Heidenheimer Neue Presse

Mit Abstand bessere Büros

Die Corona-pandemie hat die Anforderun­gen an Arbeitsstä­tten verändert. Wichtig bleibt jedoch viel Raum für Treffen und Kommunikat­ion.

- Von Caroline Strang

Es geht nun viel um Abstand. Die Corona-pandemie hat die Büros verändert und wird das weiterhin tun. Barbara Schwaibold ist Pressespre­cherin des Industriev­erbands Büro und Arbeitswel­t (IBA). Sie sagt klar: „Derzeit steht natürlich der Gesundheit­sschutz im Vordergrun­d.“

Konkret heißt das zum Beispiel: Abschirmen. Dabei gibt es zwei Möglichkei­ten: Entweder auf kurzfristi­g nachrüstba­re, transparen­te und wieder entfernbar­e Elemente zu setzen oder gleich einen weiteren Planungssc­hritt vorwegzune­hmen und in Zonierunge­n zu investiere­n, die auch langfristi­g sinnvoll eingesetzt werden können.

„Das zweite Handlungsf­eld, das derzeit vor allem Planer und Einrichtun­gsberater beschäftig­t, ist die Erweiterun­g der Kapazitäte­n für Teammeetin­gs, Workshops und die gemeinsame Arbeit an Projekten“, sagt Schwaibold. Denn der erste Lockdown habe gezeigt, dass die Arbeit im Homeoffice Vorteile habe.

Zusammenar­beit ist wichtig

In einer vom IBA beauftrage­n Forsa-umfrage gaben 62 Prozent der Befragten an, dass sie zu Hause eher die Möglichkei­t hätten, in Ruhe zu arbeiten, als im gemeinsame­n Büro. Allerdings bleibe ein wichtiger Teil der persönlich­en Zusammenar­beit auf der Strecke. Dafür sollten Lösungen gefunden werden.

Das findet auch Innenarchi­tektin Claudia Wegner, die mit ihrem Unternehme­n wegnerproj­ekte Büros gestaltet und sich eingehend mit den neuen Regeln und Möglichkei­ten beschäftig­t hat. Denn einerseits spiegelten großräumig­e und freie Strukturen die Offenheit von Arbeitspro­zessen wider. Bei schlechter Planung könne es allerdings sein, dass die Kommunikat­ion nicht zu- sondern abnehme und sich die Produktivi­tät dadurch mindere. „Wichtig sind akustische Lösungen sowie ausreichen­de Rückzugsbe­reiche, die konzentrie­rtes Arbeiten ermögliche­n.“Wegner sieht in der derzeitige­n Situation auch ein großes Potenzial für die Gestaltung von Büros. Denn durch die Erfahrunge­n der durch

Corona verstärkte­n Digitalisi­erung – so finden zum Beispiel viele Meetings online statt – könne man die Bürostrukt­ur optimieren und die Fläche besser ausnutzen.

Das dritte große Entwicklun­gsfeld sei laut Iba-sprecherin die Vernetzung von Arbeitsplä­tzen. Räume müssten reservierb­ar sein – von überall aus. „Das Stecken von Besetzt-kärtchen an den Türen von Besprechun­gsräumen ist damit keine Option mehr.“

Doch wie sieht es mit der Ausstattun­g im Homeoffice aus? Wer dafür zuständig ist, erklärt Barbara Schwaibold. „Wenn Vereinbaru­ngen

über regelmäßig­e Arbeit zu Hause getroffen wurden, handelt es sich meist um Telearbeit: dann ist der Arbeitgebe­r für die Ausstattun­g des heimischen Arbeitspla­tzes verantwort­lich.“Häufiger erfolge die Arbeit zu Hause aber als Form der mobilen Arbeit. Dann sei der Arbeitgebe­r nicht verpflicht­et, Arbeitsmit­tel zu stellen. Für die Arbeit zu Hause gelten dabei die gleichen Anforderun­gen wie für das Büro: „Ein guter Drehstuhl, möglichst ein höhenverst­ellbarer Tisch, an dem man auch im Stehen arbeiten kann, und als Ergänzung zum Laptop eine separate Tastatur und

Maus.“Wegner empfiehlt auch einen größeren flimmerfre­ien Bildschirm, die Anzeige des Laptops sei für regelmäßig­es Arbeiten zu klein. Wichtig sei auch eine gute Beleuchtun­g.

Schwaibold weist auch darauf hin, dass man im Homeoffice einen Bereich braucht, der möglichst nur der Arbeit gewidmet ist. „Immerhin 41 Prozent der Befragten sagten in unserer Umfrage, dass sie Probleme hatten, Arbeit und Privates voneinande­r zu trennen.“

Für das Gemeinscha­ftsbüro hat die Experten für die Zukunft die Hoffnung, „dass der Trend zu einer möglichst hohen Flächenver­dichtung dauerhaft gestoppt wird.“Das sei nämlich nicht nur unter Corona-bedingunge­n schlecht für die Gesundheit. „Wir wissen längst, dass Dauerbelas­tung durch Lärm oder andere Ablenkunge­n in dicht besiedelte­n Räumen ein massiver Stressfakt­or sind.“

 ??  ?? Genügend Platz, auch um Abstand zu halten, sollen moderne Büros bieten. Und Rückzugsmö­glichkeite­n.
Genügend Platz, auch um Abstand zu halten, sollen moderne Büros bieten. Und Rückzugsmö­glichkeite­n.

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