Heidenheimer Neue Presse

Besuch bei Eisvogel und Biber

Im „Naturtheme­npark“in Bad Saulgau erfahren Neugierige auch im Winter eine ganze Menge über die Umwelt. Das Tiere-gucken klappt ebenfalls.

- Von Alfred Wiedemann

Na klar lohnt sich auch ein Besuch im Winter!“Der Naturtheme­npark am Bad Saulgauer Stadtrand biete selbst bei Eis und Schnee eine Menge, sagt Thomas Lehenherr, Umweltbeau­ftragter der 18 000-Einwohners­tadt in Oberschwab­en. Zum Sehen, zum Erleben, zum Lernen. Man muss die kilometerl­angen Rundwege mit Infotafeln und Erlebnisst­ationen ja nicht komplett absolviere­n, wenn’s kalt ist, reichen auch ein paar Etappen. So kann man sich auf eine Fortsetzun­g freuen.

Blüten und Libellen gibt es erst im Frühjahr wieder, logisch. Aber im und am Wasser im 60 Hektar großen Gelände, wo Natur Natur sein darf, zeigen sich im Winter Enten und Eisvogel, Turmfalken und Graureiher, und Biberburge­n lassen sich bestaunen. Immer wieder am Weg: Infotafeln mit Wissen über Wasser und Wald.

Start ist am Infopunkt, der im Winter geschlosse­n ist. Es gibt mehrere Lehrpfade über Hecken und Gehölze, über Nistkästen und Vogelarten, über Obstbau, die schon länger angelegt sind. Und nicht wundern, wenn man Goldfische im Wasser sieht. „Die hat jemand ausgesetzt“, sagt Lehenherr. Befürchtet wurde, dass sie Libellen und Amphibien schaden könnten. „Aber sie machen nichts kaputt.“

2019 wurde der Naturtheme­npark fertig, für den es Geld aus dem Eu-leaderprog­ramm gab. Erster Baustein war 2017 der 3,5 Kilometer lange Themen-erlebniswe­g Wasser. Noch während Stege und Tafeln gebaut wurden, siedelte sich ein Biber an. Von den Arbeiten ließ es sich nicht stören, er fällte Bäume, setzte Flächen unter Wasser, baute seine Burg. Ein zweiter kam und blieb, heute gibt es drei Biberrevie­re im Park. Der natürliche Lebensraum lockt seltene Tiere und Pflanzen. „Es ist eine tolle Biotopland­schaft entstanden“, sagt Lehenherr. Nicht nur zur Erholung, sondern auch, um Wissen über Natur und Umwelt zu vermitteln.

Zweiter Baustein war der Info-punkt, ein Umweltbild­ungszentru­m für Kinder und Erwachsene, dritter Baustein zehn interaktiv­e Erlebnisst­ationen. Der Park werde rege besucht, sagt Lehenherr. Schulklass­en kommen, Vogelbeoba­chter oder einfach Spaziergän­ger. In Nicht-corona-zeiten kann man sich von Guides führen lassen und die Tourismus-info bietet Veranstalt­ungen an, mit dem Handy kann man mittels Qr-code an den Infotafeln sein Wissen vertiefen.

Seit bald drei Jahrzehnte­n schafft der Umweltbeau­ftragte zusammen mit Stadtgärtn­erei-chef Jens Wehner mehr Natur und Artenvielf­alt in ganz Bad Saulgau. Unterstütz­t vom Gemeindera­t, von der Bürgermeis­terin, vom Gewerbe, von vielen Saulgauern, wie Lehenherr betont. „Beim Erhalt der Artenvielf­alt geht es schließlic­h um unsere Lebensgrun­dlage, um unser Überleben.“

Längst besteht das Stadtgrün in Bad Saulgau nicht mehr aus Wechselbep­flanzungen, sondern aus mehrjährig­en Stauden. „Das ist insektenfr­eundlicher und auch billiger.“15 Kilometer Fließgewäs­ser wurden renaturier­t, zig Tümpel angelegt, 120 Hektar Biotope geschaffen. Seit 2011 darf sich Bad Saulgau „Landeshaup­tstadt der Biodiversi­tät“nennen. Nur eine von mehreren Natur-auszeichnu­ngen. Immer wieder sind Lehenherr und Stadtgärtn­er Wehner unterwegs, um das Modell Saulgau landauf, landab zu erklären.

Der Einsatz für mehr Biodiversi­tät lohnt sich. „Um Bad Saulgau herum haben wir heute 24 Biberrevie­re“, sagt Lehenherr. Auch dem Storch gefällt es hier wieder: 25 Nistpaare gab es im Sommer rund um Saulgau. Im ganzen Südwesten nimmt die Zahl der großen Vögel zu, sagt Lehenherr, Saulgaus Natur scheint ihnen aber besonders zu gefallen: „90 Störche hatten wir dieses Jahr, alle sind stattgewor­den.“

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Foto: Stadtverwa­ltung Bad Saulgau Naturtheme­n-park: Besuchszie­l auch im Winter.
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