Als Tonstudio eine Klasse für sich
Das Tonstudio „cvmusic“wurde mit dem Preis für das Beste seiner Art ausgezeichnet. Inhaber Christian Vaida erzählt, warum er sich selbst eigentlich gar nicht als den Besten sieht und warum er Heidenheim München vorzieht.
Zum wiederholten Mal wurde die Einrichtung von Christian Vaida in Heidenheim als bestes Tonstudio seiner Art ausgezeichnet.
Außenstehende neigen hin und wieder dazu, Heidenheim zu unterschätzen. Übel kann man ihnen das nicht wirklich nehmen, schließlich hat die 50 000-Einwohner-„metropole“auf den ersten Blick nicht allzu viel zu bieten. Schon aus kultureller Sicht lässt sich diese Annahme jedoch schnell widerlegen, ist Heidenheim doch unter anderem Heimat der Opernfestspiele sowie der zweitgrößten Freilichtbühne Baden-württembergs – dem Naturtheater, selbstverständlich. Seit Kurzem beheimatet Heidenheim zudem Deutschlands bestes Tonstudio.
Genauer gesagt steht Deutschlands bestes Tonstudio weiterhin in Heidenheim. Christian Vaidas Studio „cvmusic film/ton“ergatterte beim Deutschen Rock- und Pop-preis 2020 den Preis in der Kategorie „Bestes Rock-/pop-tonstudio“– und das bereits zum sechsten Mal. Doch wie kann es sein, dass ausgerechnet in Heidenheim das beste Tonstudio Deutschlands beheimatet sein soll?
Die ganze Bandbreite
„Ich denke, das liegt vor allem an den vielen Möglichkeiten, die ich hier biete“, findet Christian Vaida. Neben Musikproduktion befasst er sich unter anderem auch mit Filmproduktion, 3D-audio, Mastering für Streaming-dienste sowie dem Stimmen von Schlagzeugen. Eine große Bandbreite – dennoch würde Vaida sein Studio selbst nicht unbedingt als die Nummer eins sehen: „Das beste Studio kann es objektiv gar nicht geben.“Das hänge von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.
Wie erklärt Vaida sich also die Entscheidung der rund 30-köpfigen Fachjury des Deutschen Rock- und Pop-preis, gerade ihn auszuzeichnen? Auf ihrer Homepage nennt die Jury „Preis-leistungsverhältnis“als entscheidenden Aspekt. Dem kann sich Vaida nur anschließen: „Der ist bei mir herausragend.“70 Euro die Stunde verlangt Vaida, Studios in Großstädten wie etwa München lägen mit einem Stundensatz von rund 200 Euro deutlich darüber – dabei können sie oftmals nur mit weniger Leistungen und kleineren Räumlichkeiten aufwarten.
„Das ist auch der Grund, warum ich mich in Heidenheim niedergelassen habe“, erzählt Vaida. In München, wo er sein Toningenieur-studium absolviert hat, gebe es hundert Studios – „ein Haifischbecken“. Hier, in Heidenheim,
habe er hingegen keinerlei Konkurrenz, dafür deutlich größere Räumlichkeiten, als er es sich in einer Großstadt leisten könnte.
Gerade diese ermöglichen Vaida auch, sich als Allrounder aufzustellen. Orchester, Chöre, Hip-hop, Jazz, Klassik, Gitarrenmusik, Musicals – viele Musiker aus vielen verschiedenen Genres zieht es zu Vaida.
Doch der Musikproduzent bleibt realistisch: „Die meisten Studios spezialisieren sich auf ein Genre. Ich biete Allround-qualität, bin selbst aber natürlich nicht in allen Genres der Beste.“
Schlager dauern eben länger
Einmal, so Vaida, habe er sich sogar an der Produktion eines Schlagers versucht. Das Ergebnis wurde sogar mit einem Preis ausgezeichnet, doch statt den angepeilten zwei Tagen Arbeit, saß Vaida am Ende zwei Wochen an dem Projekt. Je nach Genre und Erfahrung dauere es manchmal eben länger.
„Es kommt aber auch darauf an, wie schnell die Musiker selbst sind und wie ambitioniert das Projekt ist“, meint Vaida. In Kooperation mit einer Kirche aus New York entstand vor einiger Zeit ein aufwendiges Chor-album. „Da saß ich rund zwei Wochen an einem einzelnen Song. Der kostet dann auch etwa 6000 Euro, bei einem ganzen Album entstehen dabei Kosten von rund 60 000 Euro.“Zum Vergleich: Ein Album eines Pianisten kann deutlich schneller eingespielt und gemischt werden. Kostenfaktor: 500 Euro – für das gesamte Album.