Bewegung im Fischereistreit
Wie der Brexit und die Corona-pandemie dem Vereinigten Königreich zusetzen.
In den Verhandlungen über einen Brexit-handelspakt der Europäischen Union mit Großbritannien gibt es Bewegung. Dies gelte für die besonders umstrittene Frage des Zugangs von Eu-fischern zu britischen Gewässern, hieß es aus Verhandlungskreisen. Spekulationen über einen nahen Durchbruch seien aber verfrüht. Am 31. Dezember endet die Übergangsphase für Großbritannien.
Vom Klassen-primus zum Sorgenkind: Gerade hatte sich London wegen der raschen Zulassung des Corona-impfstoffs von Biontech und Pfizer als globaler Vorreiter gefeiert. Nun ist das Land durch die neue Coronavirus-variante auf negative Art wieder in den Fokus der Pandemie-berichterstattung gerückt.
Wenige Tage vor Weihnachten und eine gute Woche vor dem Ende der Brexit-übergangsphase stürzte das Land nach der Nachricht über eine neue Virus-variante ins Chaos. Viele Länder verhängten Landeverboten für britische Flugzeuge, und Frankreich sperrte die wichtige Handelsroute am Ärmelkanal. Am Dienstag stauten sich die Lkws kilometerweit an den Zufahrtsstraßen zum Fährterminal in Dover und dem nahen Eurotunnel.
Der britische Einzelhandel sorgt sich um den Nachschub von frischem Obst und Gemüse, Brummifahrer befürchten, die Feiertage in ihrem Fahrerhaus verbringen zu müssen. „Wir stecken hier fest und wissen nicht, wie lange die Situation andauern wird. Das ist wirklich beschissen“, machte ein polnischer Fahrer seinem Ärger Luft.
Am Wochenende hatte Johnson angesichts steigender Infektionszahlen die Notbremse gezogen. In drastischen Worten beschrieben er und seine wissenschaftlichen Berater die Erkenntnisse über die neue Virus-mutation.
Die Heftigkeit der internationalen Reaktion soll die britischen Regierung überrascht haben: Hinter den Kulissen, so berichtete es die Londoner „Times“, war man in der Downing Street wutentbrannt über die Entscheidung Frankreichs den Warenverkehr am Ärmelkanal zu stoppen. Gewittert wurde, die Sperre solle als Hebel in den Brexit-verhandlungen eingesetzt werden. Frankreich und vor allem dessen Präsident Emmanuel Macron ist von der britischen Boulevardpresse schon lange als Bösewicht im Ringen um einen Brexit-handelspakt ausgemacht worden. Feststeht, dass Macron, der immer noch wegen eines Corona-kontakts in Quarantäne ist, sich vor der Sperre der Grenze mit Kanzlerin Angela Merkel und den Eu-spitzen abgestimmt hat.