Heidenheimer Neue Presse

Fabio Andina: Tage mit Felice

(Folge 53)

- Von Zoltán Máthé, Pressehaus, Galerie, 8 - 14 Uhr. Sie haben 8 bis 14 Uhr 9.30 bis 13 Uhr aboservice@hz.de bekommen? Sie haben einen Seite? für diese 0180.2222222 Tel. 0711.530343536 Bereitscha­ftsdienst, 18 - 8 Uhr, Tel. 116117. Notfallpra­xis am Klinikum

Partie aber kleben sie mit verkniffen­em Mund und glänzenden Augen auf ihren Stühlen. Die Gläser hat Candida nachgefüll­t, und geraucht haben sie alle vier hier in der Bar, wie es noch vor rund zehn Jahren normal war.

Die beiden Frauen haben die Männer Runde um Runde geschlagen, unter anderem, weil Floro und Pep ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mal mehr die Karten in der Hand halten konnten, so viele Biere haben sie gekippt. Auch Candida und Gilda trinken, aber nur ein bisschen Wein.

Ich schalte den Fernseher aus und sehe ihnen zu. Floro macht Pep ein Zeichen, indem er drei kleine Schlucke von seinem Bier trinkt, und der antwortet mit einem anderen Zeichen, fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe, um mitzuteile­n, dass er keinen Durchblick mehr hat. Garantiert erinnert er sich nicht mehr, welche Karten schon ausgespiel­t wurden. Floro macht ein neues Zeichen, reibt sich die Nase, um Pep zu verstehen zu geben, dass er Herz abwerfen soll, aber Pep antwortet wieder, dass er nicht durchblick­t, worauf die Wirtin Candida aufspringt und brüllt, verdammt noch mal, sagts doch einfach, dann machen wir Schluss.

Was ist denn?, erwidert Gilda. Nichts, nur dass die da voll sind. Feierabend. Feierabend, schreit sie. Raus mit euch, alle raus.

Wir gehen.

Wie spät ist es?, fragt Floro. Niemand antwortet. Bòn, dann mal auf, gehn wir, gute Nacht zusammen, sagt er und entfernt sich, hochgewach­sen und mager, mit seinem müden, schiefen Gang als würde er schon schlafen und diesen schwarzen, immer ein wenig zu kurzen Klamotten. Pep überquert den Platz so behutsam, als würde er über eine Glasplatte gehen, steigt in sein Auto, schlägt die Tür zu und schaltet kreischend beim Rangieren.

Wir folgen ihm mit dem Blick, als er auf die Serpentine­n zuschießt, die ihn hinunter nach Hause führen werden, wo ihn ein leeres, kaltes Bett erwartet. Als es nichts mehr zu sehen gibt, will ich mich von Candida und Gilda verabschie­den, aber die sagen, also stimmt es jetzt, he? Weißt du es? Sagst du es uns? Was denn?, entgegne ich. Kommt die Frau von Felice zurück?, bohrt Candida, die Augen halb geschlosse­n.

Achselzuck­end gebe ich ihnen dieselbe Antwort, die Kevin und ich uns gegeben haben.

Aber Kevin hat mir gesagt, dass du Bescheid weißt, beharrt Gilda mit vom Alkohol belegter Stimme.

Die Worte der beiden Frauen noch im Kopf, mache ich mich auf den Weg. Ein schwacher Wind weht kalte Luft vom Adula herunter, und das Dorf ist so still wie ein Bergdorf in der Nacht nur sein kann. Was hat Kevin sich da bloß ausgedacht? Jetzt glauben alle hier, dass ich weiß, wer da zurückkomm­t. Nur ich meine Tage mit Felice

Laut vor mich hin denkend gehe ich durch die Gasse, an Felices Haus vorbei. Ich sehe zu seinem Schlafzimm­erfenster hinauf.

Es ist dunkel, er schläft schon seit einer Weile. Aber es stimmt, denke ich. Hier kehrt jemand heim.

Auf der Bank unterhalb des Waschhause­s, beleuchtet vom Lichtkegel der Straßenlam­pe, treffe ich auf Floro, eine schwarze Silhouette mit gekreuzten Beinen und auf der Lehne ausgebreit­eten langen Armen. Von fern ähnelt er einem riesigen Raben, einem von denen mit ausgebreit­eten Flügeln, wie man sie am Hühnerstal­l anbringt, um die Falken abzuschrec­ken. Sein Blick weil verbringe. ist zum Himmel gerichtet. Ich blicke ebenfalls hinauf, die Sterne über dem Simano spielen mit ein paar dunklen Wolken Verstecken. Der Wind in der Höhe weht nach Süden, sage ich und setze mich. Na, Kaminfeger.

Jo, antwortet diesen Wolken.

Ich will gerade noch etwas sagen, nur um ein bisschen Konversati­on zu machen, damit wir nicht stumm dasitzen wie zwei Saufbrüder, da reißt ihn ein Hustenanfa­ll mit Macht aus seiner Dumpfheit. Er zieht Schleim hoch und spuckt in weitem Bogen mitten auf die Gasse. Seufzend holt er Luft und zieht die Tabakpacku­ng aus seiner Jackentasc­he.

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