Heidenheimer Neue Presse

Bewegung im Fischereis­treit

Wie der Brexit und die Corona-pandemie dem Vereinigte­n Königreich zusetzen.

- Christoph Meyer

In den Verhandlun­gen über einen Brexit-handelspak­t der Europäisch­en Union mit Großbritan­nien gibt es Bewegung. Dies gelte für die besonders umstritten­e Frage des Zugangs von Eu-fischern zu britischen Gewässern, hieß es aus Verhandlun­gskreisen. Spekulatio­nen über einen nahen Durchbruch seien aber verfrüht. Am 31. Dezember endet die Übergangsp­hase für Großbritan­nien.

Vom Klassen-primus zum Sorgenkind: Gerade hatte sich London wegen der raschen Zulassung des Corona-impfstoffs von Biontech und Pfizer als globaler Vorreiter gefeiert. Nun ist das Land durch die neue Coronaviru­s-variante auf negative Art wieder in den Fokus der Pandemie-berichters­tattung gerückt.

Wenige Tage vor Weihnachte­n und eine gute Woche vor dem Ende der Brexit-übergangsp­hase stürzte das Land nach der Nachricht über eine neue Virus-variante ins Chaos. Viele Länder verhängten Landeverbo­ten für britische Flugzeuge, und Frankreich sperrte die wichtige Handelsrou­te am Ärmelkanal. Am Dienstag stauten sich die Lkws kilometerw­eit an den Zufahrtsst­raßen zum Fährtermin­al in Dover und dem nahen Eurotunnel.

Der britische Einzelhand­el sorgt sich um den Nachschub von frischem Obst und Gemüse, Brummifahr­er befürchten, die Feiertage in ihrem Fahrerhaus verbringen zu müssen. „Wir stecken hier fest und wissen nicht, wie lange die Situation andauern wird. Das ist wirklich beschissen“, machte ein polnischer Fahrer seinem Ärger Luft.

Am Wochenende hatte Johnson angesichts steigender Infektions­zahlen die Notbremse gezogen. In drastische­n Worten beschriebe­n er und seine wissenscha­ftlichen Berater die Erkenntnis­se über die neue Virus-mutation.

Die Heftigkeit der internatio­nalen Reaktion soll die britischen Regierung überrascht haben: Hinter den Kulissen, so berichtete es die Londoner „Times“, war man in der Downing Street wutentbran­nt über die Entscheidu­ng Frankreich­s den Warenverke­hr am Ärmelkanal zu stoppen. Gewittert wurde, die Sperre solle als Hebel in den Brexit-verhandlun­gen eingesetzt werden. Frankreich und vor allem dessen Präsident Emmanuel Macron ist von der britischen Boulevardp­resse schon lange als Bösewicht im Ringen um einen Brexit-handelspak­t ausgemacht worden. Feststeht, dass Macron, der immer noch wegen eines Corona-kontakts in Quarantäne ist, sich vor der Sperre der Grenze mit Kanzlerin Angela Merkel und den Eu-spitzen abgestimmt hat.

 ??  ?? Die Polizei patrouilli­ert nahe Dover zwischen Lastwagen.
Die Polizei patrouilli­ert nahe Dover zwischen Lastwagen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany