Rabattschlacht vor dem Fest
Einzelhandel Nachlässe sind in der Zeit vor Weihnachten eigentlich selten. Im Corona-jahr ist aber auch das anders.
Corona bringt den Einzelhandel an seine Grenzen – und darüber hinaus. „Es ist eindeutig zu erkennen, dass es derzeit besonders viele Rabatte gibt“, sagt Nils Busch-petersen, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-brandenburg. „Das Weihnachtsgeschäft hat fast nicht stattgefunden und jetzt droht der Shutdown, da reagieren Textilhändler mit Nachlässen.“
Gleiches beobachtet auch Axel Augustin vom BTE Handelsverband Textil. „Ich habe schon 50 Prozent Nachlässe Anfang Dezember gesehen. Viele Händler bekommen wohl kalte Füße.“Wenn die Konkurrenz mit den Preisen runtergehe, gerieten Verkäufer unter Druck. Kleidung habe ein Verfallsdatum. „Das ist nicht wie bei Fernsehern, die sich auch noch in einigen Monaten verkaufen lassen.“
„Rabatte gibt es immer“
Wenn nach dem Lockdown kein kaltes Wetter mehr herrsche, drohe der Einzelhandel auf der Ware sitzen zu bleiben, sagt Augustin. „Quellen Lager über und müssen Löhne bezahlt werden, reduzieren Händler ihre Preise.“Allerdings kennt Augustin auch Anbieter, die davon Abstand nehmen: „Entweder man blickt auf seine Bestände oder auf sein Bankkonto.“
„Rabatte im Einzelhandel gibt es immer“, sagt Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland. Einen Trend zu vermehrten Rabattaktionen habe der HDE bislang jedoch nicht beobachtet. Vor Weihnachten sei das jedoch eigentlich auch die Ausnahme. „Dann wird eigentlich nicht reduziert.“
Vielmehr seien November und Dezember die umsatzstärksten Monate über alle Bereiche hinweg, sagt Hertel. Nach Weihnachten starteten die Händler normalerweise mit Reduzierungen. „Der klassische Winterschlussverkauf kommt dann Ende Januar.“
Im Online-handel laufe das Weihnachtsgeschäft bereits seit Ende November, sagt Martin Groß-albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverband E-commerce und Versandhandel. „Gerade die besonderen Verkaufsschwerpunkte in der ,Black Week’ haben dafür gesorgt, dass viele ihre Weihnachtseinkäufe schon im Vorfeld erledigt haben.“Starke Rabattaktionen seien gerade nicht zu verzeichnen. Viele Kunden warteten inzwischen auch auf Angebote und kauften dann den gewünschten Artikel.
Dennoch sei die Arbeitsbelastung bei den Online-händlern derzeit enorm. Auf die Beschäftigten komme zusätzlich noch hinzu, „einen Teil der Nachfrage aus dem stationären Handel aufzufangen“.
Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, warnte vor Überlegungen, den Nicht-lebensmittelhandel schon am 21. Dezember zu schließen. „Eine solche politische Entscheidung hätte nicht nur fatale wirtschaftliche Folgen für unsere Branche, sondern würde auch einen Kundenansturm bis hin zu Panikkäufen auslösen.“Das sei mit Blick auf die in der Pandemie gebotene Entzerrung der Kundenströme völlig kontraproduktiv.
Der bayerische Handel warnt für den Fall schneller und strenger Maßnahmen gar vor einem Geschenke-mangel. „Es ist kurz vor Weihnachten. Viele haben noch nicht die Weihnachtswunschliste ihrer Liebsten abgearbeitet.“
Sanktjohanser betonte, der Handel sei kein Infektionshotspot. Dies bewiesen schon die unterdurchschnittlichen Infektionszahlen der Mitarbeiter. Die Schließung eines großen Teils des Einzelhandels sei nicht verhältnismäßig, zumal jeder Schließungstag alleine im Nicht-lebensmittelhandel Umsatzausfälle von 800 Millionen Euro verursachen werde.
Busch-petersen sieht mehr und mehr Geschäfte in Gefahr. Corona sei schon jetzt dabei, die „DNA der Innenstädte für immer zu verändern“.
Sanktjohanser forderte, Einzelhändler zu 70 beziehungsweise 75 Prozent zu entschädigen. „Es wäre nicht nachvollziehbar, wenn dem Handel im Vergleich zu anderen Branchen ein Sonderopfer abverlangt wird.“