Bereit für den Coup beim BVB
VFB Stuttgart Der Aufsteiger ist auch beim Champions-league-achtelfinalisten Borussia Dortmund nicht chancenlos. Das haben die vergangenen Spiele gezeigt. Von Carsten Muth
Wer hätte das vor der Saison gedacht? Da reist der Aufsteiger VFB Stuttgart am elften Spieltag zum Auswärtsspiel zu Borussia Dortmund – und die Karten sind nicht eindeutig verteilt. Sicher, der BVB, der unter der Woche als Gruppensieger ins Achtelfinale der Champions League eingezogen ist, gilt als Favorit in dem Aufeinandertreffen. Und doch trauen inzwischen viele Beobachter dem VFB eine Überraschung bei dem Duell am Samstag (15.30 Uhr /Sky) im Signaliduna-park zu.
Ausgangslage Der VFB hat die Erwartungen in dieser Saison – bislang jedenfalls – übertroffen. Das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo steht als Tabellenachter mit 14 Punkten alles in allem super da. Was auch und vor allem an der durchaus überraschenden Auswärtsstärke des Aufsteigers liegt. Elf Punkte entführte der VFB schon auf fremden Plätzen. Besser sind in dieser Hinsicht nur Bayer Leverkusen und Meister Bayern München.
Die Profis von Borussia Dortmund sind durch die Einsätze im Europapokal stark belastet, wirkten zuletzt alles andere als frisch. Zudem steht der BVB gehörig unter Druck, bleibt bislang als Tabellenvierter hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Ein Sieg gegen Stuttgart muss her, will man mit dem Spitzentrio Bayern München,
Bayer Leverkusen und RB Leipzig Schritt halten.
Ausrichtung Die Voraussetzungen für ein Spektakel sind gegeben, wenn Dortmund und Stuttgart aufeinandertreffen: Beide Teams stehen für schnelle Ballkombinationen und Offensivfußball. Klar ist: Wenn der BVB ins Rollen kommt, ist er schwer aufzuhalten. Deshalb legt Vfb-coach Matarazzo Wert auf eine gute Konter-absicherung. Doch auch Stuttgart hat mit jungen Spielern wie den Angreifern Silas Wamangituka oder Nicolas Gonzales, der nach überstandener Verletzung wohl wieder im Kader steht, die Mittel, um den Schwarz-gelben wehzutun. Zumal der BVB auf den defensiven Außenpositionen zuletzt so seine Schwierigkeiten hatte.
Trainer Pellegrino Matarazzo sitzt als Coach beim VFB fest im Sattel. Er hat dem Team eine klare Handschrift, eine funktionierende Ordnung verpasst. Sein Kollege Lucien Favre hingegen steht unter kritischer Beobachtung, weil die Borussia auch in dieser Saison bisher zu schwankend agiert, auf Gala-auftritte deutlich schwächere Vorstellungen folgen lässt. Genau da würden die Stuttgarter gerne ansetzen, wenn Matarazzo sagt: „Man darf nicht vergessen, dass Dortmund zuletzt ein paar durchwachsene Ergebnisse erzielt hat.“
Dortmunds Trainer Lucien Favre warnt im Gegenzug vor dem bisher so frech aufspielenden Aufsteiger, sagt: „Sie haben viel Power und Durchschlagskraft vorne. Sie sind extrem gefährlich“. Favre sagt auch das: „Wenn man gegen den VFB gewinnen will, muss man eine Top-leistung bringen.“
Personal Dortmund bangt um den Einsatz von Abwehrchef Mats Hummels und Offensivmann Thorgan Hazard. Beide sind lädiert vom Champions-league-spiel in St. Petersburg zurückgekehrt. Der BVB muss auf jeden Fall auf seinen Top-torjäger Erling Haaland verzichten. Der Norweger steht nach Vereinsangaben nach seinem Muskelfaserriss erst Anfang Januar wieder zur Verfügung.
Beim VFB ist neben Nicolas Gonzales auch Spielgestalter Daniel Didavi (Muskelverletzung) wieder genesen. Ob er in Dortmund gleich wieder in der Startelf steht, ist aber fraglich.
Statistik Neun der vergangenen elf Ligapartien gegen Stuttgart hat Borussia Dortmund gewonnen. In der Gesamtbilanz ist der VFB Stuttgart jedoch neben den Bayern einer von zwei aktuellen Bundesligisten, gegen die der BVB eine negative Bilanz hat. 37 Siegen und 24 Unentschieden stehen aus Dortmunder Sicht insgesamt 39 Niederlagen gegenüber.
Am Samstagnachmittag werden in Dortmund, das über das größte deutsche Stadion verfügt, wieder fast alle der insgesamt 80 000 Plätze frei bleiben. Bemerkenswert: Von sieben Partien in Corona-zeiten ohne Fans hat der BVB fünf verloren!