Besuch bei Eisvogel und Biber
Im „Naturthemenpark“in Bad Saulgau erfahren Neugierige auch im Winter eine ganze Menge über die Umwelt. Das Tiere-gucken klappt ebenfalls.
Na klar lohnt sich auch ein Besuch im Winter!“Der Naturthemenpark am Bad Saulgauer Stadtrand biete selbst bei Eis und Schnee eine Menge, sagt Thomas Lehenherr, Umweltbeauftragter der 18 000-Einwohnerstadt in Oberschwaben. Zum Sehen, zum Erleben, zum Lernen. Man muss die kilometerlangen Rundwege mit Infotafeln und Erlebnisstationen ja nicht komplett absolvieren, wenn’s kalt ist, reichen auch ein paar Etappen. So kann man sich auf eine Fortsetzung freuen.
Blüten und Libellen gibt es erst im Frühjahr wieder, logisch. Aber im und am Wasser im 60 Hektar großen Gelände, wo Natur Natur sein darf, zeigen sich im Winter Enten und Eisvogel, Turmfalken und Graureiher, und Biberburgen lassen sich bestaunen. Immer wieder am Weg: Infotafeln mit Wissen über Wasser und Wald.
Start ist am Infopunkt, der im Winter geschlossen ist. Es gibt mehrere Lehrpfade über Hecken und Gehölze, über Nistkästen und Vogelarten, über Obstbau, die schon länger angelegt sind. Und nicht wundern, wenn man Goldfische im Wasser sieht. „Die hat jemand ausgesetzt“, sagt Lehenherr. Befürchtet wurde, dass sie Libellen und Amphibien schaden könnten. „Aber sie machen nichts kaputt.“
2019 wurde der Naturthemenpark fertig, für den es Geld aus dem Eu-leaderprogramm gab. Erster Baustein war 2017 der 3,5 Kilometer lange Themen-erlebnisweg Wasser. Noch während Stege und Tafeln gebaut wurden, siedelte sich ein Biber an. Von den Arbeiten ließ es sich nicht stören, er fällte Bäume, setzte Flächen unter Wasser, baute seine Burg. Ein zweiter kam und blieb, heute gibt es drei Biberreviere im Park. Der natürliche Lebensraum lockt seltene Tiere und Pflanzen. „Es ist eine tolle Biotoplandschaft entstanden“, sagt Lehenherr. Nicht nur zur Erholung, sondern auch, um Wissen über Natur und Umwelt zu vermitteln.
Zweiter Baustein war der Info-punkt, ein Umweltbildungszentrum für Kinder und Erwachsene, dritter Baustein zehn interaktive Erlebnisstationen. Der Park werde rege besucht, sagt Lehenherr. Schulklassen kommen, Vogelbeobachter oder einfach Spaziergänger. In Nicht-corona-zeiten kann man sich von Guides führen lassen und die Tourismus-info bietet Veranstaltungen an, mit dem Handy kann man mittels Qr-code an den Infotafeln sein Wissen vertiefen.
Seit bald drei Jahrzehnten schafft der Umweltbeauftragte zusammen mit Stadtgärtnerei-chef Jens Wehner mehr Natur und Artenvielfalt in ganz Bad Saulgau. Unterstützt vom Gemeinderat, von der Bürgermeisterin, vom Gewerbe, von vielen Saulgauern, wie Lehenherr betont. „Beim Erhalt der Artenvielfalt geht es schließlich um unsere Lebensgrundlage, um unser Überleben.“
Längst besteht das Stadtgrün in Bad Saulgau nicht mehr aus Wechselbepflanzungen, sondern aus mehrjährigen Stauden. „Das ist insektenfreundlicher und auch billiger.“15 Kilometer Fließgewässer wurden renaturiert, zig Tümpel angelegt, 120 Hektar Biotope geschaffen. Seit 2011 darf sich Bad Saulgau „Landeshauptstadt der Biodiversität“nennen. Nur eine von mehreren Natur-auszeichnungen. Immer wieder sind Lehenherr und Stadtgärtner Wehner unterwegs, um das Modell Saulgau landauf, landab zu erklären.
Der Einsatz für mehr Biodiversität lohnt sich. „Um Bad Saulgau herum haben wir heute 24 Biberreviere“, sagt Lehenherr. Auch dem Storch gefällt es hier wieder: 25 Nistpaare gab es im Sommer rund um Saulgau. Im ganzen Südwesten nimmt die Zahl der großen Vögel zu, sagt Lehenherr, Saulgaus Natur scheint ihnen aber besonders zu gefallen: „90 Störche hatten wir dieses Jahr, alle sind stattgeworden.“