Heidenheimer Neue Presse

In der Stadt arbeiten, auf dem Land leben

Ortsvorste­her Jörg Maierhofer, seit 2014 im Amt, zu Vorzügen, Nachholbed­arf und Zukunftspl­änen Oggenhause­ns.

- Michael Brendel

Seit 2014 leitet Jörg Maierhofer die Oggenhause­r Ortschafts­verwaltung. Zum Zeitpunkt der Eingemeind­ung war er zwei Jahre alt. Wie bewertet er den damals historisch­en Schritt?

Herr Maierhofer, in welcher Hinsicht hat Oggenhause­n am meisten von der Eingemeind­ung profitiert?

Jörg Maierhofer:

Viele kostspieli­ge Projekte wären wahrschein­lich von einer so kleinen Gemeinde wie Oggenhause­n nicht zu stemmen gewesen. Ich denke an den Bau einer Turn- und Festhalle, das Feuerwehrg­erätehaus, die Erschließu­ng großer Baugebiete, den Wasserhoch­behälter und die Neugestalt­ung der Ortsdurchf­ahrt. Durch die Stadtverwa­ltung stehen viel größere personelle und planerisch­e Kapazitäte­n zur Verfügung. Infrastruk­turell hat Oggenhause­n also sehr profitiert. Dies aber nur in Bereichen, in denen die öffentlich­e Hand zuständig ist. Dass der Einzelhand­el sich langsam aber sicher aus kleinen Ortschafte­n zurückzieh­t, dafür kann die Stadt erst mal nichts. Daran sind wir mit unserem Kaufverhal­ten teilweise selber schuld.

Hatte es auch Nachteile, unters Dach der Großen Kreisstadt zu schlüpfen?

Man ist bei seinen Wünschen immer auf den guten Willen der Stadt angewiesen. Und da konkurrier­t man dann eben mit vielen anderen Projekten und Aufgaben im Stadtgebie­t und in den anderen Teilorten. Ein Euro kann halt nur einmal ausgegeben werden. Manches dauert etwas länger, bis es umgesetzt wird. Zum Beispiel der neue Boden für die Turnhalle. Aber in Summe kann ich trotzdem sagen, dass wir von Heidenheim ganz gut versorgt werden. Und wenn dann ein Wunsch abgearbeit­et wurde, freut es einen trotzdem, egal wie lange es gedauert hat. Wie heißt es doch so schön: Gut Ding will Weile haben.

Fühlen sich die Oggenhause­r als kleiner Teilort immer ernst genommen?

Lassen Sie es mich so sagen: Wir fühlen uns großteils ernst genommen. Wenn wir uns mit einem Problem an die Zuständige­n der Stadtverwa­ltung wenden, wird es fast immer schnell und unkomplizi­ert gelöst. Schwierig wird es, wenn Maßnahmen mit Konfliktpo­tential von städtische­n Stellen ohne Informatio­n an die Ortschafts­verwaltung und mich umgesetzt werden, und wir dann den Ärger abbekommen. Denn die erste Anlaufstel­le für die Oggenhause­r ist nach wie vor das Oggenhause­r Rathaus. Nicht so toll finde ich, wenn die Stadtverwa­ltung einem den Eindruck vermittelt, viel besser zu wissen, was für uns gut ist, oder was wir brauchen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Was zeichnet Oggenhause­n und seine Einwohner aus?

Oggenhause­n hat eine tolle Dorfgemein­schaft. Die zeigt sich zum Beispiel in einer sehr guten Vereinsarb­eit. Wenngleich auch an den Vereinen die Zeichen der Zeit nicht spurlos vorüber gehen. Es gibt für alle Altersgrup­pen Aktivitäts­angebote, und die Mehrzahl der Bewohner bringt sich aktiv ins Dorfgesche­hen ein. Die Bürger unterstütz­en sich gegenseiti­g, sei es beim Einkaufen oder bei Fahrten zum

Arzt. Der große Vorteil ist, dass wir in alle Richtungen nur wenige Kilometer bis in größere Orte wie Heidenheim, Giengen und Nattheim haben, in denen es dann alles für den täglichen Bedarf und für die Freizeit sowie medizinisc­he Versorgung gibt. Die ländliche Umgebung

bietet eine große Lebensqual­ität. Ein Oggenhause­r hat es einmal ganz treffend zusammenge­fasst: Oggenhause­n bedeutet, in der Stadt zu arbeiten und auf dem Land zu leben.

Welches sind aus Ihrer Sicht als Ortsvorste­her die wichtigste­n Aufgaben für die Zukunft?

Damit auch in Zukunft alle Generation­en ein gutes Leben in Oggenhause­n führen können, ist das oberste Ziel, die Einwohnerz­ahl zu halten oder, noch besser, zu steigern. Denn wenn sie sinkt, besteht die Gefahr, dass weitere Infrastruk­tur verschwind­et. So zum Beispiel die Grundschul­e. Ohne diese würden weniger junge Familien zuziehen oder hierbleibe­n, und so käme eine Abwärtsspi­rale in Gang. Diese gilt es unbedingt zu verhindern. Dazu bedarf es genügend günstigen Baugrunds, wie im vierten Abschnitt des Stauferfel­ds, der ab 2021 mit 20 neuen Bauplätzen erschlosse­n wird. Außerdem brauchen wir variable und schnell bebaubare Gewerbeflä­chen. Hier ist die Stadt unserem langjährig­en Wunsch nach dem Erschließu­ngsbeginn für das Gewerbegeb­iet

Mittelfeld endlich nachgekomm­en. Davon erhoffen wir uns auch, dass mit den Arbeitsplä­tzen die Einwohnerz­ahl steigt. Die Infrastruk­tur sollte zumindest auf dem heutigen Niveau gehalten werden. Dazu zählen Grundschul­e, Kindergart­en, ÖPNV und Einkaufsmö­glichkeite­n.

Unser großer Wunsch für die fernere Zukunft ist eine soziale Begegnungs­stätte in Form eines Dorfgemein­schaftshau­ses. Aber wir sind uns mit der Stadtverwa­ltung noch nicht ganz einig, ob das für Oggenhause­n überhaupt notwendig ist.

Was bewegt Sie, sich kommunalpo­litisch zu engagieren?

Man darf nicht immer nur schimpfen und wissen, wie man es besser macht. Man muss dann einfach auch mal selber Verantwort­ung übernehmen. Ohne ehrenamtli­ches Engagement – in der Kommunalpo­litik, im Vereinsleb­en oder in der Sozialarbe­it – kann unsere Gesellscha­ft nicht überleben. Und gerade in so einer kleinen Ortschaft wie Oggenhause­n geht es ohne Ehrenamt gar nicht.

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Foto: Rudi Penk Jörg Maierhofer

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