Nicht am Abgrund
2000 wird das neue 1000. Zumindest in Herbrechtingen. Und da, genauer gesagt, bei der Prokopf-verschuldung. 2025 steht jeder Bürger rechnerisch mit 2000 Euro in der Kreide, damit die Kommune weiter funktionieren kann.
Wenn man sich erinnert, wie intensiv im Gemeinderat um eine Schuldenobergrenze von 1000 Euro gerungen wurde, als es um den Bau der neuen Bibrishalle ging, verblüfft es doch, mit welcher scheinbaren Gelassenheit das Gros der Stadträte die doppelte Schuldenlast zur Kenntnis nimmt. Dies umso mehr, als der Ausblick von Kämmerer Thomas Diem zwar eine Trendwende im Jahr 2026 erwarten lässt, aber keinesfalls ein Abtragen des Schuldenbergs. Bis 2029 ist keine Rückkehr zur „normalen“1000er-marke zu erkennen.
Ist man im Rathaus deswegen schon so abgehärtet oder auch nur großzügig, weil der Bund zur Linderung der Corona-folgen Milliardenbeträge einsetzt, in einer Größenordnung, die man vor einem Jahr noch für unvorstellbar gehalten hätte? Auch beim Bund ist ja von einer schwarzen Null nicht mehr die Rede.
Das eigentlich Bemerkenswerte am Schuldenanstieg in Herbrechtingen ist, dass die Stadt sich gar nichts Außergewöhnliches leistet. Die Schulden laufen nicht wegen Extratouren auf. Das Geld fließt schlicht in Unterhalt und Daseinsvorsorge. In Pflichtaufgaben, wenn man so will.
Doch in die Stadtkasse mündet weniger Geld von Bund und Land, die Rücklagen sind nahezu aufgebraucht und somit erfordert jede große Ausgabe einen Kredit. Ein Abgrund, der sich da auftut? Nein.
Die Höhe der Schulden mag erschrecken. Aber entscheidend ist, ob man Zins und Tilgung aufbringen, ob man sich also die Schulden leisten kann. Und da muss man sich in Herbrechtingen keine Sorgen machen. Die Stadt kann auf eine breit aufgestellte, solide und leistungsfähige Wirtschaft am Ort bauen. Und auf Stadträte, die ihre Kontrollaufgabe ernst nehmen, die wissen, dass 2000 Euro nicht 1000 Euro sind.