Ein finaler Kraftakt
Bundesliga Am Ende eines turbulenten Jahres kämpfen Peter Bosz mit Bayer Leverkusen und Hansi Flicks Bayern im direkten Aufeinandertreffen um die Tabellenführung.
Dieser Motivationsschub kommt für den FC Bayern zum perfekten Zeitpunkt. Die großen Ehrungen von Robert Lewandowski als neuer Weltfußballer und Manuel Neuer als Welttorhüter beflügeln den deutschen Rekordchampion für den spektakulären Abschluss des Triple-jahres. „Ich hoffe, dass dieser Abend noch das eine oder andere freisetzt, dass wir alles herausholen, was in uns steckt“, sagte Trainer Hansi Flick vor dem Bundesliga-spitzenspiel am Samstag (18.30 Uhr/sky) bei Tabellenführer Bayer Leverkusen. „Es wäre die Kirsche auf der Sahnetorte, wenn wir die drei Punkte holen würden.“
Im finalen Akt eines sportlich grandiosen Jahres wollen die Münchner mit einem Sieg beim Tabellenführer die Bundesligaspitze zurückerobern und die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball klarstellen. „Ich hoffe, dass wir die Positionen in der Tabelle wechseln und wieder auf den ersten Platz springen“, sagte Lewandowski. „Wir sind immer noch im Siegermodus und wollen in diesem Modus bleiben.“
Für das Selbstverständnis der in Pokal und Champions League in dieser Saison erfolgreichen Bayern gehört das Überwintern auf Rang eins der Bundesliga zum Selbstverständnis. „Es ist noch mal ein kleines Finale“, heizte Kapitän Neuer vor dem Duell am Rhein ein. Die noch ungeschlagenen Gastgeber wollen dabei weiter gegen das im Sommer wieder schmerzhaft erlebte „Vizekusen“-image ankämpfen.
Bei der Neuauflage des Pokalfinales aus dem Juli, als die Münchner um den Doppeltorschützen Lewandowski ein 4:2 und das Double feierten, könnte sogar der seit Anfang November verletzte Joshua Kimmich wieder zum Kader gehören. Flick ließ die Rückkehr des Mittelfeldchefs ebenso offen wie die des zuletzt angeschlagenen Leon Goretzka. Kimmich wurde nach dem Superjahr der Bayern zusammen mit Lewandowski, Alphonso Davies und dem zum FC Liverpool gewechselten Thiago in die Weltelf der Fifa gewählt. „Titel, wie die von Rob und Manu, sind auch eine gewisse Verpflichtung, die Leistung zu bestätigen“, sagte Flick.
Aber auch Leverkusen ist am Ende eines turbulenten Jahres noch ehrgeizig. Fünf Tage vor Heiligabend will sich der ungeschlagene Spitzenreiter gegen die
zuletzt etwas müde wirkenden Münchner mit dem „inoffiziellen“Titel des „Weihnachtsmeisters“beschenken. „Wir sind gut drauf und haben einen guten Lauf “, sagte Trainer Peter Bosz am Freitag mit breiter Brust: „Wir spielen guten Fußball und das Selbstvertrauen ist da.“
Allerdings gibt der Niederländer auch zu bedenken: „Die Bayern sind und bleiben eine Top-mannschaft, obwohl sie nicht so gut drauf sind wie letztes Jahr. Sie sind nur einen Punkt hinter uns, gewinnen ihre Spiele vielleicht nicht so überzeugend wie letztes Jahr, aber sie gewinnen sie. Und genau so werden wir ihnen auch begegnen.“
Es wäre die Kirsche auf der Sahnetorte, wenn wir die drei Punkte holen würden. Hansi Flick
Trainer des FC Bayern München
Pokalspiele erst im Januar
Trotz drei Monaten Terminhatz und 19 Pflichtspielen in 94 Tagen thront Leverkusen an der Spitze. Namhafte Abgänge, wie der von Top-torjäger Kai Havertz, sind längst vergessen – Bayer liegt einen Punkt vor den Bayern, deren Reserven im Gegensatz zur Werkself langsam zur Neige gehen. Während sich die Münchner nach einem unerwarteten 1:1 bei Union Berlin ein mühsames 2:1 gegen den VFL Wolfsburg erarbeiten mussten, feierte Leverkusens Tormaschine nach dem 4:1 gegen die TSG Hoffenheim einen völlig ungefährdeten und hochverdienten 4:0-Derbysieg beim 1. FC Köln.
Sowohl Bosz als auch Flick dürften vor allem erleichtert sein, dass ihnen nach dem Spitzenspiel eine etwas verlängerte Winterpause gegönnt wird. Beide Teams durften ihre für 22. und 23. Dezember geplanten Dfb-pokalspiele auf Mitte Januar verlegen.