Heidenheimer Neue Presse

Letzte Ruhe unter einem Apfelbaum

Mit dem Baumgrab hat die Stadt eine neue Bestattung­sform geschaffen. Die Pflege der Anlage übernimmt komplett der städtische Bauhof.

- Von Günter Trittner

Mit dem Baumgrab wurde auf dem Wartberg-friedhof eine neue Bestattung­sform geschaffen. Die Pflege übernimmt die Stadt.

Im Friedhof am Wartberg hat die Stadt erstmals eine Baumgraban­lage geschaffen. 84 Urnen können hier kreisförmi­g um sieben hochstämmi­ge Apfelbäume in Form eines Doppelgrab­s im Erdreich beigesetzt werden. Das 120 Quadratmet­er große Grabfeld, das von Auszubilde­nden des städtische­n Bauhofs im hinteren, bislang noch nicht belegten Teil des Friedhofs angelegt wurde, ist aber noch erweiterba­r. Bis zu 250 Menschen könnten hier ihre letzte Ruhe finden.

1950 Euro kostet so ein Urnenwahlg­rab unter einem Baum. „Ein hoher Betrag“, meinte Stadtrat Hermann Mader bei der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts. Der aber berechtigt sei, hielt Hans Wagner, der Fachbereic­hsleiter für Finanzen und Grundstück­e im Rathaus, dagegen. Zwar sei man mit der Festsetzun­g der Gebühr an die Obergrenze der Gebührenka­lkulation gegangen, aber dafür „bieten wir Qualität“.

Stadt pflegt

Wie Wagner verdeutlic­hte, übernimmt die Stadt für die gesamte Liegezeit von 15 Jahren alle Pflegearbe­iten rund um das Grab. „Die Angehörige­n brauchen sich um überhaupt nichts mehr kümmern.“Wer über den gesamten Zeitraum dafür einen Gärtner privat beauftrage­n müsse, werde sicher einige Hundert Euro mehr ausgeben, zog Wagner den Vergleich. „Wir sind damit sicher am

Puls der Zeit“, meinte Bürgermeis­ter Daniel Vogt. Oft wohnten die Hinterblie­benen nicht mehr am Ort der Verstorben­en und täten sich mit der Grabpflege entspreche­nd schwer. Am Alten Friedhof hat die Stadt bereits Urnengräbe­r mit einem Pflegevert­rag angeboten. Hier allerdings kümmern sich profession­elle Gärtner um die Pflege, während auf dem Friedhof am Wartberg die städtische­n Betriebe diese Aufgabe übernehmen werden. Nach anfänglich­er Zurückhalt­ung sind die Grabstätte­n mit Pflegevert­rag bei der Klosterkir­che nun gut nachgefrag­t. Neben der traditione­llen Bestattung ist in Herbrechti­ngen mittlerwei­le eine Vielzahl von Alternativ­en geboten. Es gibt Urnengräbe­r im anonymen Sammelgrab, Urnengräbe­r in der Wand, in der Wiese, in der Gemeinscha­ftsanlage, in der Blumenwies­e und nun auch in der Baumgraban­lage.

Gebühren nicht ausgereizt

Die teuerste Form der letzten Ruhe ist ein doppeltief­es Erdgrab. 3680 Euro verlangt die Stadt an Nutzungsge­bühr. Die günstigste Form ist das anonyme Urnensamme­lgrab

für 300 Euro. Zu 72 Prozent decken in Herbrechti­ngen die Gebühren den Aufwand für die Unterhaltu­ng der Friedhöfe. 2018 hatte der Gemeindera­t zuletzt die Gebühren angepasst und dabei bei Weitem nicht den Spielraum ausgenutzt, den die Gebührenka­lkulation bieten würde. Alles Kosten addiert könnte die Stadt für ein doppeltief­es Wahlgrab 5168 Euro verlangen. Bei einem Urnengrab in einer Gemeinscha­ftsgrabanl­age wäre erst bei 924,91 Euro die Kostendeck­ung erreicht. Die Stadt erhebt aber nur eine Gebühr von 660 Euro.

Auch bei der Nutzungsge­bühr für die Aussegnung­shalle zielt die Stadt nicht auf volle Kostendeck­ung. 655,72 Euro wären möglich, 400 Euro werden in Rechnung gestellt.

Die Azubis des Bauhofs, welche die Anlage nach den Plänen des Fachbereic­hs Liegenscha­ften in drei Monaten erstellt hatten, wurden von Wagner nochmals in der Sitzung des Gemeindera­ts gelobt. „Es war hier sehr viel Geschick nötig und es hat alles prima geklappt.“

 ?? Foto: Rudi Penk ?? Die neue Baumgraban­lage auf dem Wartberg-friedhof. Die Urnen ruhen im Kreis um sieben Apfelbäume. Jetzt hat der Gemeindera­t die Gebühren dafür festgesetz­t.
Foto: Rudi Penk Die neue Baumgraban­lage auf dem Wartberg-friedhof. Die Urnen ruhen im Kreis um sieben Apfelbäume. Jetzt hat der Gemeindera­t die Gebühren dafür festgesetz­t.

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