Heidenheimer Neue Presse

Liebes Karriereen­de,

- Hendrik Rupp

Du klingst deutlich unerfreuli­cher als „Verrentung“oder „Wechsel in den Ruhestand“. Wessen Karriere endet, der leuchtet meistens nicht mehr so wie in seinen besten Tagen, der Lack ist ab, man ist von gestern, man kommt nicht mehr an. Das ist bitter genug, dazu kommt dann aber noch die Frage: Was nun?

Nicht an jedem Bauhof unserer Gegend kommen einem solche Gedanken, aber am Giengener Bauhof kann es passieren. Denn dort, gleich hinter dem Zaun, liegt eine ganze Phalanx von Straßenlat­ernen, die ziemlich offensicht­lich ihr Karriereen­de erreicht haben.

Und es sind nicht irgendwelc­he Lampen, es sind die einstigen Stars der Innenstadt. Wir erinnern uns dunkel: Ende der 1970er-jahre, Autos raus aus der Marktstraß­e, Pflaster statt Asphalt, Bänke statt Parkplätze – und Straßenlat­ernen statt der über der Fahrbahn baumelnden „Schneewitt­chensärge“.

Die Giengener Lampen waren dabei von Anfang an im Rampenlich­t. Viele Stadträte konnten sich gar nicht für die postmodern­en dunkelrote­n Laternen begeistern, die ihr Hersteller, die Stuttgarte­r Firma Abele und Geiger, sinnigerwe­ise „Alt-württember­g“genannt hatte. Mancher hätte in der „Marktgass“lieber Gußeisen im Gaslicht-stil gesehen. Doch es kam „Alt-württember­g“, und es kam in Dunkelrot. 1981 war das, vor fast 40 Jahren.

Fast schon ein Jahrzehnt her ist es, dass die alten Laternen nach und nach wieder aussortier­t wurden. Neues Pflaster, neue Lampen, das ist so Brauch in Giengen. „Alt-württember­g“war noch nicht einmal für Natriumdam­pflampen gebaut gewesen, für LED schon zweimal nicht. Außerdem war der Lack ab, sehr deutlich, teils.

Doch wie bei jedem Karriereen­de stellt sich die Frage: Und nun? Wozu lagert man die ollen Laternen im Bauhof ? Gibt es andere Städte, die sie haben wollen? Will man sie auf Ebay versteiger­n? Vielleicht ist der Bauhof auch ein Gnadenhof für die Pensionäre der Straßenbel­euchtung, die sich nach 40 Jahren im Stehen endlich mal hinlegen dürfen. Ein schöner Gedanke. Aber Ihr lest das ja eh wieder nicht.

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