Heidenheimer Neue Presse

Warum der Impfstart misslungen ist

Ein Impfzentru­m schließt vorzeitig, eine Hotline zur Terminverg­abe funktionie­rt nicht richtig und die Bereitscha­ft zum Impfen ist gering. Auch an der EU regt sich Kritik.

- (dot/dpa)

Sehnsüchti­g wurde der Impfstoff gegen das Coronaviru­s erwartet, doch der Start der Impfkampag­ne erweist sich als schwierig. Bundesregi­erung und Eu-kommission sind in der Kritik. Was läuft schief ?

Die EU hat Bezugsrech­te für knapp zwei Milliarden Impfdosen. Das ist mehr als genug für die 450 Millionen Eu-bürger. Der Impfstoff wurde aber noch nicht produziert. Zudem ist bisher nur der Impfstoff der Mainzer Firma Biontech/pfizer in der EU zugelassen. Davon hat die Kommission 300 Millionen Dosen bestellt. Deutschlan­d hat bisher 1,3 Millionen Dosen bekommen. Laut Robert-koch-institut

(RKI) wurden inzwischen rund 188 500 Impfungen durchgefüh­rt – 14 Prozent von dem, was möglich wäre.

Das ist nicht ganz klar. Die Impfungen werden in den Ländern organisier­t. Zuerst werden die Bewohner von Altenund Pflegeheim­en geimpft. Hier könnte es Verzögerun­gen geben, denn die Impfteams müssen in die Heime fahren. Das dauert.

Auch die fehlende Impfbereit­schaft könnte ein Problem sein. Einer Rki-umfrage von Anfang Dezember zufolge wollen sich nur 50 Prozent der Befragten impfen lassen. In Berlin musste ein Impfzentru­m nach wenigen Tagen

wegen der geringen Nachfrage wieder schließen.

Ein weiteres Problem ist die Vergabe der Impftermin­e. Einige Länder nutzen hierzu die Hotline 116 117. Diese war einem Bericht der „Welt am Sonntag“zufolge in den vergangene­n Tagen überlastet. Es kam zu Wartezeite­n.

Auch der Umweg der Impfstoffb­eschaffung über Brüssel wird vielfach kritisiert. Biontech-gründer Ugur Sahin sagte dem „Spiegel“, dass „der Prozess in Europa“nicht so „geradlinig“abgelaufen sei wie mit anderen Ländern.

Wäre ein Wettkampf um den Impfstoff ausgebroch­en, hätte das für Zündstoff in der EU gesorgt. Deutschlan­d hätte sich gegenüber ärmeren Staaten durchgeset­zt und wäre dafür angefeinde­t worden. Dennoch führte das gemeinsame Vorgehen nicht an nationalen Egoismen vorbei: Frankreich intervenie­rte in den Verhandlun­gen zugunsten des französisc­hen Hersteller­s Sanofi – dieser kann nun jedoch nicht liefern.

Die nächste Charge des Biontech-impfstoffs kommt an diesem Freitag. Bis zum 1. Februar sollen weitere 2,68 Millionen Impfdosen an die Bundesländ­er verteilt werden. Zudem rechnet die Bundesregi­erung im Januar mit der Eu-zulassung des Impfstoffs der Firma Moderna.

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Foto: Sven Hoppe/dpa Bei der Vergabe der Impftermin­e kommt es wegen Überlastun­g der Hotline zu Problemen.

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