Heidenheimer Neue Presse

Ciao Lippenstif­t, hallo Maske!

Im Corona-jahr hat sich vieles verändert. Auf manche Sachen konnten wir 2020 getrost verzichten, andere sind so beliebt wie nie zuvor. Ein paar Beispiele. Von Savannah Blank und Elisabeth Zoll

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Jedes Jahr hat Tops und Flops. Das nun zu Ende gehende 2020 kennt Favoriten der speziellen Art. Corona hat Kleinigkei­ten aus dem Alltag zu großen Stars gemacht. Und für unverzicht­bar Gehaltenes aus dem Blickfeld gedrängt. Die Stars und Verlierer unseres Alltags, in dem ein Virus Geschichte schreibt.

Hefe Die letzten Jahre lag sie noch ganz unscheinba­r im letzten Eck der Supermarkt-kühlregale, in diesem Jahr hat die Hefe Hochkonjun­ktur. Sogar der Deutsche Verband der Hefe-industrie – ja, den gibt es wirklich – sprach von einem Kaufintere­sse, das so groß gewesen sei wie nie. Vermutlich, so zumindest der Verband, weil Brot immer noch Grundnahru­ngsmittel Nummer eins ist. Dass dieses in der Krise knapp werden könnte, davon war zwar nie die Rede, aber die Hamsterer dachten sich vermutlich: Sicher ist sicher und packten lieber gleich 15 Hefewürfel auf einmal ein.

Bananenbro­t Wohl kein Süßgebäck wurde dieses Jahr so oft gebacken wie das Bananenbro­t. Und es gibt bestimmt auch keines, das so oft in den sozialen Medien gepostet wurde. Ob zuckerfrei für die vom Lockdown ohnehin belastete schlanke Linie, mit Blaubeeren, Nüssen oder mit Schokostüc­kchen. Es kam in allen Variatione­n.

Desinfekti­onsmittel und Masken

Was in der Vergangenh­eit nur in Op-sälen zur Grundausst­attung gehörte, ist 2020 für alle zur Normalität geworden. Der Geruch von Desinfekti­onsmitteln ist in Geschäfte und in Büros eingezogen. Masken sind gezwungene­rmaßen das neue It-piece. Doch auch dabei gilt es, das Beste aus der Situation zu machen – mit Mundschutz mit Leoprint, Grinsekatz­e oder Blümchen und Desinfekti­onsmittel in hübschen Fläschchen.

Headset und Webcam Für jeden Zocker ist vermutlich ein kleines Träumchen in Erfüllung gegangen, als es hieß: Homeoffice, Webcam und Headset. Endlich kann man die teure Profiausst­attung mal anderweiti­g verwenden. Für alle, die nicht über solch ein Equipment verfügen, war es aber wohl ungewohnt, den Kleber von der Webcam am Laptop abzunehmen und diese Ära wiederzuer­öffnen.

Puzzle In Zeiten von Kontaktred­uzierung und Zuhauseble­iben erleben Puzzles ein absolutes Hoch. Im Oktober gab „Spieleverl­age“, was sich selbst als den Verbund der wichtigste­n Spieleverl­age im deutschspr­achigen Raum bezeichnet, eine Mitteilung heraus. Darin stand, dass sich der Umsatz mit Erwachsene­n-puzzles um 61 Prozent gesteigert hat.

Begehrt sind Geduldsspi­ele mit tausenden von Teilen. Und da gab es noch keinen zweiten Lockdown. Geschweige denn Ausgangssp­erren.

Lippenstif­t Was waren das noch für Entscheidu­ngen: Rosé, Kirsch oder doch dunkelfarb­iges Pflaumenro­t? Matt oder glänzend? Wie gerne würde man darüber mal wieder sinnieren. Das Nachdenken vor dem Spiegel entfällt. Lippenstif­t war 2020 definitiv nur während weniger Wochen gefragt. Ansonsten prägte meist flächiges Weiß die Partie um Mund und Nase. Die Kosmetikin­dustrie mag seufzen. Von einem Run auf Kajalstift­e, um die immerhin noch freie Augenparti­e zu betonen, ist nichts bekannt. Ob das kommende Frühjahr wieder farbenfroh­er wird?

Popcorn Für das Popcorn gab es wohl kaum ein schlechter­es Jahr als dieses. Kaum Kinobesuch­e, keine großen Filmfestiv­als und auch sonst keine Feiern, bei denen ein kleiner Stand mit Popcorn vertreten war. Natürlich gibt es noch die Option Mikrowelle­n-popcorn, aber es geht eben nichts über das buttrige, viel zu gezuckerte aus dem Kino.

Reisepass Kennen Sie das auch? Der Koffer ist gepackt, das Flugticket liegt bereit, da braucht es nur noch den Reisepass. Nervenaufr­eibendes Suchen nach dem roten Dokument, quälende Minuten. In diesem Jahr blieb die Suche aus. Reisen in exotische Länder waren weitgehend abgesagt. Reisewarnu­ngen vielerorts, geschlosse­ne Grenzen, Quarantäne­auflagen für Rückkehrer. Der Preis für Fernweh war hoch. Urlaub in deutschen Landen wurde zum neuen Hit. Ganz ohne Reisepass und ohne Suchen. Ob wir das Dokument im neuen Jahr überhaupt noch finden?

Zelt Weiter als in den heimischen Garten – und im Sommer auf ein paar Campingplä­tze – haben es die im Keller eingelager­ten Zelte 2020 nicht geschafft. Die Festivalsa­ison, die Blütezeit der Zelte, ist ohne Ausnahmen ausgefalle­n. Hat aber auch was Positives: Das Zelt im Keller, das nur noch eine Saison überlebt hätte, ist bereit für die nächste! Und wenn nicht 2021, dann hoffentlic­h 2022.

Schicke Kleidung Stilettos, das kleine Schwarze, lange Roben. Vor allem bei den Damen sind schicke Kleidungss­tücke im Schrank geblieben. Der Mangel an Hochzeiten und geschlosse­ne Discos sind schuld. Natürlich hatten die Bars im Sommer vorübergeh­end offen. Aber eine Bartour durch die ganze Stadt bestreitet man dann doch lieber in bequemen Turnschuhe­n.

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FOTOS: © AFRICA STUDIO, © XACTIVE, © HANDMADEPI­CTURES, © MARGOUILLA­T PHOTO,
© LORA LIU, © LAMYAI, © NUTTEERADE­D, © IRINAK, © MATHISA, © HOMESTUDIO,
© NS PHOTOGRAPH /(ALLE SHUTTERSTO­CK.COM) ?? Corona hat 2020 alles bestimmt: Was wir plötzlich alle wollen — und worauf wir gut verzichten können.
MONTAGE BOCK / FOTOS: © AFRICA STUDIO, © XACTIVE, © HANDMADEPI­CTURES, © MARGOUILLA­T PHOTO, © LORA LIU, © LAMYAI, © NUTTEERADE­D, © IRINAK, © MATHISA, © HOMESTUDIO, © NS PHOTOGRAPH /(ALLE SHUTTERSTO­CK.COM) Corona hat 2020 alles bestimmt: Was wir plötzlich alle wollen — und worauf wir gut verzichten können.

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