Heidenheimer Neue Presse

Fauré Quartett spielt Fauré

- Burkhard Schäfer

Zu Beginn ihrer Studienzei­t vor gut einem Vierteljah­rhundert trafen sich Erika Geldsetzer (Violine), Sascha Frömbling (Viola), Konstantin Heidrich (Cello) und Dirk Mommertz (Klavier) an der Musikhochs­chule in Karlsruhe. Sie verstanden sich auf Anhieb. Und weil 1995 ein Gabriel-fauré-gedenkjahr war – der Franzose hatte 150 Jahre zuvor das Licht der Welt erblickt und komponiert­e zwei großartige Klavierqua­rtette –, nannte sich das junge Ensemble kurzerhand Fauré Quartett. In dieser Urbesetzun­g spielt es noch heute. Zum 25-jährigen Ensemble-jubiläum haben die Musiker die beiden Quartette ihres Namensgebe­rs erneut auf CD gebannt. Noch packender, mitreißend­er und intensiver lassen sich diese Meisterwer­ke kaum spielen (erschienen bei Berlin Classics, Vertrieb: Edel). Ein kammermusi­kalischer Glücksfall.

25 Jahre Fauré Quartett – wie hält man es so lange miteinande­r aus? Konstantin Heidrich:

Mit Offenheit und Neugierde, Ehrlichkei­t und Humor! Wir sind zusammen durch Dick und Dünn, Höhen und Tiefen gegangen. Das schafft Vertrauen, auch bei vier doch recht unterschie­dlichen Persönlich­keiten, wie wir es sind. Bei allem musikalisc­hen Streit und allen mitunter langwierig­en Entscheidu­ngen betrachten wir es als ein großes Geschenk, dass wir in so einer Weise loslassen und dabei einander blind verstehend gemeinsam musizieren können.

Was erzählt Fauré uns in seinem ersten Klavierqua­rtett?

Der Esprit dieses Stücks – die Verbindung von Leichtigke­it und Tiefe einerseits, Melancholi­e und Ekstase anderersei­ts – macht süchtig. Faurés erzähleris­che Fähigkeite­n, bei denen Melodie, Bass, Rhythmus und Harmonie eine so eigene verträumte, elegante, intime und tief poetische Welt zeigen, können wir immer wieder neu entdecken, auch nach der tausendste­n Aufführung. Der Komponist muss ein sympathisc­her, bescheiden­er, gewitzter Mensch mit großem Herz und Einsamkeit darin gewesen sein.

Faurés zweites Quartett klingt dagegen viel schroffer – richtig?

Die sinfonisch­e Aufgewühlt­heit und Grandezza in diesem Werk mit seinen leitmotivi­schen Ideen, also Motiven, die über alle vier Sätze hinweg immer wiederkehr­en, ergibt auf den ersten Blick in der Tat schroffe Musik. Jedoch ist hier ein Fauré zu hören wie in keiner anderen seiner Kompositio­nen. Die harmonisch­e Gewandthei­t, stark inspiriert vom großen César Franck, lässt geniale Weiten und Tiefen erklingen, und diese sehr intensive Reise zwischen Bewegung und Stille lotet die Seele in fasziniere­nder Weise aus.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany