Labyrinthe führen zur Mitte, sind keine Irrwege!
Ein besonderes Jahr liegt hinter uns, wir schreiben zum letzten Mal 2020. Das Labyrinth ist ein uraltes Symbol. Menschen pflanzen, legen, mauern, malen Labyrinthe. Verschlungen wendet sich ein Weg zur Mitte. Anders als in Irrgärten gibt es aber keine Sackgassen. Kein Weg geht in die Irre oder ist umsonst. Menschen verdichten ihre Erfahrungen und geben damit dem Anfang und dem Ende eine Struktur.
Um das Unberechenbare erträglich zu machen und wenn die Unsicherheit wächst, helfen Rituale. Menschen meditieren und begehen Labyrinthe in der Natur, an heiligen Orten, in Kathedralen und Gärten. In vielen Kulturen und seit mehr als 5000 Jahren bewältigen Menschen so die Veränderungen und gewinnen neue Orientierung für sich selbst und ihre Umwelt.
Es ist kein Zufall, dass im Frühjahr rund um Heidenheim mindestens zwei Labyrinthe in die Landschaft gelegt und begangen wurden. Steine markieren einen Weg vom Eingang bis zur Mitte in vielen strukturierten Windungen. Wer den Weg geht, fühlt sich bisweilen erwartungsvoll der Mitte ganz nah. Fast am Ziel, dreht der Weg und die Kehre führt ganz nach außen weit weg von der Mitte.
Erinnerungen an 2020 werden wach: „auf Sicht fahren“, „erster, zweiter Lockdown“, mehr als 40 Corona Verordnungen ... und dies sind die äußeren Daten!
Die Jahreswende ist eine Zeit für Rückschau und Nachdenklichkeit und Zeit der Neuorientierung und der Wandlung? Wendepunkte im Jahr und im Leben sind kostbare Momente. Was hat sich verändert und was ist geblieben? Eine Einladung zum Nachgehen oder Nachdenken: Wo komme ich her, wo will ich hin? Was hat mich bisher geleitet und wer wird mich begleiten? Was liegt hinter mir, Gutes und Schweres, Leichtes und Anstrengendes, was hat sich gewendet?
Im Labyrinth kann ich mich nicht verlaufen. Im Schreiten nähere ich mich der Mitte und entferne mich wieder von ihr. Bleib auf dem Weg und du wirst die Mitte finden. Wer oder was ist meine Mitte? Genieße die Ruhe in der Mitte des Labyrinths.
Gott segne und behüte uns. Gott segne unser Tun und unser Lassen. Gott segne das Glückliche und den Schmerz. Gott komme uns entgegen und helfe uns, Umwege zu gehen. Gott schenke uns Lust und Begeisterung für neue Wegabschnitte. Gott begleite uns und schenke Vertrauen.
Das Jahr 2021 liegt vor uns und will zuversichtlich gelebt werden. Jede und jeder wird den ganz eigenen Weg zur Mitte im Labyrinth des Lebens finden.
Elisabeth Redelstein, Referentin Familienpastoral im kath. Dekanat Heidenheim