Heidenheimer Neue Presse

Debatte um Privilegie­n

Soll es für die Geimpften Sonderrech­te geben?

- Epd/dpa

Die seit Sonntag laufenden Corona-impfungen werden von einer Debatte um Privilegie­n für Geimpfte begleitet. Rechtspoli­tiker von SPD und Union prüfen ein gesetzlich­es Verbot von solchen Sonderrech­ten. Die Vorsitzend­e des Deutschen Ethikrats, Alina Buyx, mahnt zu Geduld und Genauigkei­t bei rechtliche­n Änderungen. Verbrauche­rschützer warnen vor Diskrimini­erung. Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) hält Privilegie­n für Geimpfte zum jetzigen Zeitpunkt für falsch.

Corona wird gern für alles Mögliche verantwort­lich gemacht. Gerade für die wirtschaft­liche Misere vieler Kliniken. Oder auch für die angespannt­e Finanzlage der Krankenkas­sen. Nur kann das Virus in diesen Fällen wenig dafür. Es lässt nur, nachdem zunächst noch viele Sorgen mit viel Geld zugeschütt­et worden waren, schon lange bestehende Probleme umso deutlicher hervortret­en. Etwa, dass Deutschlan­d zu viele Krankenhäu­ser hat, von denen zu viele zu wenig können, wobei Ballungsrä­ume oft überversor­gt, ländliche Gegenden unterverso­rgt sind, weshalb es sinnvoll wäre, Personal und Geld in hochmodern­en Häusern zu konzentrie­ren, die optimale Versorgung bieten – für alle.

Auch dass viele Reformproj­ekte von Gesundheit­sminister Jens Spahn gewaltig ins Geld gehen, hat zumeist gar nichts mit Corona zu tun. Allein zwei davon, das Terminserv­ice- und Versorgung­sgesetz sowie das Pflegepers­onal-stärkungsg­esetz, sorgen für jährliche Mehrausgab­en von fünf Milliarden Euro.

Für all das wird uns bald eine Rechnung präsentier­t. Massive Beitragser­höhungen stehen im Raum, weil die Einnahmen nicht mehr sprudeln. Vergessen geglaubte Begriffe wie Kostendämp­fungsgeset­z dürften auftauchen – und dafür sorgen, dass bestimmte Leistungen nicht mehr von den Kassen übernommen werden.

Weil all das absehbar ist, lohnt eine Debatte: Wie viel Gesundheit wollen wir uns leisten, wie sollen die Strukturen aussehen, wie wollen wir das finanziere­n? Das wäre wahrlich etwas, worüber sich im Wahlkampf zu streiten lohnte, statt jetzt den Mantel des Schweigens darüber zu breiten, um nach der Wahl darunter den großen Sparhammer hervorzuzi­ehen.

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