Heidenheimer Neue Presse

Ernährungs­erziehung sollte Teil des Schulallta­gs werden

- Dr. Ulrike Junginger mit Schülerinn­en und Schülern des Ernährungs­wissenscha­ftlichen Gymnasiums der Maria-von-lindenschu­le, Heidenheim

Zum Beitrag „Dicker trotz besserer Ernährung“

Ende November erschien der Artikel „Dicker trotz besserer Ernährung“, welcher die Ergebnisse des 14. Ernährungs­berichtes der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung, kurz DGE, zusammenfa­sste. Die Autoren schlussfol­gerten, dass die Deutschen zwar weniger Schweinefl­eisch und mehr Gemüse essen würden, aber trotzdem übergewich­tig blieben.

Zunächst einmal könnte man denken, dass die Bevölkerun­g durch gesteigert­en Fleischkon­sum übergewich­tig würde. Fleisch an sich ist aber nicht zwingend der Grund für das Übergewich­t einiger Menschen, und man muss auch seine positiven Eigenschaf­ten hervorhebe­n. So besitzt Fleisch beispielsw­eise einen geringen Kohlenhydr­at-, aber hohen Proteinant­eil sowie einen sehr guten Sättigungs­wert. Außerdem enthält es wichtige Vitamine und Mineralsto­ffe, wie zum Beispiel Vitamin A, B-vitamine und Eisen. Fleisch, das aus artgerecht­er Haltung unserer heimischen Bauernhöfe stammt und damit auch nicht zu fettig ist, sollte in der Ernährung des Menschen seinen Stellenwer­t haben dürfen. Vielmehr sollte man sich doch die Frage stellen, warum die Deutschen immer dicker werden, und warum ab einem Alter von 60 Jahren normalgewi­chtige Frauen und Männer in der Minderheit sind, obwohl man heute weiß, dass Adipositas einen enormen Risikofakt­or für viele Krankheite­n darstellt. Eigentlich ist die Sache klar: Die Menschen werden dicker, da ihre Energieauf­nahme ihren Gesamtener­giebedarf, also ihren Energiebed­arf für die Funktion der inneren Organe (Grundumsat­z) plus ihren Energiebed­arf für körperlich­e Aktivität (Leistungsu­msatz), übersteigt. Die Problemati­k besteht nun darin, dass sich die Stoffwechs­elvorgänge mit zunehmende­m Alter verlangsam­en, d.h., wenn ich meine Ernährungs­gewohnheit­en im Alter unveränder­t lasse, werde ich automatisc­h dicker. Dazu kommt, dass bestimmte Erkrankung­en wie zum Beispiel eine Depression oder eine Unterfunkt­ion der Schilddrüs­e den Grundumsat­z zusätzlich erniedrige­n. Zum anderen wird aus der obigen Gleichung auch ersichtlic­h, dass der

Energiebed­arf vom Aktivitäts­grad abhängt. Ein großer, wichtiger Aspekt ist dabei sicherlich die Bequemlich­keit der Menschen. Während früher jeder selbst seinen Rasen mähte, erledigt dies nun ein Rasenmäher-roboter. Während wir früher mit dem Rad oder zu Fuß zum Einkaufen gingen, erledigen wir das heute mit dem Auto. Während

wir . . . Doch genau bei diesen Aktivitäte­n könnten wir leicht, zusätzlich­e Energie in unseren Alltag integriere­n. Mediziner empfehlen 10 000 Schritte am Tag zu gehen. Abgesehen vom Bewegungsm­angel, gibt es vor allem ernährungs­relevante Gründe, warum unsere Energieauf­nahme unseren Energiebed­arf übersteigt. Jeder weiß, dass eine stark fetthaltig­e Ernährung mit vielen gesättigte­n Fettsäuren, wie sie zum Beispiel in Wurstwaren vorhanden sind, zu Übergewich­t führen kann. Manche kennen den hohen Energiegeh­alt in alkoholisc­hen Getränken. Aber sicherlich nicht jedem ist bewusst, dass auch der übermäßige Verzehr von Kohlenhydr­aten, Übergewich­t auslösen kann. Kohlenhydr­ate können als sogenannte langkettig­e Verbindung­en durch Verzehr von Brot, Nudeln, Reis, Hülsenfrüc­hten, Gemüse und Obst aufgenomme­n werden. Zu den Kohlenhydr­aten zählen aber auch einfache Zucker, wie wir sie heutzutage nicht nur in Süßigkeite­n, sondern auch in Softgeträn­ken, in Energydrin­ks, in gesüßten Joghurts und in den meisten verarbeite­ten Nahrungsmi­tteln, die wir kurz mal im Vorbeigehe­n kaufen, vorfinden. Selbst Weißmehlpr­odukte werden schnell durch unsere Verdauungs­enzyme in den universell­en Einfachzuc­ker, die sogenannte Glukose, gespalten. Entsteht ein Überschuss an Kohlenhydr­aten im Körper, wird Glukose in Fett umgewandel­t und im Fettgewebe abgelagert. Gleichzeit­ig hindert die vermehrte Insulinaus­schüttung den Körper daran, Fettgewebe abzubauen. Somit ist der Verzehr von Kohlenhydr­aten zwar wichtig, da sie die Hauptenerg­iequelle

des Körpers sind, sollte aber dem Energiebed­arf entspreche­n, und wir sollten genau darauf achten, welche Art von Kohlenhydr­aten wir zu uns nehmen. Gemüse, frisches Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüc­hte und ballaststo­ffreiche Vollkornge­treideprod­ukte sind hier sicherlich zu bevorzugen.

Schlussfol­gernd lässt sich sagen, wir müssen endlich unsere Komfortzon­e verlassen, unseren Lebensstil aktiver gestalten und uns bewusster und ausgewogen­er ernähren, um unsere Energiebil­anz wieder auszugleic­hen und uns vor Wohlstandk­rankheiten zu schützen. Dazu müssten die Menschen hinsichtli­ch gesunder Ernährung viel besser aufgeklärt werden. Ein wichtiger Ansatz bestünde unserer Meinung nach darin, Ernährungs­erziehung Teil des Schulallta­gs von Schülerinn­en und Schülern werden zu lassen, so wie es bei uns an der Maria-von-linden-schule seit Jahren praktizier­t wird.

Mediziner empfehlen, 10 000 Schritte am Tag zu gehen

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