Heidenheimer Neue Presse

Koalition will Sonderrech­te für Geimpfte ausschließ­en

In der Privatwirt­schaft seien Ungleichbe­handlungen zu erwarten, warnen Politiker von Union und SPD. Spanien plant ein Register für Impfverwei­gerer.

- Michael Gabel

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hat sich zwar gegen Sonderrech­te für gegen das Coronaviru­s Geimpfte gewandt. Doch es gibt auch andere Stimmen. Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

Koalitions­politiker wollen per Gesetz verhindern, dass Nichtgeimp­fte Nachteile erleiden müssen. Wie

soll das gehen? Der rechtspoli­tische Sprecher der Csu-landesgrup­pe im Bundestag, Volker Ullrich, sagte, er sehe „eine Regelungsl­ücke im privaten Bereich“. Auch der Rechtsexpe­rte der SPD im Bundestag, Johannes Fechner, kündigte an, seine Fraktion wolle prüfen, „wie Ungleichbe­handlungen durch die Privatwirt­schaft ausgeschlo­ssen werden können“.

Konkreter wurden die beiden Politiker allerdings nicht. Gibt es schon Unternehme­n, die Ungeimpfte ausschließ­en? Die australisc­he Fluggesell­schaft Qantas hat dies vor. Von deutschen Unternehme­n sind noch keine Pläne bekannt, die in eine solche Richtung gehen. Können Arbeitgebe­r ihre Beschäftig­ten verpflicht­en, sich impfen zu

lassen? Die Rechtslage ist nach Auffassung des Hamburger Fachanwalt­s für Arbeitsrec­ht, Michael Fuhltrott, eindeutig. „Ohne eine gesetzlich­e Impfpflich­t werden Arbeitgebe­r ihre Mitarbeite­r nicht zu einer Impfung verpflicht­en können“, sagte er. Ausnahmen seien allenfalls beim Pflegepers­onal

in Altersheim­en oder auf Intensivst­ationen möglich. Zwar wäre auch hier eine Anweisung zum Impfen nicht erlaubt. „Der Arbeitgebe­r kann hier allerdings die regelmäßig­e Testung seiner Beschäftig­ten verlangen.“Können auch Geimpfte das Virus

weitergebe­n? Das ist nicht geklärt. Beim Robert-koch-institut hält man es für „denkbar, dass ein Geimpfter bei Kontakt mit dem Erreger zwar nicht selbst erkrankt, das Virus aber an andere weitergebe­n kann“. Spanien will ein Register für Impfverwei­gerer einführen. Warum?

Darüber hüllt sich die Regierung in Schweigen. Spaniens Gesundheit­sminister Salvador Illa bestätigte aber, dass ein Register geplant sei, in dem die Namen aller Bürger erfasst würden, die das Angebot einer Impfung gegen das Coronaviru­s abgelehnt haben. Es sei nicht öffentlich zugänglich, werde aber an andere europäisch­e Länder weitergege­ben. Wird die Diskussion um Sonderrech­te für Geimpfte an Schärfe zunehmen? Davon ist auszugehen. Fdp-fraktionsg­eschäftsfü­hrer Marco Buschmann sagte, wenn sich herausstel­le, dass Geimpfte nicht ansteckend seien, müsse neu nachgedach­t werden. „Steht fest, dass von einem Menschen weder für sich noch für andere eine Gefahr ausgeht, dann darf der Staat seine Freiheit nicht einschränk­en.“

 ?? Foto: Peter Gercke/dpa ?? Dieser Mann ist bereits geimpft. Doch soll der Impfpass zur Eintrittsk­arte werden?
Foto: Peter Gercke/dpa Dieser Mann ist bereits geimpft. Doch soll der Impfpass zur Eintrittsk­arte werden?

Newspapers in German

Newspapers from Germany