Auktionen im Internet boomen
Traumsummen für Kunst werden im Corona-jahr nicht bezahlt. Häuser wie Ketterer aber erzielen Rekorderlöse.
Die Corona-pandemie hat auch den Kunstauktionsmarkt weltweit durcheinandergewirbelt. Auktionsrekorde in dreistelliger Millionenhöhe wie etwa noch 2019, als ein Monet-gemälde für 110 Millionen Dollar den Besitzer wechselte, blieben 2020 aus. Die großen New Yorker Auktionshäuser mussten ihre normalerweise rekordträchtigen Präsenzauktionen im Mai und November immer weiter nach hinten schieben und schließlich weitgehend ins Internet verlegen.
Corona war ein Katalysator für Online-auktionen. Erstmals seien auch Werke im Millionenbereich nur online angeboten worden, sagt Johannes Vogt, Leiter der Abteilung Zeitgenössische Kunst beim Kunstmarkt-internetdienstleister Artnet. Sotheby‘s etwa verkaufte auf einer „Online-only“-auktion ein Werk des russischen Romantik-malers Iwan Aiwasowski für den Rekordpreis von 2,8 Millionen Dollar.
Die Pandemie habe im Auktionsmarkt und in der Kunstbranche „einen enormen Wandel ausgelöst“, sagt Bastienne Leuthe von Sotheby‘s Deutschland. Mit 362 Online-auktionen in allen Kategorien habe Sotheby‘s 522 Millionen Dollar erzielt. Wöchentlich werden jetzt bei Sotheby‘s auch Juwelen oder Armbanduhren online versteigert. Ein Paar Sneaker Nike Air von Michael Jordan wurden für 560 000 Dollar verkauft.
Eine Überraschung bieten im Corona-jahr deutsche Auktionshäuser: Trotz Krise erzielten Ketterer Kunst in München und Van Ham in Köln Rekordergebnisse.
Mit rund 60 Millionen Euro erreichte der Jahresumsatz bei Ketterer Kunst 2020 fast das Niveau von 2019 (62 Mio. Euro). Drei Werke knackten die für deutsche Häuser magische Millionen-marke. Das Bild „Christiane und Kerstin“von Gerhard Richter erzielte mehr als 2,6 Millionen Euro, zwei Werke von Ernst Ludwig Kirchner kamen auf fast 1,7 Millionen und gut eine Million Euro. Van Ham in Köln erzielte mit fast 40 Millionen Euro sogar das beste Gesamtjahresergebnis in der Geschichte des Hauses. Allein 34 „Online-only“-auktionen gab es dort mit einem Gesamtumsatz von rund 3,4 Millionen Euro.