Mit Abstand bessere Büros
Die Corona-pandemie hat die Anforderungen an Arbeitsstätten verändert. Wichtig bleibt jedoch viel Raum für Treffen und Kommunikation.
Es geht nun viel um Abstand. Die Corona-pandemie hat die Büros verändert und wird das weiterhin tun. Barbara Schwaibold ist Pressesprecherin des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt (IBA). Sie sagt klar: „Derzeit steht natürlich der Gesundheitsschutz im Vordergrund.“
Konkret heißt das zum Beispiel: Abschirmen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder auf kurzfristig nachrüstbare, transparente und wieder entfernbare Elemente zu setzen oder gleich einen weiteren Planungsschritt vorwegzunehmen und in Zonierungen zu investieren, die auch langfristig sinnvoll eingesetzt werden können.
„Das zweite Handlungsfeld, das derzeit vor allem Planer und Einrichtungsberater beschäftigt, ist die Erweiterung der Kapazitäten für Teammeetings, Workshops und die gemeinsame Arbeit an Projekten“, sagt Schwaibold. Denn der erste Lockdown habe gezeigt, dass die Arbeit im Homeoffice Vorteile habe.
Zusammenarbeit ist wichtig
In einer vom IBA beauftragen Forsa-umfrage gaben 62 Prozent der Befragten an, dass sie zu Hause eher die Möglichkeit hätten, in Ruhe zu arbeiten, als im gemeinsamen Büro. Allerdings bleibe ein wichtiger Teil der persönlichen Zusammenarbeit auf der Strecke. Dafür sollten Lösungen gefunden werden.
Das findet auch Innenarchitektin Claudia Wegner, die mit ihrem Unternehmen wegnerprojekte Büros gestaltet und sich eingehend mit den neuen Regeln und Möglichkeiten beschäftigt hat. Denn einerseits spiegelten großräumige und freie Strukturen die Offenheit von Arbeitsprozessen wider. Bei schlechter Planung könne es allerdings sein, dass die Kommunikation nicht zu- sondern abnehme und sich die Produktivität dadurch mindere. „Wichtig sind akustische Lösungen sowie ausreichende Rückzugsbereiche, die konzentriertes Arbeiten ermöglichen.“Wegner sieht in der derzeitigen Situation auch ein großes Potenzial für die Gestaltung von Büros. Denn durch die Erfahrungen der durch
Corona verstärkten Digitalisierung – so finden zum Beispiel viele Meetings online statt – könne man die Bürostruktur optimieren und die Fläche besser ausnutzen.
Das dritte große Entwicklungsfeld sei laut Iba-sprecherin die Vernetzung von Arbeitsplätzen. Räume müssten reservierbar sein – von überall aus. „Das Stecken von Besetzt-kärtchen an den Türen von Besprechungsräumen ist damit keine Option mehr.“
Doch wie sieht es mit der Ausstattung im Homeoffice aus? Wer dafür zuständig ist, erklärt Barbara Schwaibold. „Wenn Vereinbarungen
über regelmäßige Arbeit zu Hause getroffen wurden, handelt es sich meist um Telearbeit: dann ist der Arbeitgeber für die Ausstattung des heimischen Arbeitsplatzes verantwortlich.“Häufiger erfolge die Arbeit zu Hause aber als Form der mobilen Arbeit. Dann sei der Arbeitgeber nicht verpflichtet, Arbeitsmittel zu stellen. Für die Arbeit zu Hause gelten dabei die gleichen Anforderungen wie für das Büro: „Ein guter Drehstuhl, möglichst ein höhenverstellbarer Tisch, an dem man auch im Stehen arbeiten kann, und als Ergänzung zum Laptop eine separate Tastatur und
Maus.“Wegner empfiehlt auch einen größeren flimmerfreien Bildschirm, die Anzeige des Laptops sei für regelmäßiges Arbeiten zu klein. Wichtig sei auch eine gute Beleuchtung.
Schwaibold weist auch darauf hin, dass man im Homeoffice einen Bereich braucht, der möglichst nur der Arbeit gewidmet ist. „Immerhin 41 Prozent der Befragten sagten in unserer Umfrage, dass sie Probleme hatten, Arbeit und Privates voneinander zu trennen.“
Für das Gemeinschaftsbüro hat die Experten für die Zukunft die Hoffnung, „dass der Trend zu einer möglichst hohen Flächenverdichtung dauerhaft gestoppt wird.“Das sei nämlich nicht nur unter Corona-bedingungen schlecht für die Gesundheit. „Wir wissen längst, dass Dauerbelastung durch Lärm oder andere Ablenkungen in dicht besiedelten Räumen ein massiver Stressfaktor sind.“