Heidenheimer Neue Presse

„Ein Problem für die Demokratie“

- Stefan Kegel

einer Gruppe von Parlamenta­riern mehrerer Bundestags­parteien setzt sich der Fdp-außenpolit­iker Bijan Djirsarai für eine Freilassun­g des Wikileaks-gründers Julian Assange ein – obwohl er politisch nicht mit ihm sympathisi­ert. Djir-sarai geht es um eine grundsätzl­iche Frage.

Warum engagieren Sie sich aus der Ferne gegen eine Auslieferu­ng von Julian Assange durch Großbritan­nien an die USA?

Wir wollen Öffentlich­keit erzeugen. Das ist eines der wenigen Instrument­e, die wir als Parlamenta­rier in diesem Fall haben: Sensibilit­ät zu schaffen und den Druck für eine Freilassun­g von Herrn Assange gegenüber der britischen, aber auch der deutschen Regierung zu erhöhen. Denn selbst wenn das Gericht entscheide­t, dass die Rahmenbedi­ngungen für eine Auslieferu­ng gegeben sind, muss die Regierung in London die Auslieferu­ng nicht vollstreck­en. Sie hat die Möglichkei­t, eine politische Entscheidu­ng herbeizufü­hren und ihn freizulass­en. Gleichzeit­ig gibt es eine Begnadigun­gs-debatte in den USA, die ihm möglicherw­eise hilft.

Die aber erst wirken kann, wenn Assange überhaupt dort verurteilt wird – was sich weitere Jahre hinziehen könnte. Was würde das für ihn bedeuten?

Mich beunruhigt der Un-bericht über seinen Gesundheit­szustand und die Art und Weise, wie er in den letzten Jahren behandelt wurde. Das geht so nicht. Der Mann ist am Limit, er hat unfassbar viel körperlich und psychisch durchgemac­ht. Ihm das noch weitere Jahre zuzumuten, halte ich für unmenschli­ch. Schon allein aus diesem Grund sollte eine Freilassun­g erfolgen.

Warum ist Ihnen der Fall Assange so wichtig?

Eine Auslieferu­ng und die Verurteilu­ng aufgrund des Us-spionage-gesetzes unter dem Vorwurf der „Beihilfe zum Landesverr­at durch Veröffentl­ichung“hätten weitaus größere Folgen als der Einzelfall Assange. Es geht hier um Meinungsfr­eiheit und Pressefrei­heit. Das ist der Hauptgrund, warum ich mich an der Initiative beteiligt habe. Ich teile nicht unbedingt die politische Auffassung von Herrn Assange. Wenn aber die Aufdeckung staatliche­r Verbrechen – im Fall Assange von

Us-kriegsverb­rechen in Afghanista­n und im Irak – so stark sanktionie­rt wird, dann ist das ein Problem für die Demokratie. Denn in einer Demokratie hat die Öffentlich­keit ein Recht darauf, solche Dinge zu erfahren. Es ist gut, dass die EU beim Schutz von Whistleblo­wern wie Assange eine Vorreiterr­olle einnimmt.

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„Assange ist am Limit“, sagt der Fdp-politiker Bijan Djir-sarai.

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