Heidenheimer Neue Presse

Klima-durchbruch am frühen Morgen

Treibhausg­ase Die EU einigt sich auf eine noch stärkere Senkung des Ausstoßes von Kohlendiox­id bis zum Jahr 2030.

-

Brüssel.

Der Durchbruch kam nach langer Verhandlun­gsnacht, erst kurz vor halb neun am Morgen verkündete Charles Michel euphorisch das Ergebnis: Europa habe die Führungsro­lle beim Klimaschut­z, jubelte der Ratspräsid­ent. Dafür habe sich die lange Nacht gelohnt, meinte Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Die EU ist auf dem klaren Weg zur Klimaneutr­alität 2050“, lobte auch Kommission­spräsident Ursula von der Leyen. Genau für dieses Ziel verschärfe­n Deutschlan­d und die anderen Eu-staaten nun das Tempo beim Klimaschut­z: Bis 2030 sollen die Co2-emissionen in Europa um mindestens 55 Prozent sinken, verglichen mit 1990. Bislang galt ein Reduktions­ziel von 40 Prozent.

Die Regierungs­chefs standen unter Einigungsd­ruck, weil die Eu-spitzen ein neues, ehrgeizige­s Ziel schon bei einer Un-klimakonfe­renz am Samstag präsentier­en wollten – am fünften Jahrestag des Pariser Klimaabkom­mens. Doch vor allem Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki, aber auch Kollegen anderer osteuropäi­scher Staaten blockierte­n eine Einigung mit der Forderung nach mehr finanziell­er Unterstütz­ung für den notwendige­n Strukturwa­ndel, weil sie stark von der Kohle abhängig sind. Sie werden nun finanziell­e Zugeständn­isse bei der geplanten Ausweitung des Emissionsh­andels erhalten.

Vieles lässt der Klimabesch­luss offen: Vereinbart ist ein „kollektive­s Ziel“, die Umsetzung in nationale Reduktions­vorgaben steht aus. Die Eu-kommission will erst im kommenden Juni Vorschläge machen, mit welchen neuen Maßnahmen die Co2-einsparung­en erreicht werden könnten: Geplant sind unter anderem verschärft­e Co2-grenzwerte für Autos, Auflagen für den Flugverkeh­r, eine „Renovierun­gswelle“für Gebäude sowie die Ausweitung des Emissionsh­andels.

Das finale Klimaziel muss jetzt noch mit dem Eu-parlament ausgehande­lt werden – die Abgeordnet­en hatten mehrheitli­ch ein Reduktions­ziel von 60 Prozent gefordert, entspreche­nd kritisch fielen die Bewertunge­n vor allem auf dem linken Flügel des Parlaments aus. Kritisiert wurde, dass die Einigung auch eine Verrechnun­g der Co2-reduktion mit Waldauffor­stung erlaube, wodurch das Netto-reduktions­ziel eher bei 52 Prozent liege. Die Umweltorga­nisation Greenpeace monierte, die Vereinbaru­ng gehe nicht weit genug, um die Erderhitzu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen.

 ??  ?? Greenpeace-aktion am Rande des Eu-gipfels.
Greenpeace-aktion am Rande des Eu-gipfels.

Newspapers in German

Newspapers from Germany