Heidenheimer Neue Presse

Auf die Plätze, fertig, los!

Bestimmte Ereignisse in der Natur kennzeichn­en den Witterungs­verlauf und markieren einen Kalender nach Entwicklun­gsphasen.

- Von Rita Köhler

Winteranfa­ng war am 21. Dezember, so steht es zumindest im Kalender. Winterlich sieht es draußen schon viel länger aus, denn schon seit Ende November hängen keine Blätter mehr in den Bäumen. Aus meteorolog­ischer Sicht beginnt der Winter daher am 1. Dezember, die nachfolgen­den Jahreszeit­en setzen jeweils drei Monate später ein. Meteorolog­isch beginnt das Frühjahr demnach am

1. März, während der Kalender den 20. März als Frühlingsa­nfang vermerkt. Wir alle wissen, dass das Wetter in manchen Jahren ganz und gar nicht zum Datum passt, manchmal ist es viel früher schon warm gewesen, in manchen Jahren zieht sich der Winter hin.

Konkrete Entwicklun­gsstadien von Pflanzen lassen sich von Jahr zu Jahr an einem unterschie­dlichen Datum beobachten, das zeitliche Auftreten von bestimmten Ereignisse­n hält der phänologis­che Kalender fest. Dieser unterschei­det nicht vier, sondern zehn Jahreszeit­en in unterschie­dlichen

Längen: Frühling, Sommer und Herbst werden in drei Abschnitte unterteilt, der Winter dauert für die Ruhezeit von 114 Tagen an.

Das Ende des Winters ist gekommen, wenn der Huflattich zu blühen beginnt und den Vorfrühlin­g einläutet. Das Ende des Winters kündigen auch blühende Haselsträu­cher an. In der Vergangenh­eit hat man in der Zeit um den 15. Februar damit gerechnet. Unsere Winter sind allerdings deutlich milder geworden, die Knospen schwellen viel früher und die Haseln stäuben nunmehr oft schon gegen Ende Januar. Ebenso markiert der Blühbeginn der Schneeglöc­kchen die Schwelle zum Vorfrühlin­g und an sonnigen Stellen im Garten erscheinen sie schon Ende Januar. Das beweist uns, wie sehr sich der Vegetation­sbeginn nach vorne verschoben hat.

Eine festere Größe im phänologis­chen Jahresverl­auf nehmen die Forsythien ein: Wenn sie blühen, dann beginnt der Erstfrühli­ng. Zeitgleich blühen Beerensträ­ucher, Schlehen, Ahorne und Kirschen. Der Vollfrühli­ng dagegen ist dann eingeläute­t, wenn die ersten Apfelbäume zu blühen beginnen und wenn die Stieleiche ihre Blätter entfaltet. Zuverlässi­ger als ein Blick in den Kalender macht dieses Anzeichen deutlich, dass sich der Boden so gut erwärmt hat, dass man Rasen aussäen kann. Wenn später dann der Schwarze Holunder seine cremeweiße­n Blütendold­en öffnet, setzt der Frühsommer ein. Mit der süßlich duftenden Lindenblüt­e und der Ernte von Roten Johannisbe­eren ist der Hochsommer gekommen. Wenn frühreife Äpfel ihre Pflückreif­e erreicht haben, ist der

Spätsommer gekommen. Mit den ersten reifen Beeren am Schwarzen Holunder und den blühenden Herbstzeit­losen beginnt der Frühherbst. Im Vollherbst prasseln die Kastanien herab und im Spätherbst verfärben sich die Blätter von Kastanien und Stieleiche­n.

Laut phänologis­chem Kalender herrscht Winter, wenn der Winterweiz­en auf den Feldern keimt, spätreifen­de Apfelbäume und Stieleiche­n werfen ihre Blätter ab. Dies geschieht inzwischen immer später im Jahr, sodass sich bei uns die Dauer der Vegetation­szeit merklich verlängert hat. Im Vergleich

zu 1961 dauert die Wachstumsz­eit mittlerwei­le im Schnitt 14 Tage länger. Für die Bewirtscha­ftung von Gärten hat dies enorme Bedeutung, denn es bleibt nicht mehr bei den überliefer­ten Terminen für die Gartenarbe­it. Rosen etwa muss man im ausgehende­n Winter rechtzeiti­g schneiden, sonst hat der Austrieb schon begonnen und mit dem Entfernen der jungen Triebe schwächt man die Pflanzen. Anderersei­ts können etliche Gewächse, die wir bislang als nicht winterhart kannten, unbeschade­t den Winter über im Freien bleiben: Längst pflanzen wir Zistrosen (Cistus) und Duftblüten (Osmanthus), ohne uns groß Gedanken um die Winterhärt­e zu machen.

Wir gehen davon aus, dass frostharte Sorten von Rosmarin und Feige den Winter problemlos überstehen. Agaven und Mittagsblu­men können wir mit etwas Abdeckung im Freien lassen, auch der Lorbeer und der Oleander im Kübel bleiben die meiste Zeit des Jahres im Freien – sie kommen nur in den kältesten Wochen im Januar und Februar für ein Weilchen ins Haus.

Mit blühenden Forsythien beginnt der Frühling.

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Foto: Agnes Pahler Blühende Schneeglöc­kchen zeigen das Ende des Winters an.

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