In der Stadt arbeiten, auf dem Land leben
Ortsvorsteher Jörg Maierhofer, seit 2014 im Amt, zu Vorzügen, Nachholbedarf und Zukunftsplänen Oggenhausens.
Seit 2014 leitet Jörg Maierhofer die Oggenhauser Ortschaftsverwaltung. Zum Zeitpunkt der Eingemeindung war er zwei Jahre alt. Wie bewertet er den damals historischen Schritt?
Herr Maierhofer, in welcher Hinsicht hat Oggenhausen am meisten von der Eingemeindung profitiert?
Jörg Maierhofer:
Viele kostspielige Projekte wären wahrscheinlich von einer so kleinen Gemeinde wie Oggenhausen nicht zu stemmen gewesen. Ich denke an den Bau einer Turn- und Festhalle, das Feuerwehrgerätehaus, die Erschließung großer Baugebiete, den Wasserhochbehälter und die Neugestaltung der Ortsdurchfahrt. Durch die Stadtverwaltung stehen viel größere personelle und planerische Kapazitäten zur Verfügung. Infrastrukturell hat Oggenhausen also sehr profitiert. Dies aber nur in Bereichen, in denen die öffentliche Hand zuständig ist. Dass der Einzelhandel sich langsam aber sicher aus kleinen Ortschaften zurückzieht, dafür kann die Stadt erst mal nichts. Daran sind wir mit unserem Kaufverhalten teilweise selber schuld.
Hatte es auch Nachteile, unters Dach der Großen Kreisstadt zu schlüpfen?
Man ist bei seinen Wünschen immer auf den guten Willen der Stadt angewiesen. Und da konkurriert man dann eben mit vielen anderen Projekten und Aufgaben im Stadtgebiet und in den anderen Teilorten. Ein Euro kann halt nur einmal ausgegeben werden. Manches dauert etwas länger, bis es umgesetzt wird. Zum Beispiel der neue Boden für die Turnhalle. Aber in Summe kann ich trotzdem sagen, dass wir von Heidenheim ganz gut versorgt werden. Und wenn dann ein Wunsch abgearbeitet wurde, freut es einen trotzdem, egal wie lange es gedauert hat. Wie heißt es doch so schön: Gut Ding will Weile haben.
Fühlen sich die Oggenhauser als kleiner Teilort immer ernst genommen?
Lassen Sie es mich so sagen: Wir fühlen uns großteils ernst genommen. Wenn wir uns mit einem Problem an die Zuständigen der Stadtverwaltung wenden, wird es fast immer schnell und unkompliziert gelöst. Schwierig wird es, wenn Maßnahmen mit Konfliktpotential von städtischen Stellen ohne Information an die Ortschaftsverwaltung und mich umgesetzt werden, und wir dann den Ärger abbekommen. Denn die erste Anlaufstelle für die Oggenhauser ist nach wie vor das Oggenhauser Rathaus. Nicht so toll finde ich, wenn die Stadtverwaltung einem den Eindruck vermittelt, viel besser zu wissen, was für uns gut ist, oder was wir brauchen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Was zeichnet Oggenhausen und seine Einwohner aus?
Oggenhausen hat eine tolle Dorfgemeinschaft. Die zeigt sich zum Beispiel in einer sehr guten Vereinsarbeit. Wenngleich auch an den Vereinen die Zeichen der Zeit nicht spurlos vorüber gehen. Es gibt für alle Altersgruppen Aktivitätsangebote, und die Mehrzahl der Bewohner bringt sich aktiv ins Dorfgeschehen ein. Die Bürger unterstützen sich gegenseitig, sei es beim Einkaufen oder bei Fahrten zum
Arzt. Der große Vorteil ist, dass wir in alle Richtungen nur wenige Kilometer bis in größere Orte wie Heidenheim, Giengen und Nattheim haben, in denen es dann alles für den täglichen Bedarf und für die Freizeit sowie medizinische Versorgung gibt. Die ländliche Umgebung
bietet eine große Lebensqualität. Ein Oggenhauser hat es einmal ganz treffend zusammengefasst: Oggenhausen bedeutet, in der Stadt zu arbeiten und auf dem Land zu leben.
Welches sind aus Ihrer Sicht als Ortsvorsteher die wichtigsten Aufgaben für die Zukunft?
Damit auch in Zukunft alle Generationen ein gutes Leben in Oggenhausen führen können, ist das oberste Ziel, die Einwohnerzahl zu halten oder, noch besser, zu steigern. Denn wenn sie sinkt, besteht die Gefahr, dass weitere Infrastruktur verschwindet. So zum Beispiel die Grundschule. Ohne diese würden weniger junge Familien zuziehen oder hierbleiben, und so käme eine Abwärtsspirale in Gang. Diese gilt es unbedingt zu verhindern. Dazu bedarf es genügend günstigen Baugrunds, wie im vierten Abschnitt des Stauferfelds, der ab 2021 mit 20 neuen Bauplätzen erschlossen wird. Außerdem brauchen wir variable und schnell bebaubare Gewerbeflächen. Hier ist die Stadt unserem langjährigen Wunsch nach dem Erschließungsbeginn für das Gewerbegebiet
Mittelfeld endlich nachgekommen. Davon erhoffen wir uns auch, dass mit den Arbeitsplätzen die Einwohnerzahl steigt. Die Infrastruktur sollte zumindest auf dem heutigen Niveau gehalten werden. Dazu zählen Grundschule, Kindergarten, ÖPNV und Einkaufsmöglichkeiten.
Unser großer Wunsch für die fernere Zukunft ist eine soziale Begegnungsstätte in Form eines Dorfgemeinschaftshauses. Aber wir sind uns mit der Stadtverwaltung noch nicht ganz einig, ob das für Oggenhausen überhaupt notwendig ist.
Was bewegt Sie, sich kommunalpolitisch zu engagieren?
Man darf nicht immer nur schimpfen und wissen, wie man es besser macht. Man muss dann einfach auch mal selber Verantwortung übernehmen. Ohne ehrenamtliches Engagement – in der Kommunalpolitik, im Vereinsleben oder in der Sozialarbeit – kann unsere Gesellschaft nicht überleben. Und gerade in so einer kleinen Ortschaft wie Oggenhausen geht es ohne Ehrenamt gar nicht.