Merkel will Lockdown ab Weihnachten
Corona Kanzlerin plädiert eindringlich für schärfere Regeln auch vor den Festtagen.
Vor dem Hintergrund des neuen Höchststands von Corona-toten hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) klar für einen harten Lockdown zum Jahreswechsel ausgesprochen. Merkel stellte sich im Bundestag ausdrücklich hinter entsprechende Forderungen der Wissenschaftsakademie Leopoldina. „Wir müssen uns jetzt noch mal anstrengen“, drängte die
Kanzlerin. Zwischen Weihnachten und 10. Januar sollten Geschäfte geschlossen, Schulferien verlängert oder auf Digitalunterricht umgestellt werden.
Merkel drängte darauf, dass entsprechende Beschlüsse von Bund und Ländern gemeinsam gefasst werden. Ein Termin für einen erneuten Krisengipfel von Bund und Ländern wurde zunächst aber nicht bekannt. In einigen Bundesländern gibt es massiven Widerstand gegen weitere Verschärfungen.
Merkel plädierte auch dafür, schon vor dem 24. Dezember zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, beispielsweise Schulen ab dem 16. statt wie geplant am 19. Dezember zu schließen. „Wenn die Wissenschaft uns geradezu anfleht vor Weihnachten, bevor man Oma und Opa und ältere
Menschen sieht, eine Woche der Kontaktreduzierung zu ermöglichen, dann sollten wir vielleicht doch noch einmal nachdenken, ob wir irgendeinen Weg finden“, sagte sie in einer ungewöhnlich eindringlichem Rede. Den neuen Rekord von 590 Corona-toten binnen 24 Stunden nannte sie „nicht akzeptabel“.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich im Bundestag für schärfere Corona-regeln ausgesprochen und sich dabei auf eine entsprechende Empfehlung der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina berufen. Entscheiden müssen aber am Ende die Regierungschefs der Länder. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Bundeskanzlerin Merkel spricht sich für die Leopoldina-strategie aus.
Was heißt das genau? Die Nationale Akademie der Wissenschaften fordert eine drastische Verschärfung der Corona-beschränkungen bereits ab kommender Woche. So soll nach dem Willen der Akademiemitglieder von Montag an in ganz Deutschland die Schulpflicht aufgehoben werden. Von Heiligabend bis zum 10.
Januar soll das öffentliche Leben weitgehend ruhen – alle Geschäfte bis auf Lebensmittelläden sollen schließen und in manchen Bundesländern würden die Weihnachtsferien verlängert. Aber an den Vorschlägen des Wissenschaftsgremiums gibt es Kritik. Man solle „nicht wieder als Erstes“daran denken, Schüler möglichst zu Hause zu lassen, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Kultusministerin Stefanie Hubig (SPD), am Mittwoch. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Dieter Kempf, warnte vor einem „harten Runterfahren“der gesamten Wirtschaft. Entscheidend sei vielmehr, „dass die politisch Verantwortlichen bei unterschiedlichen Infektionsgeschehen unterschiedlich reagieren“.
Werden die Länder gemeinsam ei
nen Lockdown beschließen? Das ist eher unwahrscheinlich. Als erstes Bundesland hat sich Niedersachsen festgelegt, dass man keinen bundesweiten Lockdown und auch keinen weiteren Coronakrisengipfel mit Bund und Ländern wolle. „In den verschiedenen Regionen Deutschlands gibt es sehr unterschiedliche Infektionslagen“, sagte eine Regierungssprecherin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Bei sämtlichen weiteren Maßnahmen werde man sich deshalb vor allem „an der Situation in Niedersachsen orientieren“. Bayern und Nordrhein-westfalen dringen dagegen darauf, dass es einen gemeinsamen Beschluss zu neuen Beschränkungen geben soll – weil jede Entscheidung eines Bundeslands Auswirkungen auf Nachbarländer habe, wie Nrw-ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonte.
590 gemeldete Corona-tote an einem Tag sind ein neuer Höchstwert. Wie groß sind die regionalen Unterschiede? Sehr groß. In Bayern starben an einem Tag 107 Menschen an oder mit Covid-19. Dahinter folgen NRW (103), Sachsen (74) und Baden-württemberg (72). Die wenigsten Corona-toten gab es in Schleswig-holstein (2), Bremen (3), Mecklenburg-vorpommern (8), Hamburg und Saarland (je 10) sowie Brandenburg (13). Bezogen auf die Einwohnerzahl liegt Bayern bei den Toten vor Nordrhein-westfalen und Baden-württemberg. 87 Prozent der Corona-toten waren 70 Jahre und älter.