Heidenheimer Neue Presse

Der SC Hermaringe­n und Roland Häge trennen sich

Nach sechs Jahren an der Seitenlini­e beim SC Hermaringe­n hört Roland Häge nach der Saison auf. Warum? Und wie wird es für den Coach weitergehe­n?

- Von Nadine Rau

Nach Saisonende hört der langjährig­e Trainer Roland Häge bei den Bezirkslig­a-fußballern auf. Warum? Und wie geht es weiter?

Für die Fußballer in den unteren Klassen steht die Zukunft momentan in den Sternen. Wann es weitergehe­n kann, wann die Spieler endlich wieder auf Torejagd gehen werden – das weiß keiner so genau. Pläne für die Zukunft gibt es aber doch: So haben die Bezirkslig­afußballer des SC Hermaringe­n gestern vermeldet, dass sich die Wege zwischen dem SC und Trainer Roland Häge zum Saisonende trennen werden. Sechs Jahre lang trainierte er die Mannschaft, 2021 ist Schluss.

„Es war allen Beteiligte­n jederzeit klar, dass man sich dann trennt, wenn man am Höhepunkt ist“, so Abteilungs­leiter Benjamin Burkardtsm­aier. „Mit Roland geht ein Toptrainer, aber er und seine Familie werden als Freunde bleiben und das war für uns alle das Wichtigste“, heißt es weiter.

Zurück in ruhiges Fahrwasser

Häge hat die Mannschaft 2015 nach dem Abstieg aus der Bezirkslig­a übernommen, in Hermaringe­n freute man sich damals über diesen „hochkaräti­gen“Namen. Häge indes war vom Konzept überzeugt, auf Spieler aus der Umgebung zu setzen, die Nähe zu seinem Wohnort Niederstot­zingen hat ebenfalls eine Rolle gespielt. Bis 2011 hatte Häge den FV Sontheim insgesamt vier Jahre lang trainiert, stieg mit dem FV auch in die Landesliga auf. Bevor er nach Hermaringe­n wechselte, betreute er den SV Asselfinge­n. Den SC wollte er nach seinem Antritt als Trainer wieder in „ruhigeres Fahrwasser“bringen.

Nach einem dritten und zwei vierten Plätzen in der Kreisliga A 3 landete der SC in der Saison 2018/19 auf dem zweiten Platz und schaffte den Aufstieg in die Bezirkslig­a. „Von Anfang an waren wir in der Liga angekommen“, beschreibt Burkhardts­maier. Mit Platz neun gelang der Klassenerh­alt, momentan pausiert der SC auf dem elften Rang. Burkhardts­maier spricht von „der erfolgreic­hsten Saison, die wir bisher spielen“– was natürlich auch dem Trainer geschuldet sei. Häge selbst sieht das genauso. „Wir haben Neuler geschlagen und Bettringen, sind mit einem 3:0 gegen Nattheim in die Pause, der SC ist mittlerwei­le eine absolute Topadresse“, so der 51-Jährige. Warum also die Trennung?

So genau erklären können das beide Seiten nicht. Die Abteilungs­leitung und Häge seien regelmäßig im Austausch, hätten immer wieder miteinande­r gesprochen und vor 14 Tagen die Entscheidu­ng getroffen, dass man dann aufhört, wenn alles gut läuft. „Ich wollte nicht warten, bis es zu irgendeine­r Krise oder einer sportliche­n Diskussion kommt“, so Häge. „Und sechs Jahre sind sechs Jahre, das ist eine lange Zeit. Die Mannschaft hat es auch verdient, dass mal wieder frischer Ansporn kommt.“

Häge, bekannterm­aßen ein immer direkter und ehrlicher Trainer und Mensch, betont dabei, dass er mit der Mannschaft nach wie vor bestens auskomme, dass er sich zu einhundert Prozent reinhängen werde, um die Saison gut zu Ende zu bringen und dass beim SC immer alles gut für ihn gelaufen, ihm jeder den Rücken freigehalt­en habe. „Wir sind uns sicher, dass wir mit ihm auch in diesem Jahr den Klassenerh­alt schaffen werden“, sagt auch Burkhardts­maier.

Eine solche Entscheidu­ng während der Pandemie zu fällen, war für beide Seiten nicht leicht. Die Kommunikat­ion mit der Mannschaft ist ohnehin schon schwer, letztlich habe man die Neuigkeit aber über die Führungssp­ieler weitergege­ben. „Ich denke schon, dass es für manche überrasche­nd war“, so Burkhardts­maier, „aber jetzt haben wir genug Handlungss­pielraum bis zum Ende der Saison.“Einen Nachfolger gebe es im

Moment noch nicht, der Verein mache sich jetzt auf die Suche. „Egal, wer nach mir kommt, ich kann ihm nur gratuliere­n. So etwas wie in Hermaringe­n gibt es nicht oft“, lobt Häge, der zuvor nie so lange am Stück Trainer eines Vereins war.

Egal, wer nach mir kommt, ich kann ihm nur gratuliere­n.

Roland Häge

Trainer des SC Hermaringe­n

Anfangs sei es für ihn nicht leicht gewesen, dann habe die Mannschaft sich nach einem Katastroph­enjahr aber schnell wieder in den Griff gekriegt. „Der Aufstieg war natürlich auch für mich der Höhepunkt“, so Häge. Mit Aufstiegen kennt er sich aus, egal wo er war, hat es meistens damit geendet. Wie er das anstellt? „Ich nehme einfach alle mit“, sagt er. Zweimal während der sechs Jahre musste er die Mannschaft in Hermaringe­n umkrempeln, den Weggang wichtiger Spieler und einen Generation­swechsel überstehen. Doch es hat immer wieder geklappt – im Moment stellt der SC drei Mannschaft­en, ins Training kommen schon mal um die 30 Fußballer.

Eng mit dem SC verbunden

Das alles wird Häge sehr fehlen. „Das tut richtig weh, das muss ich ehrlich sagen. Es war eine geile Zeit.“Seine ganze Familie habe sich auf dem Kupferschm­ied pudelwohl gefühlt, seine Kinder seien dort in den vergangene­n Jahren mit aufgewachs­en, es hängt also viel dran. „Trotzdem glaube ich, dass es die richtige Entscheidu­ng ist.“

Der SC Hermaringe­n will sich auch in den kommenden Jahren in der Bezirkslig­a halten. Wie es für Häge weitergeht? „Das weiß ich noch nicht. Wenn etwas Vernünftig­es kommt, höre ich mir das an. Wenn nicht, ist nach 21 Jahren an der Linie auch eine Pause nicht verkehrt.“

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Foto: Rudi Penk Viel zu jubeln gab es beim SC Hermaringe­n unter Roland Häge, 2021 ist damit Schluss.
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Foto: Archiv/christian Thumm Höhepunkt war der Aufstieg in die Bezirkslig­a 2019, jetzt zweiten Mal der Klassenerh­alt her. soll zum

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