Anlieger melden Protest an
Im Eberhardsweg in Nattheim sollen zwei Mehrfamilienhäuser mit 21 Wohneinheiten entstehen. Einige Familien haben sich mit einem offenen Brief an den Gemeinderat gewendet.
Der Ausblick aus dem Fenster könnte sich für einige Anwohner des Eberhardwegs in Nattheim bald ändern, denn hier sollen 21 Wohneinheiten entstehen. Geplant sind auf dem 3500 Quadratmeter großen Grundstück im Eberhardsweg zwei Mehrfamilienhäuser inklusive Tiefgarage.
Bei der jüngsten Nattheimer Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag war das Bauvorhaben einer der Punkte auf der Tagesordnung. Dabei ging es darum, ob der Gemeinderat das baurechtliche Einvernehmen erteile oder nicht. Wenig Anklang findet dieses Bauvorhaben allerdings bei einigen Familien, die am Eberhardsweg zu Hause sind. Ein öffentlicher Brief an den Gemeinderat, in dem die Bürger ihre Bedenken bezüglich des Neubaus äußerten, gab daher Grund für eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Tagesordnungspunkt.
Eines der Bedenken der Anlieger ist dabei, dass sich der Neubau nicht in die Umgebung einfüge. Da es für das Wohngebiet kein Bebauungsplan gibt, gelten keine besonderen Vorschriften für die Bebauung ist. Das Gebäude müsse sich lediglich in die Umgebung einfügen, sagt stellvertretende Hauptamtsleiterin Juliane Ulbert.
„Ein Fremdkörper“
„Es ist klar, dass hier ein Fremdkörper erstellt werden soll“, sagt Feristah Maier, die mit ihrem Mann Wolfgang Maier im Eberhardsweg wohnt und mit ihrem Grundstück an die zu bebauenden Fläche grenzt. „Die Rede ist immer von zwei Stockwerken und zusätzlichen Dachgeschosswohnungen, doch das ist für mich auch ein Stockwerk.“Hinzu komme, dass die zwei Mehrfamilienhäuser, aufgeteilt auf acht und dreizehn Wohneinheiten, nicht den in der Nachbarschaft vorzufindenden Ein- und Zweifamilienhäusern entsprechen würden. „21 Wohneinheiten sind eine Stange. Die fügen sich nicht in eine Umgebung mit Ein- oder Zweifamilienhäusern ein“, sagt Bauingenieur Wolfgang Maier.
Ein weiterer Punkt, der bei den Anwohnern für Bedenken sorgt, ist die Verkehrssituation, die sich durch den Neubau ergeben wird. Dabei äußerten die Verfasser des Briefes bedenken, dass der anfallende Verkehr über eine Sackgasse von nur 4,4 Meter geführt werden müsse. Hinzu komme, dass es keine Wendemöglichkeit geben werde, was unter anderem für die Müllabfuhr ein Problem bedeute. Dazu komme, dass der Bauplan nur 27 Stellplätze für Pkws sowie 42 Fahrradstellplätze vorsehe. Dies entspreche einem Parkplatzschlüssel von 1,8. Üblich sei jedoch ein Parkplatzschlüssel von 2. Die Befürchtung der Anwohner ist, dass es zu Parkplatzengpässen im Eberhardsweg kommen werde. Doch auch die Sicherheit spielender Kinder, älterer Menschen oder von Eltern mit Kinderwägen sehen die Verfasser durch das erhöhte Verkehrsaufkommen gefährdet.
Da der Brief erst einen Tag vor der Sitzung einging, beantragte Günther Paschaweh (Fraktionsvorsitzender SPD) den Punkt von der Tagesordnung abzusetzen. Laut Ulbert muss jedoch die Gemeinde nach Einreichung des Baugesuchs eine Stellungnahme innerhalb von vier Wochen abgeben. Daher müsse die Entscheidung noch in dieser Sitzung fallen.
Da der Brief den meisten Gemeinderäten unbekannt war, wurde er in anonymisierter Form vorgetragen. Claudia Bengelmann (Unabhängige/spd) äußerte sich daraufhin verständlich: „Das sind alles Argumente, die nachvollziehbar und auch rechtens sind.“Auch Wolfgang Hetztel (Bürgerliche Wählervereinigung/cdu) gab den Anwohnern recht und plädierte deswegen dafür, das Einvernehmen abzulehnen. Sören Plepla (CDU) merkte an, dass innerörtliche Bebauung gefördert werden solle und sprach sich daher für eine Genehmigung aus. Michael Mailänder (SPD) ergänzte, dass ein Parkplatzschlüssel von 1,8 nicht wenig sei.
Beratung in Fraktionen
Auf Anfrage von Karina Frenzel-dörschner (CDU) beantragte Michael Mailänder (SPD) eine Unterbrechung, um sich zum Sachverhalt in den Fraktionen zu beraten. Nach 15 Minuten kamen die beiden Fraktionen jedoch zum selben Schluss. Paschaweh und Tobias Weber (CDU) sprachen sich für ihre Fraktionen für die Erteilung des baulichen Einvernehmens aus, jedoch unter drei Voraussetzungen: Es soll die Breite der Zufahrtsstraße überprüft werden, außerdem soll es je Wohneinheit zwei Kfz-stellplätze geben und die Verkehrssituation im Eberberhardsweg soll bezüglich des aufkommenden Verkehrsaufkommens überprüft werden. Zusätzlich sprach Weber an, die Möglichkeiten für einen Wendeplatz zu prüfen.
Der Rat erteilte schließlich mit nur einer Gegenstimme von Wolfgang Hetzel (CDU) das baurechtliche Einvernehmen. Wegen Befangenheit konnten Bürgermeister Norbert Bereska, Wolfgang Bernhard (Fraktionsvorsitzender CDU) und Michael Henle (CDU) nicht an der Abstimmung teilnehmen. Als letzte Instanz hat jedoch die Baurechtsbehörde des Landratsamtes die Entscheidung zu fällen.
Anwalt wird eingeschaltet
„Zufrieden sind wir mit der Entscheidung des Gemeinderates nicht“, sagt Feristah Maier. Deswegen werde man gemeinsam mit anderen Anwohnern einen Rechtsanwalt einschalten. Außerdem haben sie bereits eine Petition gestartet. „Wir haben bereits einige Seiten an Unterschriften gesammelt, die wir einreichen werden.“