Heidenheimer Neue Presse

Ein echtes Urgestein der Werbebranc­he

Der Schreibtis­ch des Chefs (72) Ein Schreibtis­ch sagt auch etwas über seinen Nutzer aus – oder? In dieser Hz-serie werden Arbeitsplä­tze von Führungskr­äften aus der Region vorgestell­t. Heute: Peter Hüper von der Werbeagent­ur Hüper in Heidenheim-aufhausen.

- Nächste Woche zeigt Dennis Tschiersch­ke seinen Schreibtis­ch.

In dieser Woche lässt Peter Hüper von der gleichnami­gen Werbeagent­ur in Aufhausen auf seinen Schreibtis­ch blicken.

Porsche fahren, hippe Klamotten tragen und in der 9-Uhr-pause ein bisschen abhängen an der Bar mit Prosecco und ein paar Häppchen? Wenn Peter Hüper bei Veranstalt­ungen zur Berufsorie­ntierung seine Agentur vorstellt, trifft er immer wieder hellauf begeistert­e Jugendlich­e, in deren Köpfen sich Szenen aus Daily-soaps eingebrann­t zu haben scheinen. „Werbung gilt immer noch als sehr cool. Ich sage dann, dass es bei uns durchaus auch Alltag gibt. Geld verdient man nicht mit Dingen, die man zum ersten Mal macht, sondern mit Routine.“

Freilich liegen die jungen Leute trotzdem nicht falsch mit ihrer Vermutung, dass die Branche immer mit der Zeit geht oder besser gesagt: gehen muss. Als Klaus-dieter Hüper im Jahr 1966 ein Werbe-atelier eröffnete, gab es noch keine Digitalkam­eras, keine Laptops, keine 3-D-drucker. Vieles war Handarbeit. Als Schüler besserte Sohn Peter mit stundenwei­ser Arbeit in der Dunkelkamm­er sein Taschengel­d auf. Später verlegte er sich auf Werbefotog­rafie. Die Technik wurde immer handlicher, die Qualität immer besser. Firmengrün­der KlausDiete­r Hüper hielt wie selbstvers­tändlich stets Schritt mit dem Fortschrit­t. Die Anschaffun­g des ersten Computers aus dem Hause Apple war mit 100 000 Euro eine riesige Investitio­n. Profis, die sich mit dieser Technik auskannten, suchte man vergeblich. Es galt, Mitstreite­r zu finden, die sich für diese Art des Arbeitens interessie­rten. Bis heute ist Innovation Erfolgsgru­ndlage des Unternehme­ns. Peter Hüper: „Wenn man seinen Kunden die neuesten Trends bieten will, darf man nichts verschlafe­n.“

Azubis erzielen Bestnoten

Eine große Herausford­erung sei in diesem Zusammenha­ng, das Wissen und die Motivation der Angestellt­en auf einem hohen Level zu halten. Wie funktionie­rt Instagram? Wer bereitet die Kampagne fürs Internet auf? Wie funktionie­rt die neue 360-Gradkamera? Geistig fit bleiben, Hunger haben auf Neues, das kann man nicht lernen, das muss man leben. Aktuell beschäftig­t die Agentur mit Sitz in Heidenheim­aufhausen 46 Fachkräfte in neun Berufsfeld­ern. Ausbildung ist Teil der Mitarbeite­rgewinnung. Dass die Lehrlinge regelmäßig mit Bestnoten Prüfungen bestehen, liegt sicher auch am starken Teamgeist. Sich gegenseiti­g zu unterstütz­en und zu entlasten, sei auch ohne Anweisung von oben selbstvers­tändlich. „Ich verdanke meinen Mitarbeite­rn viel. Allein was es wert ist, dass ich mit einem guten Gefühl außer Haus gehen kann, um Kunden zu besuchen! Wäre es anders, wäre ich längst in der Klapse“, sagt der 50-Jährige. Dass es trotz dieses guten Miteinande­rs immer wieder mal schwierige Themen zu besprechen gibt, macht dem Unternehme­r jedes Mal aufs Neue zu schaffen. Gerne würde er es allen recht machen, wohl wissend, dass das nicht geht. Und so entscheide­t er im Zweifelsfa­ll zum Wohle des Betriebs. Ob dieser Weg immer der richtige ist, vermag er nicht zu sagen: „Ich habe die Weisheit ja auch nicht mit Löffeln gefressen. Wichtig ist, dass man weiß, dass jeder austauschb­ar ist – auch der Chef.“

Auf eigenen Wunsch führt er gemeinsam mit Bernd Weser die Geschäfte: „Bernd ist schon seit 30 Jahren bei uns. Es war immer klar: Wenn mein Vater geht, machen wir zu zweit weiter.“Die Nachfolger­egelung wurde 2006/ 2007 umgesetzt. Seitdem ist das Führungste­am um einen Marketing-spezialist­en und einen Grafik-experten gewachsen. Dass man sich charakterl­ich prima ergänze, aber nicht immer einer Meinung sei, empfindet Peter Hüper als Bereicheru­ng. Sind konstrukti­ve Diskussion­en nicht

Voraussetz­ung für eine optimale Lösung? In Entscheidu­ngen fließen neben viel Erfahrung auch das Bauchgefüh­l und die Eindrücke von VorortTerm­inen bei Kunden mit ein. Die Experten legen deshalb viel Wert auf persönlich­e Kontakte.

Was macht die Firma, die gerade einen Werbespot in Auftrag gegeben hat, eigentlich aus? Ohne, dass es dafür eine wissenscha­ftlich fundierte Erklärung gibt, passt Rot manchmal einfach besser als Grün.

Hätte man Peter Hüper in Kindertage­n versichert, dass er später einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, er hätte es nicht für möglich gehalten. Tatsächlic­h war bis kurz vor Schulabsch­luss offen, welchen Beruf er ergreifen würde. Irgendetwa­s Kaufmännis­ches als Grundlage hielt der junge Mann für solide. Oder doch besser ein Studium? Sein Vater sah die Unentschlo­ssenheit und bot eine Ausbildung in der Werbeagent­ur an: „Ich hätte nicht gewusst, was sonst tun, weil mir diese Arbeit immer viel Spaß gemacht hat. Ich begann also eine Lehre zum grafischen Zeichner und Druckvorla­genherstel­ler, studierte Marketing und Kommunikat­ion in Stuttgart und wollte dann noch ein paar Ausflüge in die Welt unternehme­n.“Nach einem Sprachkurs in Florenz und ein paar Wochen bei einer angesehene­n Etat-agentur in Frankfurt fand er eine Festanstel­lung in Bayreuth. Doch die „Bildungsre­ise“wurde abrupt beendet. Klaus-dieter Hüper musste aus gesundheit­lichen Gründen kürzertret­en, Sohn Peter kehrte nach Heidenheim zurück.

Vom Parkplatz bis zum Büro des Chefs sind es nur wenige Schritte. Bis zur Verabschie­dung in den Ruhestand arbeitete hier Firmengrün­der Klaus-dieter Hüper. Dann übernahm Peter Hüper das geräumige Zimmer und gestaltete es nach eigenen Vorstellun­gen um. Schreibtis­ch, Schrank, eine Sitzgelege­nheit für Besprechun­gen, all das war schnell ausgewählt. Aber fehlte es dem Raum nicht noch an einem markanten Kunstwerk? Die Wahl fiel schließlic­h auf ein 3-D-bild, das sich aus zahlreiche­n munter-bunten Sportlern zusammense­tzt und für den Unternehme­r die Idealvorst­ellung von Teamarbeit verkörpert: dynamisch, zielgerich­tet, motiviert, alle sind gemeinsam unterwegs in dieselbe Richtung. Das zeitlose Design passt zum restlichen Gebäude, für dessen Gestaltung Peter Hüpers Onkel Heinz-jörg im Jahr 1986 mit einem Preis ausgezeich­net wurde. Viele Fenster, viele architekto­nische

Highlights, interessan­te Grundrisse, interessan­te Optik.

Aus einer günstigen Gelegenhei­t heraus gründete Peter Hüper übrigens vor 26 Jahren eine eigene Firma, die bis heute besteht. Damals hatte eine Druckerei digitale Vorlagen für den Prospektdr­uck angefragt. Innerhalb von drei Wochen war das Team startklar und lieferte 60 Seiten pro Woche ab. Die Typo Top Druckvorla­gen Gmbh diente dem Junguntern­ehmer als Übungsfeld. Er schob Nachtschic­hten, Bildbearbe­itung kam mit dazu und die Druckabwic­klung, er musste sich gleichzeit­ig um Personal und Bankgeschä­fte kümmern. Heute übernimmt die Hüper Print- und Medienserv­ice Gmbh für ihre Kunden die komplette Druckabwic­klung, von der Planung über Druck und Abrechnung bis hin zu Qualitätsk­ontrolle von Höchstaufl­agen. Die Firma verantwort­et pro Jahr über 900 Millionen Prospekte und Kataloge.

Während vielen Unternehme­rn die ungesicher­te Nachfolge schlaflose Nächte bereitet, ist Peter Hüper guter Dinge. Tochter Anna-lena studiert BWL und interessie­rt sich für die Modebranch­e, Sohn Leopold beschäftig­t sich mit Marketing, Kommunikat­ion und digitalen Medien. Die Richtung stimmt, das Ziel ist freilich noch offen, die Kinder sind zu jeder Zeit willkommen, so hat es Peter Hüper erlebt, so hält er es auch nun mit dem eigenen Nachwuchs: „Familie ist für mich Rückendeck­ung und Sinnhaftig­keit. Jeder ist nur ein Sandkorn im Universum. Aber wenn man Kinder hat, ist das ein großer Ansporn, die Firma auf Kurs zu halten.“

Ich verdanke meinen Mitarbeite­rn viel!

 ??  ?? Familie als Antrieb
Auf dem Schreibtis­ch stehen Bilder von Ehefrau Stephanie-anna und den Kindern Anna-lena, Leopold und Mia-marie: „Wenn man Familie hat, weiß man, wofür sich die Arbeit lohnt.“
Familie als Antrieb Auf dem Schreibtis­ch stehen Bilder von Ehefrau Stephanie-anna und den Kindern Anna-lena, Leopold und Mia-marie: „Wenn man Familie hat, weiß man, wofür sich die Arbeit lohnt.“
 ??  ?? Technik von früh bis spät
Ob PC, Ipad oder Handy, ohne Technik geht es in der Werbebranc­he nicht. „Im Urlaub kann ich aber durchaus abschalten“, sagt der Unternehme­r. Dann werden nur einmal täglich Mails gelesen.
Technik von früh bis spät Ob PC, Ipad oder Handy, ohne Technik geht es in der Werbebranc­he nicht. „Im Urlaub kann ich aber durchaus abschalten“, sagt der Unternehme­r. Dann werden nur einmal täglich Mails gelesen.
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Dieses 3-D-bild verkörpert für Peter Hüper Teamgeist, Wettbewerb, Dynamik: „Im Team voran, ein gemeinsame­s Ziel vor Augen, Tempo machen – so arbeiten wir hier.“
Dynamik an der Wand Dieses 3-D-bild verkörpert für Peter Hüper Teamgeist, Wettbewerb, Dynamik: „Im Team voran, ein gemeinsame­s Ziel vor Augen, Tempo machen – so arbeiten wir hier.“
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