Suche nach dem kostbaren Nass
Jährlich verliert Nattheim rund 20 Prozent seines Trinkwassers – mit Folgen für die Wassergebühren. Und auch das Logistikzentrum auf dem Rinderberg könnte die Lage beeinflussen.
Stecknadelkopfgroße Löcher, aus denen Wasser austritt – klingt nicht nach viel. Ist es aber. In Nattheim sorgen diese Löcher jährlich für einen Wasserverlust von mehr als 20 Prozent und verursachen Kosten in Höhe von rund 25 000 Euro. Glücklich ist man über den Verlust dieser fünfstelligen Summe weder in der Verwaltung noch im Gemeinderat. Doch es ist gar nicht so einfach, dieses Problem zu beheben.
Ralf Baamann, Leiter der Nattheimer Finanzverwaltung, erklärt: „Wenn die Hauptwasserleitung platzt, bemerkt man das normalerweise relativ schnell.“Zum einen sei ein so großer Bruch hörbar, zum anderen trete dabei oftmals eine sichtbar große Menge Wasser aus.
Das Problem: Die Leckagen, die dafür sorgen, dass 20 Prozent des Nattheimer Wassers verloren gehen, sind so klein und doch gleichzeitig so zahlreich, dass man sie kaum bemerkt. „Wenn man so ein Leck dann doch entdeckt und repariert, kann es sein, dass 30 bis 50 Meter weiter der nächste Bruch entsteht“, erläutert Baamann.
Dazu komme, dass sich das Problem im Grunde niemals komplett beheben lassen könne. Null
Prozent Wasserverlust sind laut Baamann „utopisch“. Die Gemeinde hat sich das Ziel gesetzt, den Verlust auf zehn Prozent im Jahr zu reduzieren und damit theoretisch bis zu 12 000 Euro einzusparen.
Zehn Prozent sind normal
Mit zehn Prozent würde Nattheim im guten Durchschnitt liegen, was Wasserverlust angeht. Nach Angaben der Stadtwerke Heidenheim, die in Nattheim für die technische Betriebsführung verantwortlich sind, wird der Wasserverlust im Versorgungsgebiet Heidenheim inklusive Großkuchen und Oggenhausen 2020 voraussichtlich bei neun Prozent liegen. Das entspricht 327 000 Kubikmetern Wasser. 2019 lag der Verlust dort noch bei 12,9 Prozent oder 469 000 Kubikmetern.
Seit gut zehn Jahren gibt es in Nattheim einen Plan, auf die angepeilten zehn Prozent hinzuarbeiten. Einen Wert, den die Gemeinde vor etwa fünf Jahren schon einmal erreicht hat. Wie sieht dieser Plan also aus? Simpel, im Grunde: Wenn nach und nach klar wird, dass eine bestimmte Straße besonders anfällig für kleine Leckagen ist, werden die Rohre in dem gesamten Abschnitt komplett erneuert. Passiert ist das in den vergangenen
Jahren unter anderem in der Rosenstraße, der Hebelstraße, der Gartenstraße sowie der Lindlestraße.
Eine weitere Möglichkeit ergibt sich beim regelmäßigen Austausch der Wasserzähler. Dabei kann innerhalb eines Hauses gehorcht werden, ob in den anliegenden Rohren Wasser austritt.
Logistikpark senkt Gebühren?
Wie wirken sich diese 20 Prozent Wasserverlust eigentlich auf die Gebühren aus? Bei der Erhöhung der Gebühren 2020
wurde der Wasserverlust mit einberechnet. Die gute Nachricht: „In den nächsten
Jahren ist keine Erhöhung der Gebühren aufgrund des Wasserverlusts durch Leckagen abzusehen“, sagt Baamann. Die andere gute Nachricht: Durch den Anschluss des geplanten Logistikzentrums auf dem Rinderberg an das Nattheimer Wassernetz werden vonseiten der Gemeindeverwaltung keine Auswirkungen auf den Wasserverlust erwartet.
Mehr noch, theoretisch sollten die Wassergebühren in Nattheim durch die Angliederung sinken. „Je höher die Abnahme, desto niedriger der Preis“, erklärt Baamann. Große Schwankungen seien jedoch nicht zu erwarten. „Das Logistikzentrum wird vermutlich keine allzu hohe Abnahme haben. Bei einem Betrieb, der viel Wasser verbraucht – wie etwa einer Brauerei – wäre das etwas anderes.“
Wenn die Hauptwasserleitung platzt, bemerkt man das normalerweise relativ schnell.
Ralf Baamann