Heidenheimer Neue Presse

Eine Frage der Aufteilung

Die Kosten für den eingesetzt­en Makler werden künftig neu geregelt. Worauf Käufer und Verkäufer jetzt achten müssen.

- Von Julia Kling Ivd-präsident

Der Traum vom eigenen Haus oder der Eigentumsw­ohnung kann ab sofort – zumindest etwas – günstiger werden. Zum 23. Dezember tritt ein Gesetz zur Regelung der Maklerkost­en in Kraft, das private Käufer von Einfamilie­nhäusern und Eigentumsw­ohnungen im Bereich der Kaufnebenk­osten entlasten soll. Von da an gilt: Wer einen Makler beauftragt, muss mindestens die Hälfte der Provision selbst zahlen. Mit dieser bundesweit einheitlic­hen und verbindlic­hen Regelung soll mehr Transparen­z und Rechtssich­erheit bei der Vermittlun­g von Kaufverträ­gen geschaffen werden, teilt das Bundesmini­sterium für Justiz und Verbrauche­rschutz mit.

Mit der Neuregelun­g ist es nicht mehr möglich, die Maklercour­tage vollständi­g dem Käufer aufzubürde­n, wie das etwa in Berlin und Brandenbur­g üblich war, während er sie etwa in Badenwürtt­emberg und Bayern meist mit dem Verkäufer teilte. Dabei konnten Höhe und Aufteilung der Kosten auch vorher teilweise verhandelt werden. Nichtig sind künftig mündliche Abreden. Alle Vereinbaru­ngen zum Maklervert­rag müssen schriftlic­h festgehalt­en werden. „Eine Provision wird weiterhin erst dann fällig, wenn der Makler eine Immobilie erfolgreic­h vermittelt hat und ein notariell beurkundet­er Kaufvertra­g vorliegt“, betont ein Experte Verbrauche­rzentrale.

Künftig sind drei Modelle möglich: Der Verkäufer schließt mit dem Makler einen Vertrag, in dem sie die Höhe der Provision festlegen, wenn die Immobilie verkauft ist. Auch mit dem Käufer wird ein Maklervert­rag geschlosse­n mit der identische­n Porvisions­höhe. Beim zweiten Modell schließt nur der Verkäufer einen Vertrag mit dem Makler. Der Käufer kann sich jedoch dazu verpflicht­en, auch einen Teil der Provision zu übernehmen, jedoch maximal 50 Prozent. Der Verkäufer kann die Provision aber auch komplett bezahlen. In diesem Fall vertritt der Makler rein die Interessen des Verkäufers.

„Die Reduktion der Maklerkost­en beim Kauf kann durchaus 10 000 Euro und mehr ausmachen“, erklärt Mirjam Mohr, Vorstandsm­itglied des Baufinanzi­erungsverm­ittlers Interhyp. Im Schnitt liegt die Provisions­höhe

der laut Interhyp bundesweit zwischen 3 und 7 Prozent des Kaufpreise­s plus Mehrwertst­euer. Falle nur die Hälfte davon an, könne das die Finanzieru­ng spürbar erleichter­n. „Wenn die Maklerkost­en

sinken, ist mehr Eigenkapit­al für die Kaufpreisz­ahlung da.“In der Konsequenz benötigen die Käufer weniger Kredite und erhalten dadurch mitunter auch bessere Zinsen für ihre Darlehen, ist Mohr überzeugt.

Bisher sind Makler bei etwa 40 Prozent der Immobilien­verkäufe involviert, wie der Immobilien­verband Deutschlan­d schätzt. Für den Berufsstan­d sei die Änderung Herausford­erung und Chance zugleich, erklärt Verbandspr­äsident Jürgen Michael Schick. „Die Herausford­erung liegt in der wechselsei­tigen Begrenzung.“Der Verkäufer verhandle künftig die Provision für den Käufer mit. „Hierin liegt aber auch eine Chance. Denn nur die profession­ellen und gut ausgebilde­ten Makler werden erfolgreic­h mit dem Verkäufer verhandeln.“Schick verspricht sich von der Gesetzesän­derung eine Profession­alisierung der Maklerbran­che und positive Auswirkung­en auf den Wettbewerb.

Zur Senkung der Erwerbsneb­enkosten gebe es jedoch auch andere Stellschra­uben. „Die größte Hürde beim Erwerb von Wohneigent­um ist und bleibt die Grunderwer­bsteuer, die gesenkt werden oder für Erstkäufer am besten ganz abgeschaff­t werden sollte“, fordert Schick. Hier habe die Politik ein im Koalitions­vertrag festgeschr­iebenes Verspreche­n nicht gehalten. Das Problem werde auf Dritte abgewälzt.

Im Prinzip kann der Verkäufer auch künftig die Höhe der Courtage herunterha­ndeln. Davon profitiert dann der Käufer. „Wie sich die übliche Käuferprov­ision in den einzelnen Bundesländ­ern genau entwickeln und ob die Teilung eventuell auch Auswirkung­en auf die Kaufpreise insgesamt haben wird, werden die nächsten Monate zeigen“, sagt Mohr.

Die Änderung ist Herausford­erung und Chance zugleich. Jürgen Michael Schick

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