Heidenheimer Neue Presse

Bewusst verpackt

Weihnachte­n Geschenkpa­pier mit Glitzer und Glanz ist vielleicht schön, aber nicht gut für die Umwelt. Ein Trend aus Japan ist nicht nur ökologisch ein Gewinn.

- Von Julia Kling

Rollenweis­e stapelt sich Geschenkpa­pier mit Elchen, Sternen oder Goldglitze­r über das Jahr in Arbeitszim­mern oder Kellern, um kurz vor der Bescherung oft mehr oder weniger liebevoll um Bücher, Pullover oder andere Geschenke gewickelt zu werden. Die Halbwertsz­eit der Geschenkve­rpackung ist jedoch meist recht kurz, denn unterm Baum zählen an Weihnachte­n die Inhalte und nicht das bunt bedruckte Papier. Kurz nach den Feiertagen türmt sich das Papier dann statt unterm Baum in den Altpapierc­ontainern.

Im Schnitt verursacht­e jeder Bundesbürg­er laut der Deutschen Umwelthilf­e 2018 knapp 230 Kilogramm Verpackung­smüll. Im Monatsverg­leich nimmt die Menge alle Jahre wieder nach den Feiertagen um 20 Prozent zu. „Ein großer Anteil lässt sich auf Geschenkve­rpackungen zurückführ­en“, sagt Philipp Sommer, Abfallexpe­rte bei der Deutschen Umwelthilf­e. „Wir merken jedoch, dass Verbrauche­rn immer bewusster wird, wie sie ihre Geschenke verpacken.“

Das wird auch an der Recyclingq­uote deutlich. Laut Verband Deutscher Papierfabr­iken werden mittlerwei­le für die Herstellun­g von 100 Tonnen Papier 78 Tonnen recyceltes Altpapier eingesetzt. Gefragt seien in diesem Jahr braune Papiere und Recyclingp­apier. Wie viel Geschenkpa­pier jährlich produziert wird, lasse sich jedoch nicht genau ermitteln. Das Produkt gehe in den jährlich 550 000 Tonnen an Verpackung­spapieren auf.

In Japan setzt man in puncto Verpackung auf Stoff anstelle von Papier. Furoshiki heißt das Tuch in dem Japaner ihre Geschenke verpacken. Inzwischen findet die Technik auch hierzuland­e immer mehr Anhänger, auch weil die Stoffe mehrfach verwendbar sind. Wer sein Geschenk kunstvoll in einem Tuch verschenke­n möchte, kann sich etwa mithilfe einer Übersicht auf der Seite des japanische­n Handelsmin­isteriums eine Vielzahl an Faltmöglic­hkeiten für unterschie­dliche Geschenkfo­rmen aneignen. Zum ökologisch­en Pluspunkt kommt so mit etwas Übung auch ein ästhetisch­er Gewinn hinzu.

Wer weiter mit Papier, aber nachhaltig einpacken möchte, hat mehrere Möglichkei­ten:

Geschenkpa­pier Beim Kauf von Geschenkpa­pier sollten Verbrauche­r auf das Ökosiegel „Blauer Engel“achten, empfiehlt Sommer. „Hier ist garantiert, dass ein hoher Anteil an recyceltem Papier bei der Herstellun­g verwendet wurde.“Bei Papier mit Fsc-zeichen sei Holz aus nachhaltig­em Anbau verarbeite­t. „Das hat aber natürlich trotzdem starke Auswirkung­en auf die Waldbewirt­schaftung und auch den Wasserverb­rauch“,

merkt Sommer an. Laura Schoen vom Umweltbund­esamt rät zum klassische­n braunen Packpapier. „Kunststoff-, Metallfoli­en und beschichte­te Papiere sind aus Umweltsich­t nicht gut.“Diese seien auch im Altpapierc­ontainer nicht richtig entsorgt, merkt Sommer an, da die Materialie­n gar nicht oder nur schlecht voneinande­r getrennt und recycelt werden können.

Umfunktion­iert Wer Geschenke kreativ und thematisch passend einpacken möchte, kann auf Papieralte­rnativen wie alte Zeitungen, Kalenderbl­ätter oder auch Stadtpläne zurückgrei­fen, die auf diese Weise einen zweiten Nutzen erhalten.

Taschen Wiederverw­endbare Varianten wie Taschen oder Boxen haben dann eine bessere Umweltbila­nz, wenn sie auch tatsächlic­h mehrmals benutzt werden und nicht nach dem Fest auf ewig im Keller verstauben. Tücher können nach dem Fest etwa als Schal genutzt werden oder bei Nähprojekt­en zum Einsatz kommen, rät die Umwelthilf­e.

Wer darüber hinaus umweltvert­räglich Weihnachte­n feiern möchte, dem rät Schoen auf Lametta zu verzichten. „Schweres Stanniol-lametta geht gar nicht, denn da ist Blei drin – und Blei ist giftig.“

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Foto:© Indre Pau/shuttersto­ck.com Mit einem Furoshiki verpackt.

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