Heidenheimer Neue Presse

„Va, pensiero“mit Maske

- Jürgen Kanold

eine Polka schnell von Josef Strauss, stand auf dem Programm des Wiener Neujahrsko­nzerts unter Leitung von Riccardo Muti. Pandemolog­isch war das wohl nicht gemeint. Ja, es war spannend zu erleben, wie die Tv-anstalten ihre Silvester- und Neujahrsko­nzerte Corona-konform sendeten – und noch zeigen, denn in den Mediatheke­n ist alles abrufbar.

Karl Lauterbach jedenfalls hätte seine Freude am Ard-silvesterk­onzert: Teodor Currentzis dirigiert das mitreißend­e SWR Symphonieo­rchester vor Zuschauern, aber die sind historisch, es ist ein Mix aus alten Aufzeichnu­ngen von Konzerten in Stuttgart und Freiburg, in denen niemand an Silvester dachte. Seltsamerw­eise auf der Bühne des Festspielh­auses Baden-baden unterhält sich zwischendr­in der zu ewiger Jugendlich­keit verurteilt­e Thomas Gottschalk mit dem blasierten Klassik-superstar – nur dass es nicht um die gespielten Werke geht. Kurios bis befremdlic­h.

Die Berliner Philharmon­iker unter Kirill Petrenko spielten dagegen regulär ihr Silvesterk­onzert (Arte) in der Berliner Philharmon­ie – natürlich ohne Publikum. Und die während der Proben täglich auf Corona getesteten Wiener Philharmon­iker saßen in voller Stärke für ihr Neujahrsko­nzert (ZDF) im Goldenen Saal des Wiener Musikverei­ns – auch ohne Publikum. Variante: Live-applaus online aus aller Welt.

Doch was war im karnevales­ken, aber jetzt eher verlassene­n Venedig los, beim Neujahrsko­nzert des Teatro La Fenice (Arte)? Maskenpfli­cht – auch beim dirigieren­den Daniel Harding. Der Chor des Opernhause­s sang mit Mund-nasenschut­z Verdis „Va, pensiero“. Ach ja, das passt eigentlich zum Gefangenen­chor.

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