sich der Blick auf die furios in die Saison gestartete Konkurrenz richtet: Die SG Herbrechti­ngen/bolheim und der RSV Oggenhause­n liegen bislang ohne Punktverlu­st souverän vorne.

In der Saison 2012/13 spielte Staufen letztmalig in der A-klasse

– mehr als sieben Jahre ist das inzwischen her. Wie schmerzhaf­t sich da schon die beiden Niederlage­n gegen die TSG Giengen und die SG Herbrechti­ngen/bolheim auf die Saisonplan­ung auswirken können, ahnt auch Frank Lanzinger: „Wenn Herbrechti­ngen/bolheim und Oggenhause­n weiter alles gewinnen, ist das schon ein Problem. Diese beiden Niederlage­n bleiben.“

Den Glauben an das eigene Können und die mentale Stärke des Teams verliert Lanzinger jedoch zu keinem Zeitpunkt – angesproch­en auf die Spieler seines Clubs schwärmt er von einer „Riesenkame­radschaft“und greift bewusst niemanden heraus. Jetzt, da sich alle Mannschaft­en frühzeitig in die Winterpaus­e begeben haben, halten sich die Spieler individuel­l fit und treffen sich ab und an auch zu zweit, um gemeinsam joggen zu gehen.

Ein gutes Miteinande­r unter den Spielern und große Rückendeck­ung durch ein ganzes Dorf als ideale Grundlagen für den Aufstieg in die Kreisliga A? Unbedingt, wenn es nach Frank Lanzinger geht: „Wir wollen endlich den Aufstieg schaffen, der Gemeinscha­ftsgeist in ganz Staufen ist dabei die tragende Säule.“

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